Fermentation on the skins

Der Neuzugang im Sortiment von Andi Weigand ist der Amphora White, es ist eine Cuvée aus Bacchus und Müller-Thurgau, die Trauben wurden entrappt und zu gleichen Teilen für 9 Monate in der Amphore vergoren und ausgebaut, danach wurde der Wein unfiltriert und ungeschönt auf die Flasche gezogen.

In der Nase zunächst mostig und kräutrig, Salbei, Kamille und etwas Würze mit Luft öffnet er sich und die Frucht kommt durch: Mirabelle, Aprikose mit leichter Exotik Ananas, Mango. Am Gaumen mit frischer Säure und feinem Gerbstoff, man ist fast überrascht, wie stark sich der Gerbstoff im Hintergrund hält, obwohl der Wein an die 9 Monate auf der Maische verbracht hat, die Aromatik bleibt ähnlich, zart kräutrig, mit gelber Frucht, Aprikose, Ananas und etwas Zitrone, ein perfekter Einstieg in die Welt der maischevergorenen Weine! [ND 07/2022]

maischevergorener Naturwein aus 35% Pinot Blanc, 35% Grüner Veltliner, 15% Chardonnay, 10% Muskat Ottonel und 5% Sauvignon Blanc, in gebrauchten Barriques und Amphoren ausgebaut. Sattes Goldgelb, in der Nase Mirabellengelee, Grapefruitzeste, feine Kräuterwürze mit Waldmeister, dazu exotische Noten nach Maracuja, phenolisch unterlegt. Am Gaumen eine sämige Textur mit gutem Schmelz, zarte Säure aber viel Grip vom Schalenkontakt, sehr stimmiger Amphorenwein mit schönem Trinkfluß. [GB 08/2021]

Die Trauben für diese Cuvée aus 42% Merlot, 35% Cabernet Franc dazu etwas Syrah, Petit-Verdot, Cabernet Sauvignon und Tempranillo, kommen von den besten Rotweinlagen am Seehof und am Panholzerhof, ausgebaut über 16 Monate in kleinen Barriques zur Hälfte in Erstbelegung. In der Nase sehr reife Frucht: rote Beeren, Kirschen, Maulbeeren, Mandeln, etwas rote Bete und Wildkräuter. Am Gaumen eine sehr kräftige und saftige Textur, feinmaschiges Tannin, feine aber herzhafte Säure, balsamische Fruchtnoten, äußerst präzise abgestimmt, gute Länge. [GB Jg. 2018]

Spitzencuvée des Hauses Manincor mit 65% Merlot und 35% Cabernet Franc, der Merlot kommt von sehr alten Reben aus der Lage Tatzenschrot, der Cabernet vom Seehof, getrennt für 4 Wochen im Holzgärständer mazeriert und über 20 Monate in kleinen Barriques zur Hälfte in Erstbelegung ausgebaut. In der Nase dunkle Beeren: Brombeeren, Heidelbeeren, Cassis, orientalische Gewürze, Leder und Tabak. Am Gaumen eine sehr mächtige Textur, dichtes feingranulares Tannin und eine lebendige Säure, elegant miteinander verwoben, nie laut oder hart, große Finesse ausstrahlend. Eine sehr vornehme Bordeaux Interpretation mit Zukunftspotential! [GB Jg. 2015]

Echt Orange, eine steirische Cuvée aus halb Sauvignon Blanc und halb Morillon, 12 Monate auf der Maische in großen neutralen Eichenfässer vergoren und naturtrüb abgefüllt. Daher ein mattes Rotgold im Glas, in der Nase leicht ätherische Noten, verhalten nach Grapefruit- und Mandarinenzeste, Baumrinde. Am Gaumen ein mächtig-phenolischer Auftritt, gute Mischung aus straffer Säure und zupackendem Tannin, herzerfrischende Struktur, noch jung - aber schon eine sehr erwachsene (Tertiär-) Aromatik. Der Name ist Programm: Erde, Erde, Erde. [GB Jg. 2018]

PS: Interessante Erfahrung mit Luft: Frisch geöffnet - mit minimalem mäuseln, am 2. und 3. Tag - stärkeres mäuseln (nicht untypisch), aber am 5. Tag war die "Maus" weg, großartig. Also gleich oder nach mehrtätiger Luft trinken!

Der Nosiola -eine alte autochthone Rebsorte im Trentin- von der Lage Fontanasanta wird bei Foradori lang auf der Maische in Amphoren ausgebaut. Ein weiteres Unikat von Emilio und Elisabetta - mit außergewöhnlicher Kraft und Struktur. In der Nase intensiv nach Birnenschale, Melone und Quitte, auch Rhabarber, Blütenhonig und ein Hauch Lorbeer, auch viel vom Schalenkontakt, Feuerstein in Richtung nasser Lappen. Am Gaumen eine sehr klare Textur, gelbfruchtig, breitschultrig, mit einer dezenten Phenolik, die Säure eher zurückhaltend, dazu viel Fruchtextrakt, alles sehr harmonisch verwoben und von großer Trinkigkeit. Unbedingt karaffieren und große Gläser benutzen! [Jg. 2016 GB 03/2018]

Der Nosiola -eine alte autochthone Rebsorte im Trentino- von der Lage Fontanasanta wird bei Foradori länger auf der Maische, in Ton-Amphoren ausgebaut, ein Markenzeichen des familiengeführten Weinguts. Also ein weiteres Unikat von Emilio und Elisabetta - mit außergewöhnlicher Kraft und Struktur. In der Nase intensiv nach Birnenschale, Melone, Bienenwachs, Grüntee und frische Wiesenkräuter aus den Dolomiten. Am Gaumen eine sehr klare Textur, grünlich-frisch wie hochreife Hopfendolden, mit einer dezenten Phenolik, die Mineralik der Höhenlage kommt zum Ausdruck, alles sehr harmonisch verwoben und ein ausgezeichneter Speisenbegleiter. Profitiert erheblich von Belüften, großen Gläsern oder längerer Flaschenreife. [JK 11/21]

Was für ein Grauburgunder, weder rund noch weichgespült! Acht Monate auf der Maische in Tonamphoren vergoren - helles Ziegelrot – wilde Nase geprägt von dem ausgiebigem Schalenkontakt, Hagebutte, rosa Grapefruit und etwas Schwarzer Tee. Am Gaumen eine feine Textur, spürbarer animierender Grip und dezent herb, mit einer angenehmen Tanninstruktur durch den Maischekontakt. Frischer Zitrustouch wie Clementine und einem schönen Kräuterbogen im Abgang, sehr lang-anhaltend. Der Fuoripista Pinot Grigio 2020, ein Gegenstück zu den vielen Schmalspur Pinot Grigios die man sonst aus der Region kennt! [JK 11/21]

Dieser Furmint stammt von der Lage Ritzlinger Kalkofen. In der Nase frische Limetten, Zitornenmelisse, Ananas, floral nach weißen Blüten, etwas Zimt. Am Gaumen eine extrem drahtige Textur mit einer vibrirenden Säure, fein strukturiert, zart salzig, klar wie ein Gebirgsbach, ein Zitrus-Potpourri, mit 9,5 vol.% Alk. federleicht, filigran, ja fast zerbrechlich. Grandioser Leicht-Wein. [GB Jg. 2019]

unfiltriert - Maischegärung - keine Sulfite zugesetzt!

Caroline ist ein Gemischter Satz aus Sauvignon Blanc, Chardonnay, Manzoni Bianco und Viognier, davon circa die Hälfte auf der Maische vergoren und der restliche Teil nach kurzer Standzeit mit voller Hefe im großen Holzfass vergoren. Nach der Gärung blieb der Wein für weitere zehn Monate auf der Vollhefe, bevor er abgezogen und im Beton und gebrauchten Holzfass bis zur Füllung gelagert wurde. Soweit mal zu den Hardfacts.

Jetzt beginnt der für die Beschreibung schwierigere Teil. Denn Martin Gojer ist ein Freigeist und seine Weine sind es ebenso: Freistil, das steht sogar auf dem Etikett. Und Freistil mit Worten zu beschreiben ist immer eine Herausforderung, schließlich raubt man ja mit jedem Wort schon wieder ein Stück expressionistische Freiheit und Individualität. Die Nase ist eine Wucht! Ein hochkomplexes und zeitgleich absolut verführerisches Potpourri von Ananas, Salzzitrone, gegrillten Pimientos, Orangenblüte und Eukalyptus. Eine Komposition von gelbfruchtiger Reife und Kraft (vermutlich trägt der Viognier hier auch seinen Teil dazu bei) und alpiner Kräuterfrische. Am Gaumen dann eine reife, gut ausbalancierte Säure, auf der die rauchigen Kräuteraromen, die helle Würze, die salzige Frische und das noch mehr Tiefe verleihende Tannin wie auf einer perfekten Welle schwimmen. Im Freistil, und zwar direkt zu Olympia. [LA 12/22]   

Der Goldfish ist das Ergebnis eines Projektes von Herbert Zillinger mit einem Wiener Gastronomen, um einen leicht zugänglichen und trinkigen Naturwein zu kreieren. Tatsächlich ist dieser Veltliner mit einem geringen Tramineranteil ein perfekter Einstieg in die Naturweinwelt. Der Traminer wird auf der Maische vergoren und leicht abgepresst, danach in der Gärung mit dem Grünen Veltliner zusammengeführt, bevor der Wein unfiltriert in die Flasche gebracht wird.

Helles Goldgelb, in der Nase Apfelkompott, getrocknete Blüten, Heublumen, viel Würze mit einer Spur Quitte, auch ganz zarte vegetabile Anklänge. Am Gaumen dann mit feiner Hefestruktur und gutem Gerbstoffgerüst, schöne Kernobstaromatik nach Boskop Apfel, dazu eine dezente Kräutrigkeit, die Säure eher zurückhaltend, trotzdem sehr guter Zug im Finish. Animierend mit jetzt schon perfekter Trinkreife! [Jg. 2020, GB 03/2022]

 

Diese Burgunder Cuvee aus 50% Weißburgunder, 25% Chardonnay, 20% Grauer Burgunder und 5% Neuburger kommt von Nordwest- und Osthängen am Leithagebirge. Vierzehn Tage auf der Maische vergoren, danach 17 Monate in Amphoren und im gebrauchten Eichenfass ausgebaut, unfiltiert und ohne Schwefelzugabe gefüllt.

Ein Weißwein? Ein Rosé? Definitiv ein FREAKSTOFF! Farben- und aromenfroh, fern von grau, mittlere Apricot-Farbe und naturtrüb, in der Nase nach Rauch, Feuerstein und Hefe von der Reduktion, kräutrige Noten die an Thymian erinnern, aber auch Rhabarber und Orange. Am Gaumen eine sehr straffe Textur mit deutlichen Gerbstoffanteilen, auch leicht bittere Rhabarbertöne, schwarzer Tee, massiv und intensiv und doch auch karg, kalkige Mineralik blitz durch, gute Spannung bis zum Schluß. Wird mit Luft immer besser - ein großartiger Naturwein! [Jg. 2018 GB 03/2021]

Ein Grüner Veltliner, kurz auf der Maische belassen, unfiltriert und daher naturtrüb abgefüllt. In der Nase Grapefruit, feiner Hefetouch, etwas Champagnerkraut, dazwischen ein Anflug von Zwiebelchutney und dann wieder Grapefruit. Am Gaumen eine mürb-herbe Textur mit erfrischender Säure, zarter Gerbstoff, leicht oxydierte Boskop-Apfel, Zitronenzeste, zupackend, sehr stimmig und wirklich süffig. Topp PLV, ein toller Naturwein in bunter Hippie/Patchwork-Aufmachung! [GB 06/2021]

Auf der Suche nach dem Potenzial des Grünen Veltliners (Amour fou = verrückte Liebe) probieren Steffi und Alwin Jurtschtisch vieles/alles aus. Reife Trauben aus dem Loiserberg wurden teils im Holzfass, teils im Keramik-Ei über zwei Wochen auf der Maische vergoren bis ein Optimum an Komplexität, Aroma und Tiefe erreicht wurde. Danach wurde er 18 Monate auf der Hefe zu ausgebaut.

In der Nase fast untypische Aromen, dafür komplex nach Mandarinen, Grapefruit, dabei zart hefig-maischig-nussig, schon bis hierher überaus stimmig und einladend. Am Gaumen entfaltet sich dann die ganze Vielfalt dieser Machart: schalige Phenolik mit dezentem Gerbstoff, feiner Säure, viel Grip bei großartigem Trinkfluß, klebt auf der Zunge und bleibt ewig. Toller Naturwein - auch für Einsteiger! [GB Jg. 2018]

Unter dem Titel „Entdeckungen aus Langenlois„ werden am Weingut Jurtschitsch jedes Jahr besondere Projekt-Weine vinifiziert und in kleinen Mengen abgefüllt. Belle Naturelle - ein Grüner Veltliner im Adam und Eva Kostüm. Ungeschminkt, ungeschönt, unfiltriert - ganze Trauben im neutralen Holzfass für 2 Wochen auf der Maische vergoren. Helles Goldgelb, verspielte Nase nach Quitte, Birne, Aprikose, Rhabarber und ein Hauch Kamille. Am Gaumen eine zarte Phenolstruktur, kreidige Mineralik, dazwischen blitzt ein schöner Schmelz auf, filigrane Säure, sehr traubig - mostig-herb - und auch süffig. [GB 08/2022]

Ein Grüner Veltliner, der keiner ist, naja zumindest kein typischer und das ist auch gut so. Denn es ist eine große Bereicherung, dass Veltliner auch aus dem allzugleichen Schema ausbrechen kann! Aus der grandiosen Lage Edelgraben am Leithaberg, draufschreiben darf er aber eigentlich gar nix, da der Wein trüb abgefüllt wurde und deshalb keine Prüfnummer bekommt.
In der Nase eine leichte Reduktion und Wildheit, wird aber nicht zu extrem, viel Kräuterwürze und kühle Aromen, extrem komplex und einnehmend, ein Hauch Dörrobst und Hefe, dann wieder Zitronenmelisse und Pimientos, verändert sich rasend schnell. Am Gaumen mit kernigem Zug und Kalkmineralik, dazu aber auch eine Portion Charme, bizelige Struktur mit zartem Grip, ein Hauch Stachelbeere, dazu Limette und Grüner Tee, genialer Stoff, der einfach Spaß macht, weil man sich damit stundenlang beschäftigen könnte, allerdings wird die Flasche dafür zu schnell leer sein. [CB Jg. 2019]

In der Amphore auf der Maische vergorener Grüner Veltliner, anschließend in gebrauchten Holzfässern und Amphoren ausgebaut. Helle Zwiebelfarbe mit Kupfereflex, naturtrüb, reduktive Nase nach Feuerstein, Mandarinenzeste, Marzipan, Dörrobst, ätherische Noten. Am Gaumen straffe Struktur, viel Würze, viel Tannin - ja dieser Weißwein hat richtig Gerbstoff, herbe Birnenschale, Walnuss, dazu eine feine Säure trocken-mineralischer Abgang. Für Naturweinfreaks - ein echter Orangewein! [GB Jg. 2018]

Bei Muster sind alle Weine Naturweine, aber Maischevergorene Weine gibt es eigentlich nur zwei: die Erde und die Gräfin. Die Gräfin ist ein reinsortiger Sauvignon Blanc der für circa drei Wochen auf der Maische vergoren wurde, je nach Jahrgang kann das auch mal nur zwei Wochen oder auch vier Wochen dauern, solang bis die Gärung eben durch ist. Die Trauben wachsen, wie bei allen Weinen von Sepp Muster, auf dem typischen Opok-Böden der Region.

In der Nase ist die Rebsorte im dezenten Ausmaß spürbar. Gelbe Paprika, getrocknete Kamille und Koriandersamen sind die Düfte die einem erstmals in die Nase steigen. Gefolgt von Kochbanane und grüner Papaya, die etwas Exotik bringen. Die Komplexität lässt den Wein immer wieder in eine andere Richtung abdriften. Würze, getrocknete Kräuter und Fruchtspiel wechseln sich ab. Getragen von Säure und Gerbstoff wirkt der Wein sehr schlank. Unbedingt dekantieren, denn mit Luft bekommt der Wein einen noch viel schöneren Charakter und ein schmeichelndes Mundgefühl. Am Gaumen zeigt der Sauvignon Blanc dann doch seine vegetabile Seite. Eher grün, karg und saftig. Immer wieder kommt Brennnessel oder auch Knollensellerie zum Vorschein. Die komplexe Nase setzt sich auch am Gaumen durch. Auf alle Fälle spannend wenn man sich auch ein paar Flaschen zum Reifen weglegt. [NH Jg. 2018]

Julian Haart hat einen neuen Wein, es wird ihn allerdings nur ein einziges Mal geben! Denn der Weingarten in dem der Weissburgunder und der Bacchus für den Haart Landwein gewachsen sind, wurde im Winter nach der Lese gerodet und im Frühling neu bestockt. Julian wusste, dass er die Trauben nur noch einmal lesen würde und wollte sich dementsprechend im Keller etwas austoben und sein Faibel für Gerbstoff und Weine mit Maischekontakt ausleben.

Ende September kam der Bacchus in den Keller, mit niedrigem Zucker und knackigen 10 Promille Säure, entrappt und in eine offene Box für die Gärung. Zwei Tage später wurde der etwas reifere Weissburgunder gelesen, ebenfalls entrappt und zum Bacchus in den offenen Bottich gegeben. Nach knapp einer Woche auf der Maische war die Gärung fast durch und die Maische wurde abgepresst, um ein gebrauchtes Fuder zu befüllen. Es gab eine kleine Schwefelgabe nach der Gärung, sonst wurde der Wein ohne Filtration nach einmaligem abziehen direkt gefüllt.

In der Nase eine feine und zurückhaltende Aromatik, florale Anklänge, Kamille und Birne, kühle Frucht und grüne vegetale Anklänge, da kommt der Bacchus deutlich durch und gibt dem Wein seine Eigenständigkeit. Am Gaumen mit viel Saft, die Säure ist filigran aber lebendig, dazu kommt ein zarter Körper, das Tanningerüst ist weich und eher schmeichelnd, bleibt mit zarter Würze im Mund zurück und macht Lust auf den nächsten Schluck, Ein geselliger Trinkwein mit zarten Ecken und guten Trinkfluss! [CB 09/2022]

Früher oder später wird jeder interessierte Weintrinker unweigerlich mit der Frage "Was genau ist eigentlich natural wine?" konfrontiert. Da kann man dann natürlich viel über Spontangärung, Handarbeit und vergrabene Kuhhörner und Amphoren nachlesen (idealerweise vielleicht in unserem Blog Naturweine, Orange, RAW etc. | Weinfurore- wir haben uns große Mühe gegeben und da mal einen Text verfasst, der einen guten Überblick zum Thema Naturwein geben soll, ohne alle Begriffe einfach wild in einen Topf zu schmeißen), aber am Besten ist es doch, man probiert einfach mal was. Und dafür ist der KalkundKiesel weiss von Claus Preisinger geradezu perfekt, denn er offenbart in einem Schluck, was Naturwein alles sein kann. 

Das bereits auf den ersten Blick erkennbare Natural-Kriterium ist die Trübheit, denn filtriert oder gar geschönt wird im Hause Preisinger eigentlich schon lange nicht mehr. In der Nase dann gut erkennbar die von den wilden Hefen stammende "Sponti-Aromatik", die sich hier aber keineswegs anstrengend oder gar unangenehm aufdrängt, sondern ein komplexes, gut wahrnehmbares Gesamtbild typischer Naturweinaromatik abgibt: frische Wiesenkräuter, warme (Kamille, Ananas) und kühle (Fenchel, Eukalyptus) Aromen, die eine sehr gelungene Symbiose mit den (mit zunehmender Sauerstoffzufuhr) immer zarter werdenden Reduktionsnoten eingehen. Im Mund kommt das alles dann auf eine enorm saftige, frische und spannende Art zusammen. Spannend, weil sich diese Cuvée aus Weißburgunder, Veltliner, Welschriesling und ein bisschen Muskateller nicht so recht entscheiden kann zwischen frischer, spritziger Leichtfüßigkeit und extraxtreichem Schmelz, zwischen gelber Fruchtaromatik und herb-kräuterigem Touch - muss sie auch nicht! Denn was Claus Preisinger hier von seinen biodynamischen Weingärten am Neusiedler See in die Flasche gebracht hat macht einfach unglaublich Spaß. Nicht nervig provokant, aber dennoch fernab von Langeweile und Mainstream - Trinken! [LA 09/22]

Eine ausgewachsene Naturwein-Cuvée aus 50% Grauburgunder und 50% Elbling (eine sonst kaum bekannte Sorte von der Mosel), zart auf der Maische vergoren, naturtrüb und ohne Schwefel abgefüllt. Dezente Rosa-Zwiebelschalen Farbe (von der Pinot Grigio Schale), in der Nase Grapefruit, oxidierter Boskop-Apfel, Bernstein, auch etwas mürbes nasses Holz, zarte ätherische Anklänge. Am Gaumen eine hefig-herbe Textur, vornehme Gerbstoff-Struktur, gute Säure - guter Grip, wieder Grapefruit, hinterlässt eine saftige Spur auf der Zunge, sehr animierend. [GB 03/2022]

Der Karambolage ist in jedem Jahr ein komplett anderer Wein und mit dem 2021er Jahrgang ist es eine Cuvée aus Chardonnay, Elbling und einem kleinen Anteil Pinot Noir. Der Pinot Noir wurde dabei als Rotwein ausgebaut und zwei Wochen auf der Maische vergoren, quasi als Versuch ob es mit der Sorte in diesem Jahr klappt. Das Ergebniss hat Jonas dann nicht ausgereicht um die Sorte separat auzubauen und hat es mit dem direkt gepressten Chardonnay und Elbling verschnitten.
Der 2021er Karambolage ist karg und straff, mit viel Zug, filigraner Frucht und animierender Säure, eine dezente Frucht kommt durch, etwas Zitrus vom Chardonnay, dazu etwas pilziges vom Pinot Noir, minimalistisch und mit fordernder Struktur. [CB 01/2023]

Die Lagrein Trauben kommen zu zwei Dritteln aus der Lage Rubatsch bei Terlan (Porphyrurgestein) und zu einem Drittel vom Seehof bei Kaltern mit lehmigem Kalkschotter im Untergrund. Rubatsch bringt Feinheit und Eleganz, Seehof gibt Kraft, ausgebaut über 16 Monate in kleine Barriques mit 20% Neuanteil. In der Nase dunkle Frucht: Dörr-Zwetschgen, Holundersirup, etwas Lakritze, zarte balsamische Noten und weihnachtliche Gewürze. Am Gaumen anfangs eine frische Textur mit feinziseliertem Tannin, das sehr reif und weich wirkt, dazu eine herzhafte Säure, was trinkanimierend wirkt, geht dann aber in einen sehr samtigen Abgang über. [GB 06/2022]

Die Materia Prima der griechischen Philosophie stand Pate für diesen "Urstoff" - dessen handselektierte Traminer und Grüner Veltliner Trauben wurden spontan im Betonei auf der Maische vergoren. Mittleres Rotgold, in der Nase eine intensive Geruchsvielfalt, Tannennadeln, Nuancen von Harz, Wegerich, kandierte Orangen, Hagebute, Bratapfel und leicht ätherische Noten. Am Gaumen eine eher herbe Textur, knochentrocken mit einer rauchigen Würze, dezente Malznoten, sehr zarte Säure, guter Grip vom Gerbstoff. Ein elementarer Wein im Urzustand, in sich ruhend und doch bewegend! [Jg. 2019, GB 07/2021]

Endlich ist der 2019er Miau von Martin Gojer bei uns eingetroffen! Die Farbe ist genial, leicht trübes Rose das sich auffächert wie ein Regenbogen. In der Nase beginnt er kühler und straffer als im letzten Jahr, mit feinen Kräutern, etwas Minze, Johannisbeere und viel Frische, ungemein animierend und knackig. Am Gaumen mit animierender Säure, der leichte Gerbstoff gibt ihm Länge, Grapefruit und Birne, saftig und ausgewogen, das hat Zug und macht richtig Spaß, hinten raus dann mit feinem Malznoten und einer Spur Nussigkeit. Pfeift! Ideal für den sonnigen Nachmittag oder den verregneten Abend, eigentlich egal bei dem Sprudler. [CB Jg. 2019]

Der „Mon Blanc“ blüht nicht nur auf dem Etikett, sondern auch im Glas. Aber nicht auf diese aggressive, kitschige Art wie ein Schnittblumenbouquet auf einem drapierten Hochzeitstisch, nein nein – die Cuvée aus Grünem Veltliner, Riesling, Weißburgunder und Gelbem Muskateller duftet beruhigend, frisch, kräuterig und natürlich wie eine wildgewachsene Blumenwiese an einem sonnigen, aber noch kühlen Frühlingsmorgen. Zu diesen zart floralen Aromen von Kamille und frischen Kräutern wie Lorbeerblättern gesellt sich eine deutliche, aber angenehm stimmige Hefearomatik. Schließlich ist dieser Wein (wie auch die anderen aus der Jurtschitschen Serie „Entdeckungen vom Weingut“) komplett ungefiltert, ungeschönt und nur minimalst mit Schwefel versehen. Am Gaumen macht sich das mit einer sehr eleganten Struktur bemerkbar: sehr saftig, lebendig, mit einer gut tragenden Säure und charmanter Fruchtaromatik. Und mit dem ästhetisch ansprechenden Etikett hat sogar das Auge auch noch was davon. [LA 08/2022]