Österreich

Republik Österreich – Hauptstadt: Wien – Fläche: 83.858 km² – Einwohner: 8,2 Mio.
Österreich ist in erster Linie ein Gebirgsland. Der größte Teil des Landes entfällt auf die Ostalpen. Flüsse durchziehen das Gebirgsland meist in großen Längstälern von West nach Ost. Der wichtigste und größte Fluss Österreichs ist die Donau, der zweitlängste Strom Europas, der bei Passau das österreichische Staatsgebiet erreicht, von dort aus nach Wien und weiter Richtung Bratislava an der slowakischen Grenze fließt. Die zwei größten der zahlreichen Seen sind der Bodensee im so genannten Dreiländereck, an dem die Grenzen der Schweiz, Deutschlands und Österreichs aufeinander treffen und der Neusiedler See an der Grenze zu Ungarn. Das Klima nimmt von West nach Ost zunehmend kontinentalen Charakter an, weshalb auch die Niederschlagsmengen nach Osten hin immer mehr abnehmen. In den höheren Lagen der Gebirgsregionen macht sich der atlantische Einfluss stärker bemerkbar.
In Österreich wird seit der Zeit der keltischen Besiedlung – das heißt bereits vor knapp 3.000 Jahren – Weinbau betrieben. Die burgenländische Gemeinde Zagersdorf im Weinbau-Gebiet Neusiedlersee-Hügelland und die niederösterreichische Gemeinde Stillfried im Weinbau-Gebiet Weinviertel gelten als älteste Weinbau-Gemeinden Österreichs. In beiden Orten wurden Traubenkerne gefunden, die aus der Zeit 700 bzw. 900 v. Chr. stammen und eindeutig der Spezies Vitis vinifera zuzuordnen sind. Die Aufhebung des durch Kaiser Domitian (51-96) erlassenen Auspflanzverbotes von Rebstöcken außerhalb Italiens durch Kaiser Probus (232-282) wirkte sich entscheidend auf den Weinbau aus. Denn damit begann in den Provinzen Noricum (Ober- und Niederösterreich) und Pannonien (Burgenland) eine geordnete Weinbaukultur. In den langen Wirren der Völkerwanderung kam der Weinbau fast zum Stillstand. Er wurde erst wieder ab dem 9. Jahrhundert – auch unter Einfluss der Gesetzgebungen von Kaiser Karl dem Großen (742-814) – wiederbelebt. Besondere Verdienste um den Weinbau sind den katholischen Orden der Benediktiner und Zisterzienser zuzuschreiben. Im Mittelalter waren die Klöster und Bistümer Klosterneuburg, Melk und Göttweig die Träger der Weinbaukultur. Das älteste noch bestehende Weingut Österreichs, das Freigut Thallern bei Gumpoldskirchen mit 70 Hektar, wurde im Jahre 1141 von den Zisterziensern gegründet. Und die Anfänge des heutigen Dinstlgutes in Loiben (Wachau) gehen sogar bis in das 9. Jahrhundert zurück.
Die älteste österreichische Weinbauordnung mit Regelungen bezüglich Arbeitszeit und festgelegten Strafen bei Weintraubendiebstahl stammt vom Habsburger Herzog Albrecht II. aus dem Jahre 1352. Bereits im Mittelalter gab es auch eine Einteilung in Weinqualitäts-Klassen. Im 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Österreich seinen Höhepunkt, die Rebfläche war mit rund 150.000 bis vielleicht sogar 200.000 Hektar zumindest dreimal so groß wie heute (50.000 ha). Es gab Weingärten bei Linz (Oberösterreich), bei Salzburg und in großem Umfang auch in Kärnten und Tirol. Und die Hauptstadt Wien ist buchstäblich auf Weingärten erbaut. Das wahrscheinlich älteste in Deutsch erschienene Weinbuch des Geistlichen Johann Rasch (1540-1612) beschreibt ausführlich den Weinbau, die Kellereitechniken und die Trinksitten dieser Zeit. Durch das Aufkommen des Bieres, hohe Abgabenbelastungen und den Dreißigjährigen Krieg kam es aber im 17. Jahrhundert zu einem Niedergang. Probleme brachte vor allem die Steuer, sinnigerweise auch „Ungeld“ genannt, denn sie wurde innerhalb von zwölf Jahren von 10% auf 30% erhöht. Dies führte dazu, dass viele Weingärten gerodet und statt dessen Weizen oder andere Produkte angebaut wurden. Nun wurden minderwertige Rebsorten bevorzugt und daraus billiger Massenwein gewonnen. Unter Maria Theresia (1717-1780) wurden Anordnungen zur Verwertung billigen Weines erlassen. Es entstanden viele Essig-Siedereien, Schnaps-Brennereien und Senf-Herstellung aus Traubenmost. Unter Kaiser Josef II. (1741-1790) wurde am 17. August 1784 in einem schriftlichen Erlass erlaubt, die eigene Fechsung auch im eigenen Haus zu verkaufen. Er legte damit den Grundstein für den Wiener bzw. österreichischen Heurigen. Im 19. Jahrhundert kam es zu einigen Katastrophen. Ein extremer Kälteeinbruch, aus Amerika eingeschleppte Pilzkrankheiten, Virenkrankheiten sowie als negativer Höhepunkt die Reblaus verwüsteten ganze Weinbau-Gebiete. Nach Österreich gelangte der Schädling wahrscheinlich im Jahre 1867, als August-Wilhelm Freiherr von Babo (1827-1894), Direktor der 1860 gegründeten Klosterneuburger Weinbauschule, aus Deutschland amerikanische Rebstöcke geschenkt bekam. Ein Meilenstein in der österreichischen Weingeschichte wurde durch Robert Schlumberger (1814-1879) gesetzt. Dieser stellte im Jahre 1846 seinen nach der Champagner-Methode produzierten „Vöslauer weißen Schaumwein“ vor, der zu einem großen Erfolg wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die alten Strukturen durch Rationalisierung und Mechanisierung geändert. Die Umstellung auf die neue Erziehungsform der so genannten Hochkultur durch Lenz Moser (Rohrendorf bei Krems in Niederösterreich) ermöglichte den Einsatz modernster Geräte. Nach dem „Weinskandal“ im Jahre 1985 wurden in Österreich noch strengere Gesetze und vor allem Kontrollen eingeführt, was entscheidend zur Qualitäts-Verbesserung beitrug. Im Jahre 1993 wurde ein Projekt mit dem Ziel gestartet, durch entsprechende Analysen und Auswahl möglichst gesunden Rebstock-Materials die Qualität langfristig zu steigern. Derzeit sind insgesamt 35 Qualitätswein-Rebsorten für Qualitäts- und Prädikats-Weine klassifiziert bzw. zugelassen. Die 22 weißen Sorten: Bouvier, Chardonnay, Frühroter Veltliner, Furmint, Goldburger, Grauer Burgunder, Grüner Veltliner Jubiläumsrebe, Müller-Thurgau, Muskateller, Muskat-Ottonel, Neuburger, Roter Veltliner, Rotgipfler, Sauvignon Blanc, Scheurebe, Sylvaner, Traminer, Weißer Burgunder, Weißer Riesling, Welschriesling und Zierfandler. Die 13 roten Sorten: Blauburger, Blauer Burgunder, Blauer Portugieser, Blauer Wildbacher, Blaufränkisch, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Ráthay, Roesler, St. Laurent, Syrah und Zweigelt. Die Rebflächen sind zu rund 75% mit weißen und zu 25% mit roten Rebsorten bestockt, wobei sich in den letzten Jahren ein Trend zugunsten der roten Sorten ergibt. Grüner Veltliner ist die Leitsorte Österreichs, er liegt mit 36% Anteil einsam an der Spitze, gefolgt vom ebenfalls typisch österreichischen Blauen Zweigelt mit 9%, mehr Details siehe Rebsorten-Spiegel.
Die Gesamt-Rebfläche beträgt knapp 50.000 Hektar (das entspricht dem spanischen Gebiet Rioja). Im Jahr 2000 wurden 2,4 Millionen Hektoliter Wein produziert, damit hat Österreich einen Anteil an der Weltproduktion unter einem Prozent. Österreich ist durch ein kontinental-pannonisches Klima geprägt. Es gibt kalte Winter und heiße, trockene Sommer mit langen Vegetationszeiten. Warme, sonnige Sommertage mit oft kühlen Nächten und milde Herbsttage sind typisch für die meisten Gebiete. Die jährlichen Niederschläge betragen im Osten 400 Millimeter, in der Steiermark können es 800 und mehr sein. Positiven Einfluss haben die Donau und der Neusiedlersee im Burgenland. An den Ufern des zweitgrößten Steppensees Europas reifen im späten Herbst häufig Trauben der Prädikatsstufen Ausbruch, Beerenauslese und Trockenbeerenauslese heran. Durch die oft sehr tiefen Temperaturen vom Dezember bis Januar ist im Osten auch eine beachtliche Produktion von Eiswein möglich. Die Höhenlage der Rebflächen beträgt meist etwa 200 Meter Seehöhe, in Niederösterreich bis 400 Meter; die höchstgelegenen Gebiete befinden sich in der Steiermark bis 560 Meter. Die Weingebiete liegen zumeist in gemäßigten Klimazonen ohne Extreme, etwa auf dem 47. und 48. Breitengrad; dies ist vergleichbar mit dem französischen Burgund. Es gibt unterschiedlichste Bodentypen; im Weinviertel und im Donautal dominiert Löss, in Krems, Langenlois und Wachau herrscht Urgestein vor, in der Thermenregion Kalk, im Burgenland Schiefer, Lehm, Mergel und Löss bis hin zu Sand. In der Steiermark dominieren Braunerde und Vulkanböden. Die Struktur ist durch kleine Rebflächen geprägt, rund 60% der Betriebe besitzen weniger als einen Hektar, nur ein Drittel betreibt Weinbau als Haupterwerb. Österreich ist in vier Weinbau-Regionen mit 16 Weinbau-Gebieten gegliedert.
Die Qualität eines Weines wird (wie in Deutschland) vor allem durch das Mostgewicht im Traubenmost ausgedrückt. Es gibt drei Haupt-Qualitätsstufen: Tafelwein, Qualitätswein und Prädikatswein.

Ähnliche Begriffe