Unsere neue Eigenedition No. 9: Chardonnay Nu 2018

Gastbeitrag von Wolfgang Hingerl
Geschäftsführer und Sommelier des Restaurant Mural

Ob Welschriesling, Sankt Laurent oder Rotburger – bisher hat Weinfurore stets für eine Überraschung mit seinen Eigeneditionen gesorgt. Rebsorten abseits der gängigen Topseller wurden hierbei von besonders talentierten Winzern zu ausdrucksstarken Weinen vinifiziert.

Der Mut neue bzw. alte Wege zu gehen und dem Wein die nötige Finesse dadurch nicht zu nehmen, hat mich stets überzeugt. Vom saftigen Glou Glou Wein bis hin zur etwas griffigeren maischevergorenen Variante war bisher sehr viel dabei, was neugierig auf mehr gemacht hat.

Nun hat man mit Friedrich Keller einen Partner gefunden, bei dem man diesen Weg konsequent weiter geht. Die Rebsorte, Chardonnay, ist hierbei natürlich keine unbekannte Variable. Dennoch auch kein leichter Sparringspartner, wenn das Ergebnis ein präziser, spannungsgeladener und treibender Wein werden soll.

Von einer kühleren Lage stammend und bisher ein Teil seiner Schaumweine, kommt dieser Wein nun aus einem 350 Liter Eichenfass. Ein Jahr Vollhefe nach vorheriger Ganztraubenpressung und Maischestandzeit sowie das Ruhen auf der Feinhefe haben sich hier vielschichtig bemerkbar gemacht.

Chardonnay Nu
Der Wein startet mit einem Twist. Rasch und keck springt einem eine juraesque, leicht flintige Nase entgegen. Man fühlt sich verirrt, kennt man so etwas doch eher von Chardonnays von Philipp Bornard oder Weinen von Valentin Morel. Nun gut, das Interesse ist geweckt.

Es folgen Noten von Hefeklößen mit Marille und gerösteten Mohnsamen. Nach einigen Minuten erweitern Mariendistel und Mirin die Komplexität des Nu Chardonnays. Die Ätherik der Mariendistel gibt ihm erwachsenen Halt. Es wirkt nicht parfümiert oder gar blumig, sondern steht klar mit einer Message. Der Wein strotzt vor Power, die er auch als Longrunner zeigen kann.

Am Gaumen erwartet einen ein straffer Wein. Viel Saft, präzise Säure. Guter langer Druck am Gaumen, viel Spannung, dennoch nie überstreng mit dem Extrakt. Der Grip marschbefehlend treibend. Grüner Apfel, mundwässernd tänzelnd. Trinkbefehl, es baut sich Frucht auf, wieder Marille, gelbe Bete, reife Physalis, mit dem richtigen Kick an Gerbstoff. Reife, eben mit der richtigen Balance. So geht Baden in Richtung Jura spazieren. Chapeau für die kühle und karge Interpretation.

Viel kaufen, viel trinken, viel weglegen. Es wird sich lohnen!

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