Eigenedition No. 11 mit Jonas Seckinger: Chardonnay Cloudy 2020

Gastbeitrag von Wolfgang Hingerl
Geschäftsführer und Sommelier des Restaurant Mural

Das Weingut Seckinger ist seit vielen Jahren fester Bestandteil auf den Weinkarten in allen unserer Betriebe. Gibt es das Weingut doch erst seit 2012, trifft Jonas seit Jahren mit seinen Weinen einen Nerv, welcher ihm schnell eine starke Fanbase bescherte. Das Spiel des Riesling und der Chardonnays interpretiert Jonas auf einer wunderbar zarten, treibenden und vor allem aromatischen Ader gepaart mit Kargheit und Straffheit. Es herrscht Haptik, Aromenspiel und Ausdauer im Glas.

Im Chardonnay Cloudy, aus einer kalkigen Parzelle am Ruppertsberg, finden wir einen einzigartigen, strukturierten Neuzugang aus dem Hause Seckinger. Spontan vergoren, für 12 Monate im gebrauchten 500 Liter Fass ausgebaut, wurde der Wein vor der Füllung nur kurz von der Vollhefe abgezogen. Der Name ist Programm. Bewusst wurde auf die Filtration verzichtet, so gewinnt der Wein nicht nur an Grip und Struktur, sondern außerdem engmaschigen, saftigen Zug. Ein wirklich treibender, trinkanimierender, vielschichtiger Chardonnay. Chris hat nach dem grandiosen aber etwas satteren Chardonnay Nu nun einen reduktiveren und auch eleganteren Vertreter der selben Rebsorte für seine Eigenedition No. 11 füllen können.

Den Wein wollte ich lediglich ausführlich verkosten, den Kollegen den Rest der Flasche zum wohlverdienten Feierabend spenden. Der Wein war nur nicht mehr da. Schnell sein lohnt sich sicherlich, einen erschwinglichen Vergleichswein kenne ich nämlich nicht.

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Handgefüllt & handverkorkt

Jonas Seckinger

Cloudy = Trüb

Weinbeschreibung
Chardonnay Cloudy 2020

Die anfangs etwas reduktive Nase wirkt frech und will sofort ran an die Sinnesabteilung. Die Nase ist jung, tänzelnd, geprägt von Salzkaramell, Cedrizitrone und Birne, strahlend und klar im Duft. Das macht Lust auf mehr. Der erste Eindruck nimmt Fahrt auf und wird mit frischer Kamille auf eine etwas herzlichere, exotische Tour mitgenommen. Es folgen Sanddorn, Quitte, Kaki. Leichte Bitternis mit quirliger Salzigkeit schieben den leicht reduktiven Druck auf eine neue Ebene. Man meint, dieser Mehrkämpfer wäre langsam an sein Limit gekommen.

Die erste, eher saftige Prägung wird nun ein wenig rauer und verschmilzt mit grüner Walnuss und Haselnuss. Jetzt ist er das letzte Stück gegangen und dennoch lässt er nicht nach. Wäre es möglich, den Wein auszuriechen, wäre dies längst geschehen. Kein Schluck bliebe für Gaumen und Gefühl im Glas. Die saline Luft wird verflüssigt und drückt sich an den Gaumen – fast gänzlich allein. Man bleibt gefangen in dieser Vibration mit mundwässernder, feiner Säure.

Als würden Bienen Limettensaft ernten, hat man hier eine feine Zitrus-Honignote auf der Zunge. Leicht kreidig oder auch kalkig ist dies ein Zusammenspiel, welches man eher irgendwo zwischen Burgund und Jura einzuordnen vermag. Mit Luft zieht ein kleiner Hauch Nuss und gerösteter heller Sesam seine Bahnen. Das gibt Struktur und macht den Wein noch ein wenig satter. Dennoch bleibt er dabei schlank und wirkt nie üppig. Vielmehr überzeugt hier die knackige Säure über die Zunge und gibt Länge am Gaumen. Wie in der Nase wirkt das Mundgefühl leicht zestig.

Sowohl frucht- wie auch terroirgetrieben spielt der Cloudy in einer Chardonnay-Liga, welche man in Frankreich zusehends nicht mehr für unter 40 Euro auslösen kann. Der Cloudy wird seine Liebhaber erreichen, er wird aber auch anecken.

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500 Flaschen wurden gefüllt

Weingarten von Seckinger

Belohnung nach der Füllung

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