Puristisch, karg und vibrierend – 2021er Lagenweine von Seckinger

Die Jonas Brothers der Pfalz melden sich zurück! Und im Gegensatz zu den drei ehemaligen Teenie-Pop-Idolen aus New Jersey, die seit ihrer Reunion nur noch mäßig für Aufmerksamkeit sorgen, bringen Jonas, Philipp und Lukas Seckinger mit ihren 2021er Lagenrieslingen den bisher vermutlich größten Hit ihrer noch jungen Karriere in die Weinregale der Nation.

»Für uns ist der Jahrgang 2021 wahrscheinlich analytisch und von seiner Gärdynamik der Beste, den wir je erlebt haben. Die Weine wirken in ihrer noch jungen Phase eher karg, skelettiert und salzig mit einer feinen Säure. Doch wer die Pfalz kennt, wird spätestens bei einer Reife von 2-3 Jahren merken, dass eine gewisse Opulenz und eine ausladende Aromatik entstehen« schreibt Jonas Seckinger in seinem Jahrgangsbericht. Über die klimatischen Extrembedingungen für den Weinbau im Jahr 2021 mit Trockenheit, Hitze, Dauerregen und Hagel wurde schon viel geschrieben, im Hause Seckinger zeigte sich das zum Beispiel in Form rekordverdächtiger Säurewerte von 15 g/l bei der Lese der Lage 1Tal.

Je nach Lage bedienen sich die Brüder verschiedener Methoden bei der Vinifikation, um diese extremen Werte in eine elegante Balance zu bringen, sei es mittels Maischestandzeit oder Ganztraubenpressung – am Ende kamen durch die Bank straffe, komplexe und tiefgründige Weine aus den gebrauchten, großen Holzfässern. Allesamt versehen mit der äußerst präzisen und zugleich unangepasst individuellen Seckinger-Handschrift. Die 2021er Rieslinge zeigen sich durchwegs in einem reduktiven und leichtfüßigen Stil, dabei kommt die Lagencharakteristik aber trotzdem ganz klar zum Vorschein.

// Die Weine

Der Reiterpfad markiert dezent fruchtig mit Kräuternoten und leicht rauchig den gelungenen Einstieg in die Lagenweine der Seckingers. Bei der Petershöhle puffert dieses Jahr eine kurze Maischestandzeit die Säure elegant ab, ohne dabei die puristische Salzigkeit und tiefgründige Würze zu verdecken. Die wurzelechten, alten Reben aus dem Kieselberg glänzen mit langanhaltender Eleganz und Finesse, wie immer eher auf der leisen, filigranen Seite, dabei aber ungemein tiefgründig und changierend. Im Langenmorgen zeigt sich die Konzentration der Lage: kompakt und engmaschig, ein Hauch mehr Frucht und florale Duftigkeit, stoffig, dicht und mit einem perfekt ausbalancierten Finish.

»Spontane Gärung, Holzfässer und keine Schönungsmittel sind für uns selbstverständlich. Keine Manipulation von außen und ein langes Vollhefelager, machen unsere Weine auf natürliche Weise stabil und entwickeln auch dadurch ihre Eigenständigkeit.«

Das Highlight ist in 2021 aber ganz klar der Riesling 1Tal! Die erwähnte, extrem hohe Säure bei der Lese sorgten zunächst für große Augen bei den Seckingers. Durch eine mehrtägige Maischestandzeit, den Ausbau auf der Vollhefe und das Ausfallen von Weinstein haben sie die Säure aber gekonnt in die Nähe normaler Werte verschoben. Entstanden ist daraus ein reduktiver und vibrierender Riesling, der uns von der ersten Nase an in seinen Bann gezogen und auch mal an große Chenin Blancs von Richard Leroy erinnert hat – so karg, mineralisch und intensiv kommt der Wein aus dem Glas.

Auch wenn es bei dieser Serie schwer fällt, sollten die 2021er Rieslinge der Seckingers wegen ihres fantastischen Lagerpotenzials erstmal für eine Weile im Keller verschwinden. Wir freuen uns schon darauf, wenn diese großartigen, aber noch jugendlichen Weine erwachsen sind!

Zu den Weinen der Seckingers →

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