Naturkork

Der 2021er Blanc de Noir Alte Reben von Bertram-Baltes ist zu Beginn etwas verschlossen und braucht Zeit im Glas, um aus sich herauszukommen. Die erste Nase leicht reduktiv und kräutrig, etwas Holz, zarter Duft nach weißen Johannisbeeren und Erdbeere. hinzu kommt etwas Rauch. Am Gaumen fordernd und straff mit zupackender Säure und kerniger Struktur, die Aromatik bleibt ähnlich, wobei die Frucht immer mehr in den Hintergrund tritt, am Gaumen strotzt der Wein vor allem mit Mineralität und Struktur. Ganz wichtig ist nur, dem Wein die Zeit und Luft zu geben! [ND 05/2023]

Spätburgunder weiß gekeltert, Blanc de Noir, die französisch eingedeutschte Bezeichnung für Weißweine aus roten Trauben. Da die Ahr zum größten Teils mit Spätburgundertrauben bepflanzt ist, sind Blanc de Noirs gerade in dieser Region keine Seltenheit, doch ein Blanc de Noir Handwerk aus dem Hause Bertram-Baltes schon. Untypische karge Textur, feine Reduktion, leicht rauchig und wild sowie mit zupackender Struktur und Leichtigkeit. Frisch geöffnet dezent weißer Sesam, Laugenbreze gepaart mit floralem Duft, weiße Apfelblüte. Mit etwas Luft vergeht die anfangs vordergründige Frucht komplett und der Wein zeigt sein wahres Gesicht. Mineralisch, vom Schiefergestein geprägt, feine Phenolik und ein komplexes Grundgerüst verleiht dem Wein viel Trinkfluss und Spannung. Florale Duft kommt fein aus dem Glas und am Gaumen überzeugt uns die vibrierende Mineralik und das straffe Mundgefühl. Die Frucht versteckt sich nun etwas, weiße Johannisbeere, rote Stachelbeere, Williamsbirne bleiben aber im Abgang hängen. Der Wein profitiert enorm von Luftzufuhr und großen Gläsern, auch über mehrere Tage wechselt der Weißwein immer wieder sein Gewand aber nie zum Nachteil. [NH Jg. 2020]

Die Trauben für den Chardonnay Reserve stammen aus der kühlsten Lage der Knewitz Brüder, dem Steinacker. Eine ausgeprägte Nord-Ost-Ausrichtung sorgt für eine sehr langsame Reifung der Trauben und von Eisenerz durchzogene, karge Kalkböden bringen die Mineralität ins Spiel. Der Rest, das ist dann die Arbeit des Winzers: allen voran wie die beiden mit Säure umgehen ist großartig: man hat den Eindruck, hier wird nicht die Säure ins Holz gelegt, sondern das Holz in die Säure. So vibrierend, frisch und modern trotz den nicht gerade geringen Mengen an Troncaiser Eiche (satte 30% wandern in neue Barriques). Das lange Lager auf der Vollhefe lässt laute Reduktionsaromen von schwarzem Sesam und Graphit zurück. Mit mehr Luft (ohja, dieser Wein verträgt ein großes Glas) kommen dann auch die vielen anderen Aromen zum Vorschein: reifer Apfel, Nussbutter, geröstete Brotwürfel, am Gaumen dann etwas karamelliger, aber immer noch dieses feine Säurespiel und ein laaaaanges Finish - darf auch ruhig noch ein bisschen in der Flasche reifen. [LA 09/2023]

Jens Priewe im Feinschmecker: »Gäbe es Tobias und Björn Knewitz nicht, wäre eine der besten Weinlagen in Deutschland unbekannt geblieben: das Weltzbachtal bei Appenheim. „Rheinhessisches Burgund“ heißt es wegen seiner Kalkböden. Im kühlsten Teil wachsen die Trauben für diese Chardonnay Reserve: ein straffer, sehniger Wein mit nussighefigem Bouquet und großer mineralischer Tiefe – burgundisch und deutsch zugleich. Vornehm, leider auch rar.«

der Pössnitzberg, eine nach Süden ausgerichtete Kessellage direkt an der slowenischen Grenze, mit dem typischen steirischen Schlier (ein stark kalkhaltiger Tonmergel) ist die ideale Heimat für Chardonnay. Handgelesener kleiner Ertrag von nur 35 Hektoliter/Hektar und Ausbau für 18 Monate im kleinen Eichenfass ergibt einen eleganten Burgunder. In der Nase eher kühle Noten, Akazie, grüner Apfel, Mirabellen, zart florale Nuancen nach Weißdorn, auch exotische Anklänge und ein Hauch weißer Nougat. Am Gaumen eine filigrane -fast zu zarte- Textur, sehr vorsichtig auch die Säure, die sich mit etwas Luft entwickelt und ein ganz guter Zug entsteht, insgesamt aber sehr zurückhaltend. [GB Jg. 2018]

Helles Grüngelb, in der Nase edelholzwürze, kandierte Orangenschalen, Litschi, feiner Blütenhonig, ein Hauch Weingartenpfirsich. Am Gaumen sehr elegant, mineralische Textur, fast pfeffrige Nuancen, lebendige Säure, leichte Zitrusnoten und Exotik im Abgang, bleibt gut haften, süße gelbe Fruchtnoten in Nachhall. [Jg. 2013]

Am ihrem Chardonnay (jetzt mit der Riedenbezeichnung Steinberg) haben sie am Weingut Bründlmayer in den letzten Jahren fleißig getüftelt. Bei der Weingarten arbeiten wurde auf mehr Frische und Saftigkeit hingearbeitet, mehr Beschattung bei der Laubwand, durch die biologische Bewirtschaftung insgesamt etwas weniger Wuchs und eine frühere Lese, damit die Säure frischer ist und die Aromatik nicht zu reif wird. Im Keller wurde mit einem größeren Anteil neuer Holzfässer gearbeitet, allerdings nur mit ganz leicht getoasteten und es geht jetzt mit mehr Trub ins Fass.
Heraus kommt ein karger, straffer und animierender Chardonnay nach burgundisch-reduktivem Vorbild, das Holz ist (noch) spürbar, schmiegt sich aber schlank und mit feinem Gerbstoff an den Gaumen, die Reduktion ist intensiv - aber nicht aufdringlich, dabei animierend und kühl, mit feiner gelber Apfel-Frucht und einem Touch Sesam. Kein Leisetretter wie die meisten anderen Weine von Bründlmayer, aber eben sehr stimmig und erstaunlich tiefgründig. [CB 04/2023]

Dieser Chardonnay von Johannes Gross wird nur in besonderen Jahren ausgebaut und stammt von den besten Parzellen mit Reben bis zu 34 Jahre alt, weshalb es immer nur eine kleine limitierte Menge gibt. Der Wein wird nach burgundischem Vorbild vinifiziert, Ganztraubenpressung, anschließend spontan vergoren in 300-600 Liter Fässern und nach 18 Monaten unfiltriert abgefüllt.Reduktiver Auftakt im Glas, frisches Heu, Orangen mit einer feinen Holzwürze, Biskuit und gebrannte Mandeln. Am Gaumen zupackend mit feinem Grip durch den Holzfassausbau, cremig, mit fein eingebundener Säure, die dem Wein seine Saftigkeit verleiht. Ein gelungener Chardonnay mit steirischer Herkunft, denn er zeigt die typisch animierende Frische und Mineralität der Region. [JK Jg. 2019]

Vézelay - eine Appellation im Burgund, südlich von Chablis, die 2017 Unabhängigkeit erlangte. Auf etwa 700 Hektar Rebfläche wachsen rund um die vier Gemeinden Asquins, Saint-Père, Tharoiseau und Vézelay Rebstöcke auf lehmigen Muschelkalkböden. Wer sich mit dem Namen Vézelay schmückt, darf ausschließlich Weißwein aus Chardonnay keltern. 

Für seinen Chardonnay Les Angelots presst Valentin Montanet die Trauben direkt, lässt sie im Edelstahltank spontan vergären, wehrt sich nicht gegen den biologischen Säureabbau und füllt den Wein nach etwa 10 Monaten weder filtriert noch geschönt und mit nur einem Hauch zugesetzten Schwefel ab. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine wohlig-warme Wohlfühl-Nase: etwas Honig, etwas Exotik, etwas Banane, flüssige Butter, weiße Blüten, reife Birne und obwohl der Chardonnay Les Angelots nicht im Holzfass lag - eine Spur Vanille. Am Gaumen immer noch sehr geschmeidig, nicht zu viel Säure, aber genug, um den Wein frisch zu halten. Saftig, aber doch unaufgeregt und anschmiegsam - ein recht gesitteter Naturwein. [AS 01/2024]

 

Ein Weißburgunder der in Sopron auf Schieferboden steht und eigentlich ein Pinot Noir hätte werden sollen, doch die Rebschule lieferte das falsche Material. Dieser Fauxpas ist jetzt aber auch schon bald 20 her, und dass Franz Weninger ihn nicht behoben hat hat nichts mit Faulheit, sondern vielmehr mit dem durchaus guten Ergebnis dieses "Missgeschicks" zu tun. Spontan in gebrauchten Holzfässern vergoren, präsentiert sich auch der 21er Jahrgang mit einer bemerkenswerten Vitalität. Eine zarte Cremigkeit dank biologischem Säureabbau, gleichzzeitig eine mundwässernde Säure und die erfrischenden Zitrus- und Kräuteraromen und der salzige Abgang geben diesem Wein auf der einen Seite Kraft und gleichzeitig eine spritzige Leichtigkeit. [LA 09/23]

Der Furmint steht erst seit wenigen Jahren in der Weingärten von Triebaumers, KRISTALLIN ist also keine Lage sondern Ausdruck und Zielsetzung wie der Wein schmecken soll. In der Nase etwas nussig-würziges, dann Ananas, weißer Pfirsich, ein Hauch Quitte und dunkler Stein. Am Gaumen eine straffe Textur mit sehr lebendiger Säure, schöner Salzigkeit, dazwischen zarter Schmelz, gelber Apfel, animierender Gesamteindruck. Eine aufkommende Rebsorte - die Sie unbedingt mal probieren sollten. [GB 04/2023]

Unter dem Titel „Entdeckungen aus Langenlois„ werden am Weingut Jurtschitsch jedes Jahr besondere Projekt-Weine vinifiziert und in kleinen Mengen abgefüllt. Belle Naturelle - ein Grüner Veltliner im Adam und Eva Kostüm. Ungeschminkt, ungeschönt, unfiltriert - ganze Trauben im neutralen Holzfass für 2 Wochen auf der Maische vergoren. Helles Goldgelb, verspielte Nase nach Quitte, Birne, Aprikose, Rhabarber und ein Hauch Kamille. Am Gaumen eine zarte Phenolstruktur, kreidige Mineralik, dazwischen blitzt ein schöner Schmelz auf, filigrane Säure, sehr traubig - mostig-herb - und auch süffig. [GB 08/2022]

Der Käferberg ist die Toplage für Grünen Veltliner im Kamptal, denn besonders an den kargen Stellen, auf Gföhler Gneis und Glimmerschiefer, fühlt sich der Veltliner pudelwohl. Der Käferberg von Fred Loimer hat zu Beginn eher eine grüne Ausprägung, leichte Sponti-Anklänge mit Wacholder, herber Apfel, Quitte, Zitronenzeste, kräutrig grasig, mit Luft wird er noch würziger und bringt eine Prise Sellerie mit. Am Gaumen eine eng verwobene Textur, dazu eine merkbare Säure, etwas herbe Birnenschale, dazu ein leicht speckiger Touch, bevor zum Abgang hin eine feine Cremigkeit und ein leichtes Pfefferl einsetzt. [GB 09/2023]

Jancis Robinson: "Opening aromas of mandarin zest and walnut skin, drying hay and tea leaves. Reductive flint notes give way to a rich tapestry of citrus, pear, roasting nuts and crushed stone. The deeply embedded acidity carries the wine along like a current. Complex, considered and textured. Thriving with an enviable energy within. Truly gorgeous." (PS)

Der Gebietswein aus der Region Haloze (sprich: [ha:lose]) ist die etwas kräftigere und reifere Cuvée von Michael Gross und wird aus 40% Furmint, 40% Sauvignon Blanc und 20% Welschriesling erzeugt. Alle Weine werden inzwischen spontan vergoren, nach Möglichkeit alles im gebrauchten, großen Holzfass ausgebaut, ohne Filtration und ab 2020 auch erstmals ohne Schwefel gefüllt.

Beim Haloze gibt der Sauvignon Blanc die Frucht und Fülle, mit reifer Exotik nach Ananas und Pfirsich, der Furmint gibt die Struktur und vegetabilen Anklänge, kühle Minze, etwas Stachelbeere und Kiwi, der Welschriesling bringt die Frische und Säure mit dazu, das zeigt sich durch zitrische Anklänge und das schlanke Finish. Eine wunderbare Assemblage, denn der kalkige Opok zeigt dabei genau so seine karge Struktur, wie die Wärme der Region ihren Charme zeigt, das ganze dann mit toller Länge und schon ist er in Sachen Preis-/Leistung kaum zu schlagen. [CB 04/2023]

Jahr für Jahr freuen wir uns auf den Kalkundkiesel rot und jedes mal sind wir wieder heller Freude. Auch mit Jahrgang 2019 erwartet uns eine saftige, straffe Rotweincuvée aus dem Hause Preisinger. Das rote Pendant zum Kalkundkiesel weiss ist ein überaus leichter, süffiger gemischter Satz, mit 20% Weißweintrauben verarbeitet. Helle, rotbeerige Aromen, rote Johannisbeere, Sauerkirsche, Rhabarber drängen sich in den Vordergrund. Gräbt man etwas tiefer, gerät die Frucht etwas in den Hintergrund. Leicht erdige Töne wie von roher Rote Beete, würzig, dezent teeig, fast schwarzer Tee, Earl Grey. Bergamotte und Veilchen setzen sich unaufdringlich in Szene. Reduktives-Stinkerl zu Beginn, nicht störend, verfliegt mit Luft sehr schnell. Am Gaumen eine Saftbombe, trinkig, kantig, animierende Gerbstoffstruktur, das Tannin ist genau richtig eingesetzt. Enorme Entwicklung mit Luft, verweilt sehr lange am Mund, bleibt verspielt und spannend im Gedächtnis. Etwas charmanter als der Vorgänger im Jahr 2018, interessant im Vergleich. Sehr zugänglich und vielversprechend. [NH 2019]

Der zweite Gebietswein von Michael Gross stammt aus der Region Maribor (direkt an der österr. Grenze südlich von Leutschach) und ist eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und Welschriesling wie wir sie häufig auch in der Steiermark finden. In der Nase fruchtig offen, gelber Apfel, Quitte, reife Stachelbeeren, Grapefruitzeste, ganz zarte Kräuternoten und eine dezente Spur Mineralität. Am Gaumen eine zart schmelzige Textur, begleitet von einer knackigen Säure, der Sauvignon hält sich elegant zurück, präsentiert sich sehr frisch, aber alles sehr stimmig und mit gutem Trinkfluss. [GB 04/2023]

Die Materia Prima der griechischen Philosophie stand Pate für diesen "Urstoff" - dessen handselektierte Traminer und Grüner Veltliner Trauben wurden spontan im Betonei auf der Maische vergoren. In einem hellen Kupferton fließt der Urstoff ins Glas, in der Nase beschert der rote Traminer eine intensive Geruchsvielfalt, die durch die Maischegärung nochmal eine ganz andere Komplexität erreicht: Tannennadeln, kandierte Orangen, Hagebutte, Akazie, Bratapfel und leicht ätherische bis harzige Noten - ein tolles Buket! Am Gaumen eine eher herbe Textur, knochentrocken, mit einer rauchigen, warmen Würze, die Säure dezent, guter Grip vom Gerbstoff. Ein elementarer Wein im Urzustand, in sich ruhend und doch bewegend! [LA 04/24]

Der „Mon Blanc“ blüht nicht nur auf dem Etikett, sondern auch im Glas. Aber nicht auf diese aggressive, kitschige Art wie ein Schnittblumenbouquet auf einem drapierten Hochzeitstisch, nein nein – die Cuvée aus Grünem Veltliner, Riesling, Weißburgunder und Gelbem Muskateller duftet beruhigend, frisch, kräuterig und natürlich wie eine wildgewachsene Blumenwiese an einem sonnigen, aber noch kühlen Frühlingsmorgen. Zu diesen zart floralen Aromen von Kamille und frischen Kräutern wie Lorbeerblättern gesellt sich eine deutliche, aber angenehm stimmige Hefearomatik. Schließlich ist dieser Wein (wie auch die anderen aus der Jurtschitschen Serie „Entdeckungen vom Weingut“) komplett ungefiltert, ungeschönt und nur minimalst mit Schwefel versehen. Am Gaumen macht sich das mit einer sehr eleganten Struktur bemerkbar: sehr saftig, lebendig, mit einer gut tragenden Säure und charmanter Fruchtaromatik. Und mit dem ästhetisch ansprechenden Etikett hat sogar das Auge auch noch was davon. [LA 08/2022]

Die Lage Moarfeitl ist der älteste Weingarten im Familienbesitz der Neumeisters und auch die beste Lage im gesamten Portfolio. Der Morillon aus der Lage Moarfeitl wird in 300 und 500 Liter Fässern spontan vergoren, bleibt dann so lang wie möglich auf der Vollhefe und insgesamt für 18 Monate im Fass.

In der Nase Reneclaude, feine Holzwürze, Mandeln, ein Hauch Marzipan, rauchiger Feuerstein und zarte Sesam-Akzente (perfekte Reduktion von der Hefelagerung). Am Gaumen eine dezent schmelzige Textur, saftig-cremig, Quittengelée, auch etwas Bananenblätter, dunkle Mineralik, wieder Feuerstein, intensiv und sehr druckvoll, lebendige Säure mit etwas Salz im Abgang. Ein grandioser Morillon -der noch einige Jahre Zeit braucht- und sicherlich zum österr. Spitzen-Quartett mit Zieregg, Gloria und Tiglat gehört, erinnert mich an einen guten Coche-Dury! [GB Jg. 2020]

Dieser Orts-Morillon aus Ehrenhausen ist nach dem traditionellen steirischen 600 Liter "Startin"-Fass benannt und wird in gebrauchten Fässern dieser Größe ausgebaut. Er verbringt mindestens ein Jahr auf der Hefe im Holzfass, um seine Finesse entwickeln zu können.
In der Nase eine leichte Reduktion von der Hefelagerung, Apfelschale, Melone, Sesamkörner mit leicht ätherischen Nuancen, dazu eine schöne Holzwürze mit einem Hauch Gewürznelken. Am Gaumen hat dieser steirische Chardonnay eine durchaus prägnante Ausprägung, mit einer gut tragenden Säure, dezent würzig, aber auch genug Körper für ein sehr angenehmes Mundgefühl, eine schöne Mineralik kommt durch. Ein guter Wein fürs Geld! [GB Jg. 2017]

Ein wirklich erfrischend ungewöhnlicher Muskat Ottonell, denn dieser hier wurde im gebrauchten Holz 14 Tage auf der Maische vergoren und als knochentrockene Version ausgebaut, Duftsorten eignen sich ja bekanntlich besonders für diese Art von leichtem Orange-Wein. Zarter naturtrüber Schleier, helles Rotgold, in der Nase herbe Birnenschale, Hefeteig, dazu orientalische Gewürze: Piment, Muskatnuss, weißer Pfeffer, zarter Anflug von Wachs. Am Gaumen eine staubig-trockene Textur, viel Phenolik mit schönem Gerbstoff und guten Grip, dazu passend auch die Säure, bleibt massiv auf der Zunge, schon ein duftiges Erlebnis. Hervorragender Speisenbegleiter: zu fettigem Fisch, asiatisch-exotischen Vorspeisen oder zu würzigem Käse. [GB 10/2023]

Die Trauben für den Müller-Thurgau pur stammen von ca. 40-50 Jahre alten Reben, die sowohl auf Muschelkalk- als auch Buntsandsteinböden stehen. In der Nase bereits offen, leicht wachsig, Birnenschale, Boskopapfel, zart würzig mit erdigem Touch. Am Gaumen mit Charme, dezenter Säure, feinem Gerbstoff, die Aromatik bleibt ähnlich wieder etwas Birne, erdige Anklänge hinzukommt Tabak mit einem leicht rauchigem Abgang. [ND 07/2022]

Dass 2021 kein leichtes Jahr für deutsche Winzer war (da machte das Wetter auch in Nittel an der Obermosel keine Ausnahme) ist vermutlich jedem Weinliebhaber bewusst. So hat auch Jonas Dostert im verregneten Sommer 2021 viel Schweiß und Nerven im Weinberg geopfert um gesundes Traubenmaterial einzubringen. Für seinen Pinot Gris hingegen kam ihm das nasskalte Wetter gerade recht. Bisher hat Jonas seine Grauburgundertrauben immer mehrere Tage auf der Maische vergären lassen und sie anschließend mit Elbling und Co. für seine „Karambolage“ assembliert. Die früh reifende Rebsorte mit der ausgeprägten Fruchtaromatik passt einfach nicht wirklich zu seiner kargen und präzisen Stilistik. Aber der kühle Sommer 2021 sorgte für ein moderates Mostgewicht und eine kernige Säure, die Jonas überzeugt haben es mal mit mostvergorenem Pinot Gris im reinsortigen Ausbau zu probieren. Das Ergebnis ist ein anregender, frischer saftiger Wein mit einer rauchigen, zarten grün-gelben Fruchtaromatik von Birne, Apfel, knackigen Mirabellen und Löwenzahn. Das alles getragen von einer eleganten, ruhigen, aber omnipräsenten Kalknote, die sich auch am Gaumen wiederholt und in Verbindung mit der brillierenden Säure und der Salzigkeit auf bemerkenswerte Weise eine süffig, dichte Textur kreiert. Definitiv kein deutscher Grauburgunder, sondern ein Pinot Gris à la Dostert. [LA, 01/23]

"Zuckerbrot und Peitsche" scheint das Reberziehungsmotto von Christian Tschida gut zu beschreiben: Er gibt seinen alten Pinot Noir-Reben in der Einzellage Thenau die große Freiheit, losgelöst von Drähten und Rahmen, freier Wuchs, stellt jedem Rebstock einen langen Holzpfahl zur Seite, an dem er sich festhalten und emporklettern darf, aber alles was er eigentlich im Sinn hat ist es, sie damit zu Höchstleistungen zu pushen. Nicht in Bezug auf Quantität, aber auf Qualität. Stockkultur nennt sich diese Reberziehungsmethode - eigentlich ein wirklich alter Hut, wird aber nur mehr selten praktiziert, da diese Methode enorm viel Handarbeit und Zeitaufwand im Weingarten bedeutet. Die Reben bekommen dadurch nicht nur die optimalen Wachstumsbedingungen was Schatten, Sonne und Wind angeht, sondern stehen, angefeuert durch Christians sehr dichte Bepflanzung, auch in einem starken Konkurrenzkampf, der die Wurzeln immer tiefer in den Schieferboden treiben lässt. Mit dem Drill einer russischen Eiskunstlauftrainerin verlangt Tschida diesen Reben wirklich alles ab mit dem Ziel, trotz des warmen pannonischen Klimas einen extrem schlanken Pinot Noir mit ein Höchstmaß an Aromatik, Finesse und Strahlkraft zu machen. Was ihm mit Bravour gelungen ist. Auch erfahrene Blindverkoster rufen hier ganz sicher "Jura" und nicht "Burgenland" in den Raum. In der Nase rote Beeren, Waldboden, Veilchen und nasses Gestein, absolut nichts Wildes, Fleischiges, sondern alles sehr filigran und feminin. Und ebenso elegant fließt das dann auch über die Zunge - rotfruchtig, zart (gerade mal 11,5% Alkohol) und dabei jetzt schon diese beeindruckende Tiefe und Dichte mit langem Nachhall. Tschida par excellence! [LA 04/2023]

Die Lage Einstal ist der kühlste Weinberg am Weingut Seckinger und liegt in einem Seitental zwischen Maushöhle und Petershöhle. So karg, reduktiv und straff wie in 2021 war der Wein aber noch nie. Es sind nur wenig Rebzeilen, eng umgeben von Wald und Böschung, deshalb kommt die Sonne hier eigentlich nur am Vormittag hin. Lehm, Geröll und Kalk machen den Boden sehr vielfältig und liefern eine gute Nährstoffversorgung für die Reben.
2021 war ein extremes Jahr und der Riesling 1 Tal ist hierfür das beste Beispiel, gelesen wurden die Trauben mit unfassbaren 15g Säure! Anschließend gab es fünf Tage Maischestandzeit, um die Säure etwas abzupuffern und der Ausbau erfolgte in zweitbelegten Tonneaus. In der Nase ist der 1 Tal sehr reduktiv und karg, man ist eher bei Chenin Blanc oder einem reduktiven Chardonnay als bei Riesling, puristisch und komplex, mit Luft wird es tiefer, dunkler und würziger. Am Gaumen mit vibrierender Säure, die aber keinerlei unreife Anklänge mitbringt, sondern vielmehr die intensive Salzigkeit herausarbeitet und einen irren Zug verursacht, wenig Frucht, viel Boden, ein Riesling für die Weinfreaks! [CB 02/2023]

Die Lage Felsenberg liegt direkt an der Nahe bei Schlossböckelheim, ist sehr karg und geprägt von Porphyr-Verwitterungsboden mit einer minimalen Erdauflage. Die alten Rebanlagen ermöglichen Rieslinge mit hohem Extrakt und frischer Säure, hier entstehen oft die steinigsten und mineralischten Rieslinge der ganzen Region.

Eigentlich etwas untypisch zeigt der Felsenberg von Schäfer-Fröhlich in 2021 einen ganzen Fruchtkorb an Aromen, reif und exotisch, Mango, Maracuja und reifer Pfrisich, sehr expressiv und gerade in der Jugend etwas laut. Am Gaumen mit vibrierender Struktur, intensive Saftigkeit und ein weicher Körper mit ordentlich Extraktsüße, die Struktur drückt sich immer wieder durch, kann sich gegen den jugendlichen Charme aber noch nicht durchsetzen. [CB 09/2022]

Die hochgelegene Parzelle im Hipping von Kühling-Gillot liegt offen wie ein kleines Amphitheater mit Nord -und Südseite, die unterschiedliche Sonneneinstrahlung und die kühlen Winde ergeben mit dem verwitterten Roten Schiefer ein einzigartiges Terroir.

Der Hipping zeigt sich in 2021 von einer kühlen und zurückhaltenden Seite, die floralen Noten sind zu erkennen, aber die Frucht ist leise und kühle Sesam-Reduktion verleiht ihm eine rauchige Eleganz, Salbei und eine Spur weißer Pfirsich, insgesamt sehr filigran und dezent. Am Gaumen mit straffer Struktur, beginnt zitrisch und karg, Zeste und mürber Apfel, etwas Ananas und feine Struktur, baut durchaus Druck auf und zeigt sich dabei als filigraner Charmeur. [CB 04/2023]

Die Toplage des Hauses Rebholz zeigt sich von Beginn an expressiv, der Riesling Kastanienbusch bringt mehr Konzentration und Dichte mit, das zeigt sich durch reife Frucht und eine intensive Würze, Kardamom, Galia-Melone, Zimt und Quitte. Am Gaumen mit straffem Beginn, vibrierende Säure und zitrische Aromen, mürbe Textur und fordernder Grip, das ist rassig und fast jugendlich ungestüm, reife Birne, Zitrone und Quitte runden die Aromatik ab und die Salzigkeit bleib wunderbar hängen. [CB 09/2022]

Die Lage Kieselberg liegt auf einem Hochplateau oberhalb von Deidesheim und ist im Boden von Buntsandstein und Kieselgeröll geprägt. Die Lage zeigt sonst eigentlich eine reife Charakteristik mit viel Kraft und hochreifen Trauben. Bei Seckingers ist der Kieselberg filigran und zart, an sich der leiseste Riesling der gesamten Kollektion. Das liegt allerdings nicht an Jonas Zauberhändchen, sondern vielmehr an den 60-jährigen wurzelechten Rebstöcken, die gerade Mal 1000 Liter Ertrag pro Hektar erbringen. Ganztraubenpressung und richtig dreckig ins gebrauchte Fass, sowie die Lagerung auf der Vollhefe können der Feinheit des Kieselbergs nichts anhaben.
Auch 2021 hat sich der Kieselberg wieder sein elegantes, feminines Kleid aus zartem, frischen Pfirsichduft und feinstem Kalkstaub gehüllt und bereits Sekunden nach dem Öffnen ist klar: Das ist Haute-Couture, nichts von der Stange. Es ist alles da, was man sich von einem Top-Riesling erwartet: der Weinbergspfirsich, Zitruszeste, grüner Apfel, weißer Tee, lebendige Säure und faszinierender Tiefgang. Man muss die Aromen nicht suchen, sie legen sich sowohl in der Nase als auch am Gaumen unweigerlich auf die Rezeptoren. Aber der Kieselberg umgarnt einen dabei auf eine so nonchalante seidige Art, dass man gar nicht bemerkt wie er einen einnimmt. Und plötzlich ist die Flasche einfach leer... wie ist das nur passiert? [LA 02/2023]

Die Deidesheimer Lage Langenmorgen ist geprägt von rötlichem Buntsandsteinverwitterungsboden und ist ein sehr offener Weinberg mit über 40-jährigen Rebstöcken. Es ist die wärmste Lage am Weingut Seckinger und war uns in der Vergangenheit oft etwas zu breit und harmlos, aber im kühlen 2021er Jahr brilliert der Wein dieser vitalen, alten Reben mit einer ausgewogenen Frische und zugänglicher Eleganz.
In der Nase betört der Langenmorgen mit einem verführerischen Duft reifer Aprikose, zarter Floralität von Apfelblüten und der weichen, mürben Kräuterwürze der Kamille. Die aromatische Wärme, die nie überbordend wirkt, sondern einfach einladend zugänglich, wird am Gaumen von einem festen Kern abgefangen. Ein sich stets bewegendes Geflecht aus frischen Zitrusnoten, fruchtigem Steinobst und Melone und einem reifen, eleganten Schmelz der die Salzigkeit und Kargheit des Jahrgangs perfekt umschließt. Stand jetzt sicherlich der zugänglichste Lagenwein der Seckingers, mit einem fantastischen Reifepotential. [LA 02/2023]

In der Lage Petershöhle steckt der volle Stolz der Familie Seckinger, Papa Seckinger begann bereits vor 30 Jahren mit der Rekultivierung der alten Terrassenanlagen. Der Aufwand war riesig, aber das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Die kühle Lage mit kargem Buntsandsteinboden ist ein Kleinod, mit traumhaften Blick nach Deidesheim, durchzogen von großen Obstbäumen und steilen Böschungen und so umrahmt vom Wald, dass die Füchse hier ständig durch die Weinberge schlendern. Die Weine aus der Petershöhle sind wohl die fordernsten Rieslinge von Seckinger und zeigen sich straff, konzentriert und durchaus wild.
Auch in 2021 hat die Petershöhle wieder 3-4 Tage Maischestandzeit bekommen, um die hier stets sehr hohen Säurewerte etwas abzupuffern. Bei der ersten Nase läuft das Wasser schon im Mund zusammen, kühle Reduktion trifft auf filigrane Wildheit. Eine betörende helle Würze und eine von Wachs durchzogene tiefgründige Salinität steigen in die Nase. Am Gaumen kommt dann auch die ätherisch-kräutrige Frucht zum Vorschein: Quitte und Johanniskraut getragen von den mundwässernden Aromen der Salzzitrone und im Abgang noch der Tiefe verleihende Eisencharakter des roten Buntsandsteins. Lebendigkeit und Tiefe sind hier Programm! [LA 02/2023]

Jens Priewe im Feinschmecker: »Die Weine der drei Seckinger-Brüder glänzen hell – und anders. Ihr bester Riesling kommt aus einer kühlen, nicht flurbereinigten Terrassenlage am Rand des Pfälzer Walds und gehört zur „Retro-Avantgarde“: wenig Frucht, viel Hefe, leicht phenolisch mit Zitrus und Apfelschale, unfiltriert, ungeschwefelt. Junge Weintrinker lieben diese Stilistik, ältere sollten sich mit ihr langsam vertraut machen.«