Italien

Schon die Kelten und Etrusker haben in Italien viele Jahrhunderte vor der Zeitenwende Weinbau betrieben. Die Römer haben dann von diesen Völkern später profitiert und einiges übernommen. Der Ursprung der italienischen Weinkultur liegt aber in der griechischen Kolonisation, sie brachten viele Rebsorten nach Italien und gaben dem für Weinbau geradezu idealen Land den Namen Oinotria. Die Römer entwickelten die Rebenzucht weiter und führten die Weinbereitung zur hohen Kunst. Die Römer legten in den neu gewonnenen Provinzen in Frankreich, Spanien, Portugal, Deutschland und sogar England Weinberge an. Großen Aufschwung im italienischen Weinbau gab es dann wieder zu Beginn der Renaissance im 14. Jahrhundert. Bereits im Jahre 1716 wurden unter dem Geschlecht der Medici in der Toskana die Weinzonen für den Chianti festgelegt, Italien war damit eines der ersten Länder mit Ursprungs-Bezeichnung. Doch erst als im 19. Jahrhundert mit französischer Hilfe Weintypen wie Barolo, Brunello und Chianti geschaffen wurden, leitete sich ein Neubeginn ein.
Mit einer Rebfläche von 908.000 Hektar und rund 52 Millionen Hektoliter jährlich produziertem Wein liegt Italien nach Frankreich und vor Spanien auf Platz zwei. Mit über 2.000 verschiedenen Arten hat Italien unbestreitbar die meisten Rebsorten der Welt. Davon sind aber nur 400 offiziell zugelassen, wozu alle bekannten europäischen Sorten zählen. Die als ,,grosse Weine Italiens“ bezeichneten sind vorwiegend Rotweine, obwohl es auch ausgezeichnete Weissweine gibt. Die zwölf meist angebauten (außer Merlot, autochthonen) Rebsorten sind:

Trebbiano (weiß) mit 96.000 ha
Sangiovese (rot) mit 86.000 ha
Catarratto diverse Arten (weiss) mit 76.000 ha
Malvasia diverse Arten (weiss) mit 50.000
Barbera (rot) mit 47.000
Italia Tafeltraube (weiss) mit 37.000
Merlot (rot) mit 32.000 ha
Montepulciano (rot) mit 31.000
Negroamaro (rot) mit 30.000
Regina Tafeltraube (weiss) mit 19.000
Primitivo (rot) mit 17.000 ha
Nero d´Avola = Calabrese (rot) mit 14.000
Wein wird vom Norden (Trentino-Südtirol) bis in den tiefsten Süden (Sizilien) und auf den Inseln im Mittelmeer angebaut. Derzeit sind weit über 300 DOC und DOCG-Zonen mit knapp 1.000 Weintypen anerkannt, die aber nur rund 20% der Gesamt-Produktion erbringen. Es gibt rund zwei Millionen Erzeuger, 340.000 Keller und 45.000 Weinabfüller. Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe besitzen auch Rebflächen (rund 80% unter 5 ha und nur 1% mehr als 50 ha). In Summe kann man Italien als das vielfältigste Weinland der Welt bezeichnen. Der italienische Boden ist von großer Vielfalt geprägt, doch das Klima hat gemeinsame Einflussgrößen. Die Alpen schirmen gegen kalte Nordwinde ab, die Apenninen bilden vom Piemont bis Sizilien eine Wetterscheide. Das Mittelmeer östlich und das Tyrrhenische Meer westlich sowie die zahlreichen Flüsse und Seen wirken sich bestimmend aus.
Die 20 italienischen Weinbau-Regionen sind:

Abruzzen (L`Aquila) mit 33.352 ha
Aosta-Tal (Aosta) mit 635 ha
Apulien (Bari) mit 106.715 ha
Basilikata (Potenza) mit 10.848 ha
Emilia-Romagna (Bologna ) mit 58.237 ha
Friaul-Julisch-Venetien (Triest) mit 18.704 ha
Kalabrien (Catanzaro) mit 24.339 ha
Kampanien (Neapel) mit 41.129 ha
Latium (Rom) mit 47.884 ha
Ligurien (Genua) mit 4.837 ha
Lombardei (Mailand) mit 26.951 ha
Marken (Ancona) mit 24.590 ha
Molise (Campobasso) mit 7.650 ha
Piemont (Turin) mit 57.487 ha
Sardinien (Cagliari) mit 43.331 ha
Sizilien (Palermo) mit 133.518 ha
Toskana (Florenz ) mit 63.633 ha
Trentino-Südtirol (Trient) mit 12.610 ha
Umbrien (Perugia ) mit 16.503 ha
Venetien (Venedig) mit 75.314 ha
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man in Italien eher auf Masse und weniger auf Qualität. Ab den 1960er-Jahren vollzog sich dann ein tief greifender Wandel. Das erste Gebiet, in der sich das „italienische Weinwunder“ bemerkbar machte, war Chianti-Classico in der Toskana, wo ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit vollzogen wurde. Dazu trugen unter anderem die berühmten Weingüter Antinori, Frescobaldi und Ricasoli sowie später Ca´ del Bosco in der Lombardei entscheidend bei. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde eine umfassende neue Qualitäts-Bezeichnungen „Denominazione di Origine Controllata“ (DOC) und später für die allerbesten Weine mit dem Zusatz „e Garantita“ (DOCG) eingeführt, was zur Qualitäts-Verbesserung ganz entscheidend beitrug. Es gibt folgende vier Qualitätsstufen: VdT = Vino da tavola: Die niedrigste Qualitätsklasse entspricht dem österreichischen bzw. deutschen „Tafelwein“. Er darf auf dem Etikett weder eine Rebsorte, geographische Bezeichnung noch einen Jahrgang enthalten, sondern ausschließlich nur mit „Bianco“ (weiß) oder „Rosso“ (rot) bezeichnet werden. IGT = Indicazione Geografica Tipica: Die zweite Qualitätsstufe entspricht der österreichischen bzw. deutschen Stufe Landwein (nächsthöhere Stufe nach Tafelwein). Er muss dem Wesen nach eine typische, geographisch bedingte Charakteristik haben. DOC = Denominazione di Origine Controllata: Diese Weine mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung müssen aus festgelegten Rebsorten, die in bestimmten Gebieten angebaut werden, nach festgesetzten Mengen und Methoden verarbeitet und ausgebaut werden (siehe weiter unten). Manche DOC-Zonen produzieren nur einen Wein, andere mehrere in verschiedenen Farben, Rebsorten oder Arten. Als deutschsprachiges Pendant ist für Südtiroler Weine die Bezeichnung QbA (Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete) zulässig. Es gibt derzeit (Stand 2002) 314 klassifizierte DOC-Bereiche. DOCG = Denominazione di Origine Controllata e Garantita: Diese Weine mit kontrollierter und garantierter Ursprungsbezeichnung repräsentieren die höchste italienische „Ehrenklasse“, die besonders hoch geschätzten Weinen die Echtheit garantiert. Seit 1992 wird nach französischem Beispiel bei DOC- und DOCG-Weinen auch die kontrollierte Nennung von Unterzone (sottozona), Gemeinde (comune), Ortsteil (frazione), Kleinklimazone (microzona), Weingut (fattoria, cascina oder podere) und Weinbergs-Parzelle (vigna oder vigneto) vorgegeben. Das heißt, dass diese Zusatzinformationen angegeben werden dürfen, aber nicht müssen. Der Zusatz „Classico“ bezeichnet traditionelle Gebiete innerhalb eines Bereiches. Liegen die Qualitätsmerkmale wie Alkohol-Gehalt bzw. Höchstertrag über den gesetzlichen Anforderungen, so darf der Zusatz Superiore verwendet werden, bei längerer Fassreife Riserva. Derzeit gibt es folgende 24 als DOCG klassifizierte Weine (Gebiete):

Albana di Romagna (Emilia-Romagna)
Asti – auch Asti Spumante (Piemont)
Barbaresco (Piemont)
Bardolino Superiore – auch B. Classico Superiore (Venetien)
Barolo (Piemont)
Brachetto d´Acqui (Piemont)
Brunello di Montalcino (Toskana)
Carmignano (Toskana) * Chianti (Toskana)
Chianti-Classico (Toskana)
Franciacorta (Lombardei)
Gavi – auch Cortese di Gavi od. Gavi di Gavi (Piemont)
Gattinara (Piemont)
Ghemme (Piemont)
Montefalco Sagrantino (Umbrien)
Moscato d´Asti (Piemont)
Ramandolo (Friaul-Julisch-Venetien)
Recioto di Soave (Venetien)
Taurasi (Kampanien)
Torgiano Rosso Riserva (Umbrien)
Valtellina Superiore (Lombardei)
Vermentino di Gallura (Sardinien)
Vernaccia di San Gimignano (Toskana)
Vino Nobile di Montepulciano (Toskana)