Frankreich

Der französische Wein gilt weltweit als etwas ganz Aussergewöhnliches und als Ausdruck kultureller Vollkommenheit.
In Frankreich herrscht ein ozeanisch geprägtes, gemäßigtes Klima. Es gibt jedoch regionale Abweichungen, wie z. B. in der Küstenregion des Mittelmeers, wo mediterrane Bedingungen vorherrschen, und im Zentralmassiv und der östlichen Gebirgsregion, wo das Klima durch die Höhe und die Entfernung zum Meer stärkeren Temperaturschwankungen unterliegt. Die Temperaturen entlang der Atlantikküste (Bucht von Biscaya) werden von Meeresströmungen und den starken Südwestwinden konstant gehalten.
Die ersten Reben kamen schon 500 Jahre vor Christi durch die Griechen nach Frankreich. Die Römer sorgten dann für eine systematische Verbreitung, ab Beginn der christlichen Zeitrechnung im Rhônetal, im 2. Jahrhundert in Burgund und Bordeaux und im 3. Jahrhundert an der Loire. Der König der Franken und spätere Kaiser Karl der Grosse hat durch seine Verordnungen entscheidende Impulse für den Weinbau im heutigen Frankreich gegeben. Im Kloster Cîteaux im Burgund wurde im Jahre 1098 der katholische Orden der Zisterzienser gegründet, der sich rasch über ganz Europa ausbreitete. Die Mönche perfektionierten den Weinbau hinsichtlich Bodentyp-Auswahl, Rebsorten-Selektion und Weinherstellung, was sich nicht nur auf Frankreich, sondern in ganz Europa auswirkte. Aber ebenso Bedeutendes für den Weinbau leistete der Orden der Benediktiner, deren berühmtestes Mitglied wohl Dom Pierre Pérignon war, der „Erfinder“ des kunstvollen Verschneidens von Weinen, der Assemblage (siehe auch unter Cuvée). Frankreich war aber auch der Ausgangspunkt der grössten Weinbau-Katastrophe, als ab den 1860er-Jahren die Reblaus und der Mehltau ihren Vernichtungs-Feldzug über ganz Europa starteten. Zum gleichen Zeitpunkt aber setzten die „Goldenen Jahre des Bordeaux“ ein Zeichen für einen Neubeginn, als man im Médoc in grossem Stil Weingärten anlegte. In Frankreich wurde frühzeitig erkannt, dass auf einem bestimmten Boden, unter Einfluss des dort herrschenden Klimas und bestimmter Rebsorten ein Wein mit unverwechselbarer, eindeutiger Charakteristik entsteht. Die Anfänge machten bereits die Zisterzienser. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde dafür der Begriff Terroir geprägt. Einen weiteren Impuls gab der Landwirtschafts-Professor Joseph Capus (1868-1947), der gemeinsam mit dem Baron als Pate und Initiator des Appellations-Gesetzes für Wein und der im Jahre 1935 gegründeten Vorläufer-Organisation der INAO (Institut National des Appelations d´Origine) gilt, des zentralen Institutes für den Weinbau in Frankreich.
Bezüglich der Mischung von Rebsorten herrschen in Frankreich sehr unterschiedliche Philosophien, Meinungen bzw. Stilrichtungen vor. Im Süden und Südwesten – vor allem im Bordeaux – werden speziell die Rotweine aus mehreren Sorten gemischt, das sind die klassischen Cuvées. In den nördlicheren Gebieten hingegen (Chablis, Elsass, Loire, Savoyen und vor allem im Burgund) werden die Weine nur aus einer Rebsorte und häufig auch aus nur einer einzigen Lage gekeltert. Die Gesamt-Rebfläche im Jahre 2000 betrug 917.000 Hektar woraus insgesamt knapp 58 Millionen Hektoliter Wein produziert, womit Frankreich weltweit größter Weinproduzent ist. Rund 60% der Rebflächen entfallen auf rote und 40% auf weiße Rebsorten.
Die dominierenden zehn Rebsorten sind:

Carignan (rot) mit 165.000 ha
Trebbiano = Ugni Blanc (weiss) mit 101.000 ha
Grenache (rot) mit 82.000 ha
Merlot (rot) mit 55.000 ha
Syrah (rot) mit 54.000 ha
Cinsaut (rot) mit 46.000 ha
Aramon (rot) mit 37.000 ha
Gamay (rot) 36.000 ha
Cabernet Sauvignon (rot) mit 35.000 ha
Chardonnay (weiss) mit 18.000 ha
Das Land ist verwaltungsmäßig in insgesamt 95 Départements unterteilt, die sich in Kreise (Arrondissements) und Kantone aufteilen. Unter dem Schutz und Aufsicht der INAO erfolgte eine Einteilung in derzeit über 400 Appellationen. Die Regionen sind:

Armagnac mit 12.000 ha
Bordeaux mit 113.000 ha
Burgund mit 40.000 ha
Champagne mit 34.000 ha
Cognac mit 75.000 ha
Elsass mit 14.000 ha
Jura 1.500 ha
Languedoc-Roussillon mit 400.000 ha
Loire mit 53.000 ha
Lothringen mit 200 ha
Provence mit 25.000 ha
Rhone mit 50.000 ha
Savoyen mit 1.800 ha
Südwest-Frankreich mit 160.000 ha
Je besser ein Wein, desto genauer die Bestimmungen. Das besondere System der „kontrollierten Herkunft“ ist unter AC = Appellation Contrôlée beschrieben. Die Einteilung umfasst folgende Qualitätsstufen: Vin de table: Niedrigste französische Qualitätsstufe für den einfachen Wein, der dem deutschen bzw. österreichischen „Tafelwein“ entspricht. Er kann durchaus aus einer klassifizierten Region stammen, erfüllt aber die Normen der Appellation nicht (Höchstertrag, Mindestalkoholgehalt, Sorte), oder kann aber auch eine Mischung von Weinen aus ganz Frankreich sein. Vin de pays: Entspricht dem österreichischen bzw. deutschen „Landwein“ und stellt die Elite der Tafelweine dar. Der Wein muss aus einem fest umgrenzten Gebiet stammen und darf nicht mit gebietsfremden verschnitten werden. Dabei sind die zulässigen Traubensorten, der Höchstertrag von 70 bis 90 hl/ha, ein Mindest-Alkohol-Gehalt zwischen 9 und 11% vol sowie der zulässige Schwefel-Gehalt definiert. Sowohl Säure- als auch Alkohol-Gehalt werden kontrolliert. Auf dem Etikett scheinen auch Rebsortennamen auf. Die Bezeichnungen Château oder Clos sind verboten. VDQS = Vins Délimités de Qualité Supérieure, solche Weine stammen aus einer bestimmten Region mit garantierter Ursprungsbezeichnung und sind ausschließlich aus erlaubten Rebsorten mit festgesetztem Ernteertrag gekeltert, auch der Alkohol-Gehalt ist vorgeschrieben. AOC oder AC = Appellation d´Origine Contrôlée: Die höchste französische Qualitätsstufe legt Herkunftsgebiet, Rebsorten und Herstellungs-Methode exakt fest. Die Bezeichnung auf dem Flaschen-Etikett kann für eine ganze Region (z. B. Bordeaux), für eine Gemeinde (z. B. Sauternes), einen Rebberg (z. B. Le Montrachet) oder aber auch für einen bestimmten Weintyp (z. B. für den Schaumwein Crémant de Bourgogne) vergeben werden. Innerhalb der AC-Klassen gibt es weitere, aber nicht amtliche Qualitäts-Begriffe. Diese sind je nach Weinbau-Region unterschiedlich in Bezeichnung und Stufung.