Naturwein - funky

Der Unterschied zwischen den beiden Chenin Blancs La Roche Bézigon und Bézigon ist das Rebalter, beide stammen aus der gleichen Lage, allerdings wird der Bézigon aus dem jüngeren Teil des Weinbergs vinifiziert. Im Gegensatz zu La Roche Bézigon der sich bereits etwas offener und oxidativer zeigt, ist der Bézigon noch etwas Verschlossener und kerniger. In der Nase zu Beginn mit Zitrone, grünem Apfel und etwas Bienenwachs hinzukommt eine leicht kräutrige Aromatik mit Bingelkraut und Minze. Die Aromatik verändert sich mit jedem Schwenker im Glas, umso mehr Luft man ihm gibt, umso vielschichtiger wird die Aromatik, die Nase, die am Anfang noch von zitrisch und kräutrigen Anklängnen geprägt war, wird nun immer würziger, dunkler und getreidiger. Am Gaumen frisch mit gutem Zug und zartem Gerbstoff, man trifft wieder auf Zitrone und Kräuternoten, hinzu kommt noch etwas Malz und Getreide. [ND 01/2023]

Aus Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und einem kleinen Teil unbekannter Trauben von alten Buschreben keltert Annamária Török ihren Controlled Chaos. Dafür lässt sie den Pinot abgebeert für etwa 7 Tage in einem offenen Fass angären, danach wird abgepresst und er kommt für 8 Monate in große 600 Liter-Fässer. Der andere Teil aus hauptsächlich Cabernet Sauvignon reift in Amphoren, bis im Frühjahr dann Pinot und Cabernet mit Furmint cuvéetiert und anschließend unfiltriert und ohne Schwefelzugabe in Flaschen gefüllt wird.

Im Glas ein kräftig-strahlendes Altrosa, in der Nase gut durchgezogener roter Früchtetee auf Eis, frische Ribiseln, ganz untergründig eine sich im Gestrüpp versteckende Walderdbeere und umrankende, tiefgrüne Brombeerblätter. Etwas würzig-animalisches kommt hinzu, jede Nase ein bisschen anders. Erst einmal am Gaumen, prescht er los: Die Säure weckt auf, wird von den erst etwas zurückhaltenden, dann immer deutlicheren Tanninen begleitet. Schulterschluss der gewinnenden Säure mit Aromen aus Sauerkirsche, Cassis und bodennahen Erdbeeren. Die leicht malzigen Aromen des darunterliegenden Strohbetts fangen uns dann aber doch auf und mit einem letzten beherzten Zupacken der Säure, verabschiedet er sich insgesamt überraschend leichtfüßig aus dem Glas -- Karambolage doch noch einmal abgewendet! Controlled Chaos eben. [AK 10/2023]

Es ist der Nachfolger des Elbling Alte Reben aus 2021, doch dieses Jahr sind die alte Reben Bestandteil des Karambolage. Nach 4 Tagen Kontakt mit den Traubenschalen hat Jonas Dostert den Most abgepresst und in gebrauchte, burgundische fûts (228 Liter) zur Gärung gegeben. Obwohl ihm das extrem trockene Jahr 2022 bereits im Weinberg großes Kopfzerbrechen bereitet hat, entschied sich Jonas dazu, keine Hefenährstoffe zuzugeben - er wollte seine Prinzipien nicht über Bord werfen und wie wir sehen, kann er mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Elbling - übrigens eine der ältesten Rebsorten Europas - fühlt sich auf den Muschelkalkböden an der Obermosel besonders wohl, der Großteil fließt allerdings in Schaumwein oder banale Cuvées. Jonas Dostert hat seine Elbling-Parzellen vorm Aussterben gerettet und sein sortenreiner Stillwein präsentiert sich als saftig frischer Charakterwein im Glas. Der 2022er hat vielleicht etwas mehr Funk als sein Vorgänger, zeigt sich dafür aber auch etwas fokussierter. Wilde Kräuterwürze, Grapefruit, grüner Apfel, Pfeffer, Herbstblumenwiese und nasser Stein in der Nase. Im Mund ein spannendes Schauspiel aus pikanter Würze, herzhafter Säure und animierender Frische. Angenehmer Grip durch den Schalenkontakt und dennoch mit viel Leichtigkeit, kaum zu glauben, dass das nur 10% Alkohol hat. [AS 02/2024]

Mit dem 2021er Jahrgang hat sich Alanna wieder etwas Neues einfallen lassen und mit dem Frauenpower Rosé einen sensationellen PetNat geschaffen, der an Trinkfreude und Saftigkeit nicht zu überbieten ist. Neben Dornfelder, der im originalen Frauenpower die Hauptrolle spielt, werden beim Rosé noch Riesling und Siegerrebe mitvergoren, um dem Wein die Frische und Leichtigkeit zu geben.
In der Nase mit leichter Wildheit, etwas floraler Duft, dann strahlt bereits die Grapefruit durch, knackig, leicht herb und lebendig, der Funk ist da, aber genau im richtigen Maße. Am Gaumen mit feiner Perlage, knackige Säure und ein leichtfüßiger Körper, der Frauenpower Rosé hat auch nur 9,5 Vol. Alkohol und diese Leichtigkeit ist genial. Auch hier wieder Grapefruit, feiner Grip lässt das Wasser zusammenlaufen, selten so etwas animierendes am Gaumen gehabt. Ein perfekter Spaßwein für den Sommer! [CB Jg. 2021]

Furmint-Renaissance in aller Munde! In Ungarn natürlich nicht, denn hier ist Furmint (auf ca. 4000 ha), neben Olászrizling und Hárslevelü, schon immer eine der wichtigsten weissen Rebsorten gewessen. Hier im Glas ein Furmint aus dem Balaton von vulkanischem Basaltgestein, in der Nase Boskop-Apfelspalten, sehr lebendig und agil, dazu auch leicht ätherische Noten und eher oxydativ geprägt. Am Gaumen eine herbe Textur mit mostigem Grip, gut erkennbarer Gerbstoff (von der Maische samt Stielen), die markante Säure ist auch gleich da und bleibt sehr frisch stehen, dazu eine dezente ja etwas erdige Mineralik, kernig und kraftvoll auch im Finish. [GB 10/2023]

Anmerkung des Winzer-Paares: "Unsere größte Vision für die Zukunft ist der Furmint. Wir konnten es kaum erwarten, die Trauben von unserer eigenen jungen Plantage zu ernten, also kauften wir Bio-Trauben von Ság-hegy, einem weiteren Basaltvulkan in unserer Region zu".

Manila, der etwas andere Grüne Veltliner! Es ist der Einstieg in die Naturweinserie von Martin Nittnaus. Vergoren wird spontan in der Amphore, zu einem Drittel sind es ganze Trauben, die Frische und Saftigkeit reinbringen sollen. Anschließend bleibt der Wein in der Amphore und wird dann ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. In der Nase zarte Reduktion, Feuerstein, Grapefruitzeste, dazu kommen leicht herbale Nuancen und etwas Würze. Am Gaumen feiner Gerbstoff, Brennesel, Kamille wieder etwas Grapefruit mit frischer Säure und gutem Grip. [ND Jg. 2021]

Der Gutedel von Wasenhaus wird zu etwa drei Vierteln direkt gepresst, während das letzte Viertel 10 Tage auf der Maische vergoren wurde. Anschließend wandern beide Teile ins gebrauchte Holzfass, wo sie über ein halbes Jahr auf der Vollhefe ausgebaut werden. Und genau hier, auf der Vollhefe, liegt der Schlüssel zur Ausdruckskraft dieses Weines. Mit gerade mal 10,5% Alkoholgehalt ist der Gutedel auch in 2022 wie immer der leichteste Wein bei Wasenhaus. Ein Fliegengewicht also verglichen mit den zumeist eher kräftigen, samtig-weichen Rebsortenvertretern aus der Schweiz (dort unter dem Namen Chasselas bekannt). Der lange Ausbau auf der Hefe verleiht dem Wasenhaus Gutedel trotz all dieser Leichtigkeit aber eine mundfüllende Textur und einen zarten Grip, der von Minute zu Minute an der Luft trinkanimierender wirkt.

Aromatisch bleibt er dieses Jahr aber ein Leisetreter. Da ist eine feine Kräuterwürze, etwas Kreidiges, der Wein spielt mit einer Mixtur aus Mineralik und Umami-Aromen - wer Frucht sucht, der sucht hier aber vergebens. Die Säure stützt und unterstreicht die Saftigkeit, hält sich dieses Jahr insgesamt aber etwas dezenter im Hintergrund.  [LA, 08/2023]

Früher oder später wird jeder interessierte Weintrinker unweigerlich mit der Frage "Was genau ist eigentlich natural wine?" konfrontiert. Da kann man dann natürlich viel über Spontangärung, Handarbeit und vergrabene Kuhhörner und Amphoren nachlesen (idealerweise vielleicht in unserem Blog Naturweine, Orange, RAW etc. | Weinfurore- wir haben uns große Mühe gegeben und da mal einen Text verfasst, der einen guten Überblick zum Thema Naturwein geben soll, ohne alle Begriffe einfach wild in einen Topf zu schmeißen), aber am Besten ist es doch, man probiert einfach mal was. Und dafür ist der KalkundKiesel weiss von Claus Preisinger geradezu perfekt, denn er offenbart in einem Schluck, was Naturwein alles sein kann. 

Das bereits auf den ersten Blick erkennbare Natural-Kriterium ist die Trübheit, denn filtriert oder gar geschönt wird im Hause Preisinger eigentlich schon lange nicht mehr. In der Nase dann gut erkennbar die von den wilden Hefen stammende "Sponti-Aromatik", die sich hier aber keineswegs anstrengend oder gar unangenehm aufdrängt, sondern ein komplexes, gut wahrnehmbares Gesamtbild typischer Naturweinaromatik abgibt: frische Wiesenkräuter, warme (Kamille, Ananas) und kühle (Fenchel, Eukalyptus) Aromen, die eine sehr gelungene Symbiose mit den (mit zunehmender Sauerstoffzufuhr) immer zarter werdenden Reduktionsnoten eingehen. Im Mund kommt das alles dann auf eine enorm saftige, frische und spannende Art zusammen. Spannend, weil sich diese Cuvée aus Weißburgunder, Veltliner, Welschriesling und ein bisschen Muskateller nicht so recht entscheiden kann zwischen frischer, spritziger Leichtfüßigkeit und extraxtreichem Schmelz, zwischen gelber Fruchtaromatik und herb-kräuterigem Touch - muss sie auch nicht! Denn was Claus Preisinger hier von seinen biodynamischen Weingärten am Neusiedler See in die Flasche gebracht hat macht einfach unglaublich Spaß. Nicht nervig provokant, aber dennoch fernab von Langeweile und Mainstream - Trinken! [LA Jg. 2021]

Der Karambolage ist in jedem Jahr ein komplett anderer Wein und mit dem 2022er Jahrgang hat Jonas eine Cuvée aus 1/3 Elbling, 1/3 Chardonnay sowie 1/3 Pinot Gris kreiert. Letzterer wird 10 Tage auf der Maische ausgebaut und anschließend mit dem direkt gepressten Elbling sowie Chardonnay verschnitten. Intensiv schimmerndes Orange im Glas mit wild-würziger, ätherischer Nase sowie karger Kräuter- und Zitrusaromatik. Geschmacklich findet man Pomelo, Limette, sauren grünen Apfel und Zitronenverbene wieder, der auf der Schale vergorene Grauburgunder bringt leicht sämigen Gerbstoff und Grip mit ein. Sehr saftig, belebend, fordernd durch die straffe Säure und mit schöner Balance aus Frucht und Mineralik. [AS 02/2024]

Beim Les Nouettes hat Jean Christophe Garnier die zwei autochthonen, jedoch auch weniger bekannte Rebsorten, Grolleau und Pineau d'Aunis zu einem leichten, frischen und ungemein animierenden Rotwein cuveetiert. Gewachsen sind die beiden Sorten in der gleichen Parzelle namens Les Nouettes, sie werden gemeinsam gelesen und verarbeitet. Maceration Carbonique, natürlich mit Ganztrauben und nach kurzer Gärphase wird abgepresst und neutralen Gebinde ausgebaut.
In der Nase mit frischer Frucht, Erdbeere und Himbeere, dazu eine filigrane Würzigkeit, animierend, aufregend und lebendig, eigentlich das Gegenteil zum Les Tailles, dem Cabernet-Cuvée, hier ist Leichtigkeit und Trinkfreude von der ersten Sekunde angesagt. Am Gaumen mit filigraner Struktur, das Tannin ist kaum spürbar, knackige Struktur und eine ganz leichte Kohlensäure, wieder viel Frische Frucht, aufmachen und Spaß haben, ein toller Tischwein von der Loire! [CB 01/2023]

Hefetrüb mit einem glänzenden Schimmer, fast etwas Grapefruit und Bronze, eine geniale Farbe. Nase rein ins Glas und siehe da, der Marto Weiss zeigt sich frisch, offen und sehr duftig, war so nicht zu erwarten, feine Frucht, ein floraler Touch und dazu eine saftige Würze, unheimlich animierend. Die Cuvee besteht ähnlich wie im letzten Jahr aus Müller-Thurgau, Faber, Würzer, Bacchus, Riesling, Scheurebe und Huxelrebe - das ist aber egal, er macht einfach ungemein Spaß. Am Gaumen mit feinem Grip, dazu eine super saftige Säure, viel Speichelfluss und wieder diese animierende Frucht, ein Hauch Wildheit, Grapefruit passt von Grip und Säure ganz gut, läuft runter und der Gaumen verlangt nach mehr. [CB, Jg.2021]

Statement von Andi Weigand zu seinem Wein: "Old school MTH how it should be", heißt Reben von alten Rebstöcken (60 Jahre alt) mit einer alten Korbpresse gepresst und in alten großen Holzfässern ausgebaut, natürlich spontan vergoren und unfiltriert abgefüllt. In der Nase ein (noch) deutlicher Hefetouch mit einer schönen Zitrusfrische, dazu grüner Apfel und eine feine Kräuterwürze. Am Gaumen eine -für die Sorte- drahtige Textur mit einer saftigen Säure, die Aromatik wieder grün mit Apfel, Kräutern und Zitrus, hinzukommt etwas Grapefruit, der zarte Gerbstoff mit dem Hefeschleier verleihen ihm Grip und dadurch Länge. [GB Jg. 2021]

Was es nicht alles gibt? Müller-Thurgau von der Mosel - vergessen Sie alle Vorurteile, was Julien Renard macht schmeckt sowieso anders! Wurzelechte Rebstöcke auf Schiefer, die ganzen Trauben sehr langsam in einer alten Korbpresse gepresst und über ein Jahr auf der Vollhefe ausgebaut.
Schon in der Nase merkt man, dass es sich hier um einen außergewöhnlichen Wein handelt, der Müller-Thurgau von Julien wirkt kraftvoll, reif und reduktiv, ein bisschen Funk und ein Hauch dirty, die Nase ist intensiv und komplex, rauchig, etwas getrocknete Früchte, Kumin und Kreuzkümmel, entwickelt sich genial. Am Gaumen packt trotz der Reife direkt die straffe Säure zu, auch hier mit hohen Intensität, fordernd und komplex, wieder viel Würze, dazu reife Frucht, ein feiner Gerbstoff kommt durch, das ist lebendig und straff, genialer Stoff, sowas hat man aus dieser Sorte noch nicht im Glas gehabt. [CB 02/2024]

Der Pif Purple ist ein leichter und saftiger Rotwein aus den beiden Piwi Rebsorten Leon Millot und Seyve-Villard. Erstere ist eine Rotweinsorte und zweitere eine Weißweinsorte, beide Trauben werden gemeinsame gelesen und zusammen eingemaischt und vergoren.

Die Spätburgunder-Rebstöcke für den Champs Cadet wachsen auf tonhaltigen Muschelkalkböden, in einer vom Wald umgebenen und somit recht kühlen Parzelle. Im Glas kommt diese kühle Sprödheit schön zur Geltung. Neben dem Korb frischer Waldbeeren, vor allem kleine wilde Erdbeeren, zeigt sich eine kräutrige Frische und etwas Wacholder-Würze. Und dann ist da noch etwas Wildes, Ungezähmtes, das Neugierig macht. Zwar wird der Champs Cadet auch als Bourgogne Rouge klassifiziert, doch der Wein hat deutlich mehr Funk als man das von seinem kleinen Bruder und ganz allgemein von den Weinen von Jean und Valentin Montanet kennt. Am Gaumen zart in der Textur, mit angenehm kernigem Gerbstoff ohne Anzuecken, präsenter und jugendlicher Säure und wieder viel saftiger Beerenfrucht, der man noch lange nachschmecken kann. Ansprechend, reizvoll und mit viel Charme. [AS 01/2024]

Dogma heißt die Weinlinie von Gerhard Pittnauer, bei der er auf alles verzichtet, die Zugabe von Schwefel, Filtration und Schönung jeglicher Art, um den Wein möglichst natürlich in die Flasche zu bekommen. Inzwischen ist der Rosé Dogma ein reinsortiger Blaufränkisch aus der Golser Lage Ungerberg. Die Trauben werden gerebelt, das heißt von den Stielen getrennt und kommen in Amphoren, um dort auf der Maische zu gären und anschließend auf der Vollhefe ausgebaut zu werden.
Schon in der Nase merkt man die Kühle des Blaufränkisch, kräutrig, karg, mit kühler Frucht, Zwetschge und Ribiseln, dazu Minze, Lavendel und Rosmarin, entwickelt sich rasant und wird immer komplexer. Am Gaumen mit festem Grip, das Tannin packt zu, dann sofort wieder ätherische Noten, Flieder und Lavendel, dazu eine saftige Zwetschge und kernige Birne, ein intensiver Rosé mit fordernder Struktur und kühler Aromatik. [CB Jg. 2021]

Ein dunkler Rosé  oder schon Rotwein (die Grenzen verschwimmen immer mehr), mit erfrischend wenig Alkohol und gutem Biss. Sehr helles Kaminrot, in der Nase blättrig grün und intensive rote Ribiseln, Johannisbeerkraut, Melisse, wilde Erdbeeren mit einem Hauch Feuerstein. Am Gaumen eine sehr frische Textur, dazu eine erfrischende Säure, aber auch etwas Fleischiges - das schon an Rotwein erinnert, guter Grip vom feinem Gerbstoff, das leichte Moussieren hält ihn dabei sehr lebendig, perfekter Sommer-Drink! [GB Jg. 2021]

Seyve-Villard ist eine pilzwiederstandsfähige Rebsorte, kurz Piwi genannt, die aus der gleichnamigen Rebzucht aus dem Rhonetal stammt und von Didier Grappe vor einigen Jahren ausgepflanzt wurde. Didier strebt langfristig einen gänzlich natürlichen Weinbau an, bei dem im Weingarten wie auch im Keller keinerlei fremdproduzierten Stoffe zum Einsatz kommen. Das soll mithilfe pilzresistenter Rebsorten umgesetzt werden, denn bei diesen Sorten muss er keinen Schwefel und Kupfer im Weingarten ausbringen, so kann er alle arbeiten per Hand erledigen und schafft es das der Dieselverbrauch seiner Traktoren der Vergangenheit angehört. Alle Weine aus Piwi-Sorten die wir bisher kannten waren sehr expressiv, fruchtbetont und immer etwas zu laut, gerade in Sachen Frucht. Deshalb waren wir sofort begeistert, als wir diesen kernigen, filigranen, zurückhaltenden und straffen Wein bei Didier am Weingut ins Glas bekommen haben. Didiers Ausbau-Stil ist sicherlich ideal, um die Frucht eher leise zu halten und die Textur und Tiefe herauszuarbeiten. Der 2021er Seyve-Villard wird nämlich sous voile, also unter der Florhefe ausgebaut, wodurch mehr Würze, Terziäraromen und Tiefe entsteht.

In der Nase mit Salzzitrone und Quitte, eine feine reife und gelbe Frucht nimmt einen direkt mit, mit Luft wird es kühler, Rauchigkeit, etwas Minze und florale Anklänge, ein buntes Potpourri an ätherischen Noten, das sich im ständigen Wandel befindet. Am Gaumen mit frischer Struktur, die saftige Säure bringt Lebendigkeit, wieder Salzzitrone, zuerst karg und engmaschig, dann kommt der Einfluss des Flor und bringt Brioche, Karamell und eine weiche Cremigkeit, fast eine Spur opulenz und ein herber Touch der die Zunge einnimmt, kompakt und tiefgründig. Ganz spannender Stoff, der endlich mal zeigt, was diese Rebsorten können! [CB Jg. 2021]