Ein Grenzgänger zwischen Rosé (zu dunkel)- und Rotwein (zu hell) - in jeden Fall ein gelungener Naturwein in hefetrüben, hellem Rubinrot. In der Nase -eher verhalten- nach Himbeere mit Rhabarber, dazu eine minimale Würze nach Zimtrinde bzw. Zedernholz und ein Hauch Minze. Am Gaumen eine frisch-herbe Textur, saftig, schlank, mit einem schönen Gerbstoff-Säure Kostüm das ihn guten Grip verleiht, dezente Cassis-Frucht, bleibt lange haften, äußerst angenehm im Nachhall. [GB 05/2022]

Der Chardonnay Feldstück von Matthias Warnung ist wie die meisten seiner Weine über 2 Jahre im großen neutralen Holzfass auf der Vollhefe ausgebaut und wurde ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. In der Nase Birne, frische Quitten, Kamille und etwas Heu. Am Gaumen eine dezente Phenolik gepaart mit einer feingliedrigen Säure, kein spürbares Holz, wieder Quitte mit einem leichten Hefetouch, im Abgang leicht salzig mit einem zarten Schmelz und ein wenig Babyspeck. Er ist keiner dieser künstlich überladenen, vor Kraft strotzenden Weine. Er ist in jeder Hinsicht in sich stimmig und glänzt durch seine elegante und zugleich filigrane Art. Ein wunderbarer Einstieg in die Welt der Naturweine! [ND Jg. 2017]

Alice' Favorit des Jahres 2023! Furmint ist eine unglaublich spannende Rebsorte und was Michael und Maria Gross aus dieser Diva an Rebsorte machen ist wirklich sensationell. Nicht nur, weil der Gorca komplett ohne zugesetzten Schwefel auskommt, dennoch tagelang in Form bleibt und sogar noch zulegt. Nein, auch weil er leise und unaufgeregt daher kommt, feine Frucht, zarte Rauchigkeit, Mineralik und perfekte Präzision vereint und somit alles sein kann: ein erfrischend straffer Apero, ein sanfter Speisenbegleiter oder ein Reparaturwein zu späteren Stunden - auf jeden Fall Horizont erweitern, mit vibrierender Spannung und definitiv mein Wein des Jahres!

Die Reben für diesen Wein wachsen etwa 60 Kilometer südlich von Ratsch in der slowenischen Region Haloze auf steilen Terrassen der Lage Gorca mit schiefrigem Ton-Mergel (oder auch Opok genannt). Vergoren in großen neutralen Holzfässern und 12 Monate auf der Vollhefe verblieben, wird er dann ohne zugesetzten Schwefel abgefüllt. Denn Michael Gross findet, dass die Weine so immer klarer, typischer und lebhafter werden.

In der Nase karg, kühl, mit ganz feinen Noten von gerösteten Haselnüssen, Mandeln, Jasmintee, Fenchelgrün, Grapefruit, weißem Pfirsich, etwas Quitte, etwas Apfelmost. Trotz der Feinheit der Aromatik sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Am Gaumen eine Mischung aus Salz, filigranem Tannin, kalkiger Mineralik und zitrischer Frische. Griffig und präzise packt die Säure zu, macht wach, dazu diese tiefgründige Struktur und bevor man auf dem Etikett mit Staunen feststellt, dass er doch 13,5% Alkohol hat, ist die Flasche leer. Am zweiten Tag zeigt er sich noch etwas offener, falls der Gorca wirklich den Vorabend überlebt. Ein Furmint in Perfektion. [AS 10/2023]

Unter dem Titel „Entdeckungen aus Langenlois„ werden am Weingut Jurtschitsch jedes Jahr besondere Projekt-Weine vinifiziert und in kleinen Mengen abgefüllt. Belle Naturelle - ein Grüner Veltliner im Adam und Eva Kostüm. Ungeschminkt, ungeschönt, unfiltriert - ganze Trauben im neutralen Holzfass für 2 Wochen auf der Maische vergoren. Helles Goldgelb, verspielte Nase nach Quitte, Birne, Aprikose, Rhabarber und ein Hauch Kamille. Am Gaumen eine zarte Phenolstruktur, kreidige Mineralik, dazwischen blitzt ein schöner Schmelz auf, filigrane Säure, sehr traubig - mostig-herb - und auch süffig. [GB 08/2022]

Gerhards Favorit des Jahres 2023! Mich imponiert wie sich die ruhige Art des Winzers auf seinem Wein überträgt! Der Grüne Veltliner Espere 2021 blieb für über 2 Jahre in einem alten (neutralen) Holzfass auf der Vollhefe mit nur minimalen Eingriffen und wurde danach mit kleiner Schwefelgabe unfiltriert auf die Flasche gezogen. Und jetzt strahlt dieser Wein: unaufgeregt-jugendlich, in der Nase vielschichtig nach Marillenröster, Bratapfel, Ringlotten, leicht erdig nach Waldboden und ein Hauch von Bienenwachs und Mandeln. Am Gaumen eine einladende Textur mit viel Grip bei mittlerer Säure, zarte Reduktion und gute Phenolik vom Hefelager, feine Pfefferwürze, dazu etwas salzige Brotkruste, Quitte und Grapefruitschale, guter Zug mit stolzer Länge, grandios ausgewogen im Nachhall.

Bei einem Glas von diesem Wein ist mir vor einigen Wochen folgendes klar geworden: »Schade, was einem industriell hergestellten Wein eigentlich alles genommen (bzw. nicht gegeben) wird!«

Der Charakter des Winzers findet sich ja oft in seinem Wein wieder, bei Matthias Warnung heißt das Vertrauen in die Natur und in seine Handwerkskunst (die er u.a. bei Testalonga/Craig Hawkins und Matassa/Tom Lubbe gelernt hat), verbunden mit seiner ihm angeborenen Gelassenheit. Probieren Sie diesen köstlichen Tropfen, er hat mit den oft verschrienen Naturweinen nichts tun - "N'ai pas peur". [GB 07/2023]

Jahr für Jahr freuen wir uns auf den Kalkundkiesel rot und jedes mal sind wir wieder heller Freude. Auch mit Jahrgang 2019 erwartet uns eine saftige, straffe Rotweincuvée aus dem Hause Preisinger. Das rote Pendant zum Kalkundkiesel weiss ist ein überaus leichter, süffiger gemischter Satz, mit 20% Weißweintrauben verarbeitet. Helle, rotbeerige Aromen, rote Johannisbeere, Sauerkirsche, Rhabarber drängen sich in den Vordergrund. Gräbt man etwas tiefer, gerät die Frucht etwas in den Hintergrund. Leicht erdige Töne wie von roher Rote Beete, würzig, dezent teeig, fast schwarzer Tee, Earl Grey. Bergamotte und Veilchen setzen sich unaufdringlich in Szene. Reduktives-Stinkerl zu Beginn, nicht störend, verfliegt mit Luft sehr schnell. Am Gaumen eine Saftbombe, trinkig, kantig, animierende Gerbstoffstruktur, das Tannin ist genau richtig eingesetzt. Enorme Entwicklung mit Luft, verweilt sehr lange am Mund, bleibt verspielt und spannend im Gedächtnis. Etwas charmanter als der Vorgänger im Jahr 2018, interessant im Vergleich. Sehr zugänglich und vielversprechend. [NH 2019]

Der „Mon Blanc“ blüht nicht nur auf dem Etikett, sondern auch im Glas. Aber nicht auf diese aggressive, kitschige Art wie ein Schnittblumenbouquet auf einem drapierten Hochzeitstisch, nein nein – die Cuvée aus Grünem Veltliner, Riesling, Weißburgunder und Gelbem Muskateller duftet beruhigend, frisch, kräuterig und natürlich wie eine wildgewachsene Blumenwiese an einem sonnigen, aber noch kühlen Frühlingsmorgen. Zu diesen zart floralen Aromen von Kamille und frischen Kräutern wie Lorbeerblättern gesellt sich eine deutliche, aber angenehm stimmige Hefearomatik. Schließlich ist dieser Wein (wie auch die anderen aus der Jurtschitschen Serie „Entdeckungen vom Weingut“) komplett ungefiltert, ungeschönt und nur minimalst mit Schwefel versehen. Am Gaumen macht sich das mit einer sehr eleganten Struktur bemerkbar: sehr saftig, lebendig, mit einer gut tragenden Säure und charmanter Fruchtaromatik. Und mit dem ästhetisch ansprechenden Etikett hat sogar das Auge auch noch was davon. [LA 08/2022]

Beim Welschriesling fällt das anders gestaltete Label sofort auf und das hat auch seinen Sinn, denn dieser Wein ist der einzige bei Bott Frigyes, bei dem ein ausgedehnter Maischekontakt stattfindet. Der Olaszrizling wird mit einem großen Teil Ganztrauben und auch abgebeerten Trauben vergoren, das findet im Stahltank und zu etwa einem Fünftel in Amphoren statt.

In der Nase hat man gleich die würzige Intensität der Maische, es kommt Frucht durch, aber die kühle und ätherische Aromatik der Maische dominiert den Wein, da ist Minze, Fichtennadeln, Anis und eine dezente Rauchigkeit, bei aller Intensität doch auch leichtfüßig und animierend. Am Gaumen mit feiner Würze, saftige gelbe Frucht, charmante Struktur, hinten raus kommt feiner Grip, fester Kern, reife Gelbe Birne und Aprikose, eine Spur Exotik im Abgang, druckvoll und komplex, eine spannende Interpretation des Welschriesling. Auch hier am besten viel Luft geben, am zweiten Tag schmecken die Weine oft besser als am ersten. [CB Jg. 2020]

Der 2021er Jahrgang bleibt aromatisch, sehr nah am 2020er, die ätherisch Aromatik dominiert und er brauch Zeit, um sich zu öffnen. Am Gaumen weiterhin saftig mit gutem Gerbstoff und gelber Frucht. [ND 07/2022]

eine Cuvée aus Pinot Blanc & Sauvignon Blanc, die ganzen Trauben wurden zum Teil in der Amphore und in gebrauchten 500Liter Fässern ausgebaut. Natürlich spontan vergoren, unfiltriert und mit kleiner Schwefelgabe gefüllt. Für PARCELLAIRE werden nur noch die kühlsten Teil-Parzellen aus alten Weingärten selektioniert (Waldnähe, Nord- und Nordost-Lagen, windige Hügelspitzen) um Herkunft und Terroir einer Cool-Climate-Weinregion zum Ausdruck zu bringen.

Ein Pinot Noir aus Ungarn, genauer aus Sopron am Ödenburger Gebirge mit Schiefer im Unterboden. Urtümliche Nase nach roten Beeren, eingelegte Pflaumen, Gewürzstrauß mit Anleihen von Zimtstange und Nelken, Nuancen von morschem Holz. Am Gaumen sehr einnehmende Breite, feinverwobene Säure mit einem Hauch Tannin, das Holz unmerklich, aber in der Struktur unterstützend, leicht erdig, bäuerlich mit etwas Maischegeschmack, bleibt sehr natürlich und erfrischend bis zum Finale. [GB Jg. 2016]

Ein neuer Wein am Weingut Trossen, der eher aus der Not geboren wurden, denn der 2021 Jahrgang wurde durch Peronospora stark minimiert. Der Pinot Pur machte dem Winzer aber so viel Spaß, dass der sonst eher ruhige Rudolf regelrecht euphorisch wurde. Der Pinot Pur ist eine Cuvée aus Weißburgunder und Grauburgunder von befreundeten Winzern von der oberen Mosel, veredelt mit ein klein wenig Trossen Riesling.

Die Nase beginnt mit einer spannenden Mischung aus kühler Kräuterwürze und weicher Frucht, Minze, Salbei und Lavendel, dazu reifer Pfirsich, etwas Birne und überreife Melone, würzig, ruhig und reif, man merkt den charmanten Einfluss der Burgundersorten, die der Nase Fülle und Charme verleihen. Am Gaumen mit saftiger gelber Frucht, animierende aber charmante Säure, weich abgepuffert, wieder Melone, Quitte und gelbe Speckbirne, ein animierender Schmeichler mit feiner Würzigkeit zum Abgang hin, viel Zug und feine Struktur. Der perfekte Wein, um sich an die Weine von Rudolf Trossen ran zu trinken! [CB 06/2022]

Der Riesling Buntsandstein von Frank John wächst wie der Name schon verrät ausschließlich auf Buntsandstein. Nach einer kurzen Maischestandzeit wird der Wein in Stück- und Doppelstückfässern teils mit ganzen Trauben spontan vergoren und für 12 Monate auf der Vollhefe liegend ausgebaut. Der Wein wird lediglich von der Hefe abgezogen und unfiltriert und ungeschönt in die Flasche gebracht. In der Nase reife Papaya, Melone, etwas Zitrus, gelber Apfel und ein Hauch von Butterstreuseln. Am Gaumen eine saftige -eher runde- Textur, unterstützt von mürber Phenolik, einem guten Säuregerüst mit knackiger Mineralität, Zitrustöne bestimmen die Aromatik mit leicht herbalen Anklängen. Der Wein glänzt mit Luftigkeit und einem nahezu gefährlichen Trinkfluss! [GB 08/2023]

Mit dem Silvaner zeigt Andi Weigand, dass die Rebsorte mehr kann, als man von gewöhnlichen Mainstream Silvaner gewohnt ist: puristisch und karg, mit Kante, Säure und ohne kitschige Frucht. Das Traubenmaterial stammt aus Iphöfer Lagen, die vom Keuper geprägt sind, nach der Ganztraubenpressung wird der Most spontan vergoren, für 9 Monate im Holz ausgebaut und hefetrüb abgefüllt. In der Nase zu Beginn mit einer zarten Reduktion (etwas Feuerstein), leichter Hefetouch und einer tollen Zitrusfrucht, Amalfizitrone, Grapefruit, dazu leichte Anklänge von Pfefferminz, Zitronenmelisse. Am Gaumen eine animierend frische Textur mit lebendiger Säure, wieder Grapefruit, Zitrus und feiner Würze, der vorhandene Gerbstoff verleiht im Grip und Struktur, sehr geerdet mit viel Struktur, stimmig im Abgang und lang. [GB 07/2022]

Der 2020er Teroldego von Foradori ist frisch gefüllt und schon jetzt ein Muster an Balance und Saftigkeit. Die Nase beginnt dunkel, kühl und intensiv, mit Brombeere, Minze, etwas Holunderbeere und Cassis, zur Frucht kommt eine filigrane, florale Duftigkeit dazu, Veilchen und Rosen, durchwegs sehr animierend und wird mit Luft immer leichtfüßiger und heller. Am Gaumen strahlt der Teroldego mit saftiger Kirschfrucht und gefährlich hohem Trinkfluss, sehr pur und geradlinig, mit perfekter Balance und genialer Frische, Preiselbeeren, Pflaume und etwas Sellerie, unaufdringlich und lebendig, das Tannin ist samtig und filigran, ein Teroldego wie aus einem Guss. Aufreißen und Spaß haben! [CB 11/2021]

Die Söhne Alex und Andi arbeiten schon einige Jahre im Betrieb mit und inzwischen merkt man ihren Einfluss auf die Weine. Ganz besonders aber bei diesem Wölsch, das ist ihre Kreation, mit mehr Struktur, etwas Wildheit und sehr zurückhaltender Frucht. Das Ziel der beiden war es, einen seriösen und charakterstarken Welschriesling zu keltern. Dazu haben sie die Trauben der ältesten Welschriesling Rebstöcke gelesen und im Keller ganz anders verarbeitet als es bei den restlichen Weinen der Fall ist. Ein kleiner Teil wurde gerebelt und auf der Maische vergoren, der Rest wurde gepresst und direkt ins gebrauchte, kleine Holzfass gefüllt, um dort zu gären. Nach knapp einem halben Jahr auf der Vollhefe, als die Reduktion etwas weniger wurde, haben die Jungs den Wein von der Hefe abgezogen und bis zur Füllung auf der Feinhefe im Stahltank belassen.

Vielschichtige Nase, Apfelschale vom Boskop, reife gelbe Stachelbeeren, Grapefruitzeste, ganz leichter Hefetouch und ein Hauch Sesam. Am Gaumen eine herbe und straffe Textur, sehr lebendige Säure mit einer Prise Salz, knochentrocken, spürbarer Boden (Mineralik), guter Grip der vom Holz unterstützt wird. Erinnert ans Jura! [GB Jg. 2019]