Favoriten des Jahres 2021: Die Lieblingsweine von Weinfurore

Autodidakt Uwe Schiefer gilt schon lange als Wegbereiter des neuen, schlankeren Blaufränkisch-Stils und er zeigt mit dem 2017er »vom blauen Schiefer« welch feines Händchen er für die Sorte hat. Von über 50-jährigen Rebstöcken auf kargem Schiefer in den Lagen Szapary, Saybritz, Reihburg und Fasching macht er einen modernen Blaufränker, ausgebaut über 30 Monate in großen neutralen Holzfässern. Der Wein steht jetzt schon super da, in der Nase kühle Rauchigkeit, etwas Minze und dunkle Würze, dazu ein Hauch Schokolade, Blaubeeren und Schwarzkirsche, dunkel und karg. Am Gaumen mit einer straffen Textur, direkt die pure Mineralik, Schiefer, steinig und mürbe mit phantastisch aufgelöstem Tannin, saftig und wieder würzig, zupackende Säure, Wacholderbeeren und Sauerkirsche, bleibt extrem gut hängen, intensiv und gleichzeitig leichtfüßig, hinten raus wieder Minze und viel Kühle, großer Stoff, nochmals besser als seine Vorgänger.

Sprudel läuft immer – zu jeder Tageszeit und zu jedem Anlass. Gerade bei Schaumwein haben Deutschland und Österreich stark aufgeholt. Natürlich ist die Champagne das weltweite Vorbild, aber verstecken brauchen sich unsere heimischen Sekte auf keinen Fall. Seit Winter 2020 haben wir das kleine, aber feine Sekthaus BurkhardtSchür aus Franken im Sortiment. Für mich war es beim Blanc de Noir Brut Liebe auf den ersten Blick. Das ganze letzte Jahr über hat mich dieser Sekt begleitet, entweder für mich selbst zu Hause oder als Mitbringsel bei zahlreichen Geburtstagsfeiern. Ein feiner, eleganter Sekt mit nussigem Charakter und langem Hefelager. Dadurch wirkt der Blanc de Noir Brut etwas ruhiger und charmanter. Trotzdem belebt die enorme Frische und Mineralität und lässt den Schaumwein am Gaumen hin und her tänzeln.

Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, dass ich mal einen Silvaner als meinen Favoriten des Jahres auswählen würde, aber dieser Wein von Andi Weigand aus Iphofen hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich einfach nicht anders konnte. Keinen anderen Wein habe ich im vergangenen Jahr öfter mit nach Hause genommen, um ihn mit Freunden zu trinken, oder an Winzer verschickt, die „was Neues“ probieren wollten. Das Feedback war immer grandios, denn der Silvaner von Weigand ist karg und saftig zugleich, die kernige und feste Struktur zeigt Tiefe und Länge, mit einer feinen Wildheit und dabei so trinkig, dass eine Flasche immer zu wenig ist. Für mich ist dieser Silvaner der Favorit des Jahres und der Winzer dahinter die Entdeckung des Jahres, so mag ich Franken!

Die Weine von Bott Frigyes aus der Slowakei haben mich schon von der ersten Verkostung weg überzeugt. Also stand mein Favorit des Jahres 2021 mit seinem Sauvignon Blanc schnell fest, der sich in der Nase und am Gaumen mit floralen, grasigen oder vegetabilen Noten angenehm zurückhält und seine Sorte nicht auf den ersten Schluck verrät – wenn überhaupt. In der Nase rauchig und kühl, aber doch mit Reife, die an Mandeln und Orange erinnert. Am Gaumen knackig, saftig und mit einer feinen Phenolik, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Die Orange(nzeste) findet sich auch hier wieder und man freut sich, wie lange die im Abgang bleibt – jedenfalls länger, als man auf den nächsten Schluck warten möchte. Ordentlich Luft und etwas Temperatur tun dem dezenten Naturwein gut und er lässt sich wunderbar mit leichten Speisen kombinieren

Die Weine von Matthias Warnung stehen für sich, sie überzeugen mit Frische, Eleganz und einem Hauch Wildheit. Deshalb ist sein Zweigelt Espere 2017 auch mein Favorit des Jahres. Im Keller geht es bei Warnung sehr minimalistisch zu, nach der Pressung wird der Wein für 2 Jahre im großen Holzfass auf der Vollhefe ausgebaut und dann mit minimalem Schwefeleinsatz, ungeschönt und unfiltriert auf die Flasche gezogen. In der Nase zunächst fruchtbetont mit Sauerkirsche, Ribiseln, zarter Kräuterwürze, Salbei und grüner Tee. Mit etwas Luft und Temperatur wird er zunehmend fleischiger und wilder. Am Gaumen puristisch, mit saftiger Säure, dezentem Gerbstoff und kaum Tannin, ungemein hohem Trinkfluss, wieder dezente Kräuternoten, helle rote Früchte mit leicht wildem Abgang. Ein Zweigelt, der in Erinnerung bleibt!