Chardonnay

Chardonnay aus dem Beaujolais ist selten, also auf jeden Fall verbindet man es nicht direkt damit. Die Rebstöcke wurden 2014 gepflanzt und wachsen auf Ton-Sand-Boden mit Granit im Untergrund. Die Trauben werden bei Ankunft im Weingut gepresst und vergären spontan, dabei wird auf eine Temperatur unter 20 Grad geachtet. Nach der alkoholischen Gärung läuft zusätzlich der biologische Säureumbau ab. In der Nase intensiv erst nach Apfelkompott, dann aber herber nach Roibusch-Tee, dazu ein winziger Hauch nach Thymian. Am Gaumen eine sämige Textur, die jungen Reben merkt man am "Babyspeck" - heißt: runder Körper, eher wenig Säure, zart fruchtig, dazu eine leicht verspielte Extraktsüße im Nachhall. [GB 11/2022]

Der Chardonnay von Jude und Lucile Spaety hat den richtigen Namen, denn es ist eine echte Attraktion und gibt vom ersten Moment im Glas mächtig gas. Die Weingärten werden biologisch bearbeitet, mit dem Pferd gepflügt und alle wichtigen Arbeiten per Hand ausgeführt, natürlich auch die Lese. Der Chardonnay wird als Ganztraube gepresst und läuft direkt in gebrauchte Holzfässer für die Spontangärung und den Ausbau auf der Vollhefe.
Man merkt sofort, das der Chardonnay als Ouillé ausgebaut wird, also mit auffüllen der Fässer, den die Reduktion ist präsent und dominiert die erste Nase, kühl, rauchig und karg, mit einer Spur Holz, dabei sehr geradlinig aber auch mit einer guten Konzentration, mit Luft kommt etwas gelbe Frucht durch und reife Würze. Am Gaumen mit straffem Beginn, Quitte und Salzkaramel, druckvoll und konzentriert, das hat richtig Stoff, dann kommt vollmundiger Schmelz und mürber Gerbstoff, wird immer kompakter und würziger, intensiv hängt Salz, Nelke und Birne am Gaumen. Spannender Stoff mit mächtig Druck und Intensität. [CB 12/2022]

Liebhaber von Jura-Chardonnay kommen an der "Cuvée du D'jopin" nicht vorbei, ein ausgewogener Wein, in der Nase exotische Papaya, ein Hauch Quitte, auch leicht nach Mandeln, am Gaumen eine füllige Textur, fein abgerundet mit Zitrus- und Akaziennoten, sehr dezent setzt die Säure ein - die aber fokusierter wird und in eine leichte Salzigkeit mündet, eine schöne Phenolik begleitet den Abgang. [GB 07/2023]

Chardonnay "le Jean sur la Côte" von Julien Crinquand ist etwas wilder als der "la Cuvée du d'Jopin", in der Nase deutliche Naturwein-Aromen: Quitte, Grapefruitzest, Bienenwachs, eine winzige Spur von Flor-Hefen, leicht ätherische Nuancen. Am Gaumen eine luftige Textur mit einer feinen Kräuterprise, ein bisschen laktisch, die Säure gewinnt langsam  Einfluß, dezent würzig im Nachhall. [GB 07/2023]

Der Chardonnay Viandris ist der erste Wein unter dem neuen Label von Philippe Bornard und das der gesellige Weinmacher aus Arbois seinen Beruf beherrscht, merkt man schon mit dem ersten Nase. Der winzige Weingarten dieser Parzelle liegt direkt unterhalb von Arbois und wird seit 2019 von Philippe bewirtschaftet. Im Keller bleibt Philipp seinem Stil treu und erzeugt einen offenen, lebendigen und durchaus konzentrierten Chardonnay. Ganztraubenpressung mit einer alten Korbpresse und bei Trauben und Most wird durchwegs oxidativ gearbeitet, dann geht es direkt in ein altes Holzfass, spontangärung ist sowieso klar und der Ausbau auf der Hefe wird bis zur Füllung durchgezogen, wobei das Fass stehts aufgefüllt wurde. Ohne Schwefel oder filtration ging es dann direkt in die Flasche.

In der Nase mit reifer, gelber Frucht, Quitte, Zitrus und etwas Ananas, bleibt immer kühl und straff, dazu ein Hauch Kräuterwürze, konzentriert und intensiv, im Hintergrund schlummert eine Spur flüchtige Säure, die ihm allerdings viel Frisch und eine animierende Art verleiht, verändert sich genial mit Luft und wird immer komplexer, kühl und warm zugleich, reif und zitrisch, der Les Viandris ist in ständiger Bewegung. Am Gaumen mit dichter Struktur, der Wein hat Power und eine große Intensität, die Säure ist saftig und animierend, wieder gelbe Frucht, druckvoll und würzig, etwas Zimt und mürbe Stoffigkeit, der feste Kern gibt ihm Länge. Großer Chardonnay aus der Hand des Meisters! [CB 12/2022]

Der Chardonnay Novelin ist stilistisch ein kompletter Gegenentwurf zum normalen Chardonnay, zum einen weil es sehr unterschiedliche Jahrgänge sind, 2021 war kühl, karg und eher verschlossen, 2020 ist reif, konzentriert und expressiv. Zum anderen ist der Ausbau ein komplett anderer, denn der Novelin wird im gebrauchten Holzfass Sous Voile ausgebaut, also unter einer Schicht aus Florhefe. Dieser oxidative Ausbau ist die traditionelle Art der Weinbereitung im Jura, mit der ein gänzlich anderes Geschmacksbild bei den Weinen entsteht.
Der Novelin beginnt kraftvoll und dicht, mit reifer, fast exotischer Frucht, das ist dem warmen Jahrgang zuzuschreiben. Dazu kommen hefige Noten, eine Spur Jod, karge Rauchigkeit und komplexe Kräuterwürze, dafür ist wiederum der Ausbau unter der Florhefe verantwortlich. Der Novelin verändert sich wahnsinnig schnell mit Luft, also ruhig früh aufmachen, ein großes Glas verwenden und nicht zu kalt trinken. Am Gaumen mit fester Struktur, der Grip packt richtig zu, dazu eine intensive Würzigkeit, dunkle Frucht, flambierte Ananas, dazu feine Cremigkeit der Hefe, etwas Wachs, Kandiszucker und überreifes Steinobst. Kein easy-drinking Wein, sondern ein komplexer und tiefgründiger Chardonnay mit einzigartigem Charakter. [CB 12/2022]

Dieser Chardonnay stammt von mehr als 35 Jahren alten Rebstöcken aus der Lage Saint-Savin mit einem einzigartigem Kalkboden auch mit grauen und blauen Gestein. Spontan im Edelstahl vergoren mit Hilfe einer Infusion Marc de Savagnin aus 2016, danach für 6 Monate in 600 Liter Fässern ausgebaut, unfiltriert und ohne Schwefelzugabe abgefüllt, leicht oxydativer Stil. In der Nase eine saftige Mischung aus wilder Fruchtigkeit und Mineralität, Kräuteranklänge, dazu eine zart wachsige Phenolik, leicht animalisch, dezente Hefereduktion mit Feuerstein-Noten. Am Gaumen eine kräftige -bis derbe- Textur, sehr lebhafte Säure mit salzigen Adern, mit typischer Würze vom Jura-Terroir, sehr fordernd und anspruchsvoll im Finish. Tolle Länge! [GB 09/2023]

Die zwei Winzer Allante und Boulanger wohnen im südlichen Jura in Gizia und Rotalier, praktischer Weise liegen auch die Weinberge zwischen diesen beiden Dörfern. Die biodynamisch gepflegten Rebstöcke wachsen auf Kalkmergel und liegen auf 250-320m. Nach der Handlese und einer schonenden Pressung vergärt der Most spontan. Im Anschluss bleibt der Wein für fast zwei Jahre in gebrauchten Holzfässern auf der Vollhefe. Die Mengen sind winzig, aber noch kennt kaum jemand dieses Juwel.

Der Chardonnay Sous Poids ist der offenere und etwas oxidativere der drei reinsortigen Chardonnays und zeigt sich schon in der ersten Nase mit ordentlich Funk und Wildheit. Geröstete Haselnüsse und salzige Meeresbrise, eine Spur Reduktion und gleichzeitig etwas Kraut, getrocknete Früchte und dunkle Würze. Im Mund sofort zupackend, mürber Gerbstoff und saftige Säure, das ist etwas derb aber bleibt sehr intensiv am Gaumen, regt den Speichelfluss an und will getrunken werden. Tiefgründig, komplex und fordernd vom ersten bis zum letzten Schluck. [CB 08/2023]

Die Chardonnay-Reben stehen in direkter Nachbarschaft zur kleinen Gemeinde Pupillin im Norden des Juras, wodurch die Bezeichnung Côte de Jura auf dem Etikett zu finden sind und nicht die weltbekannte Appellation Arbois Pupillin. Die Weinberge stehen auf juratypischen Kalkmergel mit etwas Toneinlagerung. Nach der manuellen Lese und der direkten Pressung vergärt der Wein spontan. Der Ausbau erfolgt im neutralen Holzfass für über ein Jahr auf der Feinhefe. Dieser Les Gaudrettes ist die erste Füllung des 2018er Jahrgangs und trägt daher den Beinamen 1er Tirage.
In der Nase ist der Wein spannungsgeladen mit zurückhaltender Frucht von weißem Pfirsich und frische Apfelschalen, deutlich intensiver sind ätherische Noten von Zitronenschale und sonnengetrocknete Wiesenkräutern, was auch die Kraft des Jahrgangs zeigt. Die einmalige, charakterstarke Jura-Mineralik kommt zum Vorschein, kalkige Salzigkeit und auch eine zarte Hefenote, die aus den Apfelschalen Apfelstrudel werden lässt. Im Mund enorm saftig und fein, mit kalkig samtigem Gerbstoff und salziger Finesse. Mundwässernder Granny Smith und Limettensaft, keine Spur von einem warmen Jahr, sondern pure saftige Frische, die durch eine lebendige, langanhaltende Säure unvergesslich wird – mindestens bis zum nächsten Schluck. [SV Jg. 2015]