Gebackenem (Schnitzel)

Der wahrscheinlich geradlinigste und zugänglichste Wein im Sortiment von Jonas Dostert. Die Trauben stammen aus einer extrem tiefgründigen und sehr felsigen Parzelle und wurden ohne Maischestandzeit direkt gepresst. Ganz anders als beim 2021er, hatte Jonas bzw. natürlich auch seine Rebstöcke in 2022 mit außergewöhnlicher Trockenheit und Hitze zu kämpfen. Entsprechend reifer und charmanter zeigt sich der 22er Chardonnay im Glas, geprägt durch zarte Aromen von Honignessel, weißen Blüten, Pfirsich und oxidativen Noten von gelbem mürbem Boskoop-Apfel. Trotzdem behält er seine kühle Eleganz mit Anklängen von nassen Kieseln und Zitronenmelisse. Die druckvolle Säure schiebt den Wein über den Gaumen, in der Textur harmonisch fließend und mit subtiler Cremigkeit bis zarte Fruchtnuancen und feine Salzigkeit zurückbleiben. [AS 02/2024]

Die Trauben für den Poil de Lièvre wachsen an den Hängen von Saumur, einer von der Loire und von Tuffstein geprägten Landschaft. Dieser weiße, weiche Kalksteinfels, aus dem die berühmten Schlösser der Loire erbaut wurden, ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern erlaubt den bis zu 50 Jahre alten Chenin Blanc-Reben auch tief zu wurzeln und das gespeicherte Wasser langsam an die Rebstöcke abzugeben. Bei Bobinet erfolgt alles mit größter Sorgfalt: Handlese in kleinen Kisten, sanfte Pressung der Trauben, malolaktische Gärung und anschließend 4-monatige Reifung in Edelstahl, bevor der Wein unfiltriert und mit minimal zugesetztem Schwefel in Flaschen gefüllt wird.

In der Nase zunächst ein leichtes Stinkerl, das mit Luft schnell verfliegt und Zitronenzeste, Limette, Wiesenblumen Platz macht. Dazu frisch angesetzter Sauerteig und etwas Nussig-malziges, das neugierig macht. Auch am Gaumen hat man wieder Zitronenabrieb, aber dieses Mal mit mehr floralen Noten und einer leichten Cremigkeit, die den Chenin fast schon geschmeidig macht, wäre da nicht die ordentliche Portion Säure. Die sorgt für Frische und liefert sich mit der feinen Frucht und der zarten Mineralität ein spannendes Duell. [AS 07/23]

Es ist der Nachfolger des Elbling Alte Reben aus 2021, doch dieses Jahr sind die alte Reben Bestandteil des Karambolage. Nach 4 Tagen Kontakt mit den Traubenschalen hat Jonas Dostert den Most abgepresst und in gebrauchte, burgundische fûts (228 Liter) zur Gärung gegeben. Obwohl ihm das extrem trockene Jahr 2022 bereits im Weinberg großes Kopfzerbrechen bereitet hat, entschied sich Jonas dazu, keine Hefenährstoffe zuzugeben - er wollte seine Prinzipien nicht über Bord werfen und wie wir sehen, kann er mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Elbling - übrigens eine der ältesten Rebsorten Europas - fühlt sich auf den Muschelkalkböden an der Obermosel besonders wohl, der Großteil fließt allerdings in Schaumwein oder banale Cuvées. Jonas Dostert hat seine Elbling-Parzellen vorm Aussterben gerettet und sein sortenreiner Stillwein präsentiert sich als saftig frischer Charakterwein im Glas. Der 2022er hat vielleicht etwas mehr Funk als sein Vorgänger, zeigt sich dafür aber auch etwas fokussierter. Wilde Kräuterwürze, Grapefruit, grüner Apfel, Pfeffer, Herbstblumenwiese und nasser Stein in der Nase. Im Mund ein spannendes Schauspiel aus pikanter Würze, herzhafter Säure und animierender Frische. Angenehmer Grip durch den Schalenkontakt und dennoch mit viel Leichtigkeit, kaum zu glauben, dass das nur 10% Alkohol hat. [AS 02/2024]

Ein Bilderbuch-Naturwein aus FURMINT, eine Selektion der besten Fässer mit 3 verschiedenen Lesetagen. Der Hauptteil mit 45% stammt von der frühsten Lese und wurde eine Woche mit ganzen Trauben in offenen Bottichen mazeriert, der Rest wird in zwei Durchgängen später und somit reifer geerntet. Die letzten beiden Lesedurchgänge wurden direkt gepresst und zusammen mit der abgepressten Ganztraubenmaische vergoren. Durch die unterschiedlichen Reifestadien, Verarbeitungsmethoden und besonders langer Fermentation entseht ein komplexer, energetischer und dennoch harmonischer Furmint. Wie alle Weine von Bence Szilagyi ist auch dieser Wein ungeschönt, ungeschwefelt in die Flasche gekommen.

In der Nase Birne, Quitte, Wachs, Feuerstein, und von der Füllhefe - Brioche, auch etwas Apfelstrudel und feine florale Anklänge, ein zartes "Stinkerl" rundet das komplexe Bukett ab. Am Gaumen eine knackige Textur, die bizzelige Säure verstrahlt viel Frische, dann kommt etwas Schmelz auf: Bernstein, wieder leicht nach Wachs, dazu herbe Kräuternoten, der leichte Gerbstoff gibt ihm Grip, dezenter Minzegeschmack im Nachhall. [GB 05/2024]

Ein reinsortiger Grüner Veltliner mit dem charmanten Namen Potatoland. Er stammt aus Matthias' jüngsten Weingärten, die ans Wagram grenzen und einem Kartoffelacker gleichen - ziemlich flach, mit dunklen, erdig-sandigen Böden. Kaum zu glauben, was für ein schöner Wein hieraus entstehen kann. Ganztraubenpressung, spontan vergoren im großen Holzfass und dann bis zur Abfüllung nahezu unberührt. Viel mehr ist es nicht, meint Matthias. Das Ergebnis: Ein überraschend komplexer Veltliner, nicht laut, sondern mit feiner Würze, zartem Blütenduft, weißem Pfirsich und kandierter Zitrone. Leicht gemüsig - oder ist das Einbildung? Am Gaumen mit angenehmer Phenolik, Granny Smith-Apfel, weißem Pfeffer und Salz-Zitrone, getragen von zupackender Säure. Ein Veltliner, der keine Klischees bedienen möchte. Viel Wein für kleines Geld! [AS 01/2024]

Der Karambolage ist in jedem Jahr ein komplett anderer Wein und mit dem 2022er Jahrgang hat Jonas eine Cuvée aus 1/3 Elbling, 1/3 Chardonnay sowie 1/3 Pinot Gris kreiert. Letzterer wird 10 Tage auf der Maische ausgebaut und anschließend mit dem direkt gepressten Elbling sowie Chardonnay verschnitten. Intensiv schimmerndes Orange im Glas mit wild-würziger, ätherischer Nase sowie karger Kräuter- und Zitrusaromatik. Geschmacklich findet man Pomelo, Limette, sauren grünen Apfel und Zitronenverbene wieder, der auf der Schale vergorene Grauburgunder bringt leicht sämigen Gerbstoff und Grip mit ein. Sehr saftig, belebend, fordernd durch die straffe Säure und mit schöner Balance aus Frucht und Mineralik. [AS 02/2024]

Aus "Pure Limestone" wurde mit dem 22er Jahrgang "Pure Dolomite". Diese Namensänderung kommt nicht etwa daher, dass Jonas sich Weinberge in Italien zugelegt hat , sondern ist genauer genommen eine Präzisierung, denn bei dem Kalkgestein in seinen Weingärten an der deutsch-luxemburgischen Grenze handelt es sich um das deutlich seltenere Dolomitgestein. (Kleiner Exkurs für die Hobby-Geologen: Dolomitgestein hat einen höheren Magnesiumgehalt als andere Kalksteine. Er ist deutlich härter und bricht sehr scharfkantig. Wie und ob sich der höhere Magnesiumgehalt in den Weinbergen und im Wein bemerkbar macht, plant der achtsame Winzer künftig etwas näher zu erforschen).

Jetzt aber zum Wein: 60% Chardonnay und 40% Elbling finden sich in der gut texturierten Cuvée wieder. Im Vergleich zu den Limestone Vorgängern offener und etwas verspielter, nicht mehr ganz so karg. Jonas' Versuch, die fehlende Frische des extrem trockenen und warmen Jahrgangs durch einen Anteil an maischevergorenem und damit kernigerem Wein auszugleichen (15% sind es beim Pure Dolomite), ist voll und ganz geglückt: In der Nase geprägt von Kreidestaub, ätherischer Floralität von Ringelblumen und einer zarten Gelbfruchtigkeit von Aprikose und Quitte. Den Gaumen verzaubert dieser Wein mit einer wirklich wunderschönen Textur, hier kooperieren Säure, Mineralität, Gerbstoff und die Aromen in einer bemerkenswerten Harmonie - und das bereits kurz nach dem Öffnen. Jetzt, am zweiten Tag kann ich nur noch sagen: Wunderschön, vielen Dank Jonas! Und damit genug zum Pure Dolomite, denn einen dritten Tag wird diese Flasche nicht erleben. [LA 02/2024]