trocken

Dem Sturkopf Heinrich Mayr ist es zu danken, dass es diese alte autochthone Südtiroler Sorte überhaupt noch gibt. Wohl ein Abkömmling vom Muskateller. In der Nase kann man seine Abstammung auch andeutungsweise erkennen, herbe Boskop Apfelspalten, Muskat, Walnuss, Flieder, sehr intensive und wuchtige Nase. Am Gaumen am Anfang ein weicher Schmelz, der ganz langsam schwindet, bevor sich eine zarte Gerbstoff-Textur zeigt, vielschichtige Eindrücke, in sich ruhend - ein ausgefallener Wein, bleibt intensiv auf der Zunge, toll. Nicht zu Kühl servieren! [GB Jg. 2019]

Den größten Wert bei seiner Arbeit als Winzer legt Valentin Morel auf seine Unabhängigkeit. Nur als unabhängiger Winzer, der keinem Verband angehört, der sich seine Arbeit nicht von den Regeln traditionell orientierter Prüferkommitees diktieren lässt und der auch wirtschaftlich so weit autark ist, dass seine Weine nicht das Geschmacksmuster der breiten Masse bedienen müssen, kann man seiner Meinung nach echte und individuelle Weine produzieren. Wie auch in der Kunst und der Musik, auf die sich Morel bei seiner Arbeit immer wieder gerne bezieht. "Broken hearts are for assholes" ist eine Reminiszenz an die Rock-Legende Frank Zappa, dessen Ruhm im Gegensatz zu vielen anderen Musikern dieser Zeit aber nicht auf exzessiven Drogenkonsum und einer postumen Glorifizierung seiner Person gründet, sondern vielmehr mit seinen ausgeklügelten und orchestralen Arrangements und satirischen und bisweilen dadaistischen Texten für Aufsehen sorgte (und von der Masse, sowie der Musikindustrie kaum verstanden wurde). Zappa gründete darum schon sehr früh seine eigene Produktionsfirma um sich seine künstlerische Freiheit zu sichern. Und dieses vinophile Zappa-Tribut geht mit der roséfarbenen Volume 2 schon in die zweite Runde.

Als der 2020er Chardonnay "Les Trouillots" auch nach einem Jahr im Fass einfach nicht fertig gären wollte kam der experimentierfreudige Winzer auf die Idee die Gärung durch das Hinzufügen von frischem Trester wieder in Gang zu bringen. Aber er wählte diesmal nicht Savagnin als Duettpartner (so wie noch bei Volume 1), sondern er nahm die Schalen all seiner unterschiedlichen Hybridreben, die in einem kleinen Teil seines Weingartens wachsen. 4 weiße Hybriden/PiWis sind das (Souvignier gris, Sauvignac, Rayon d'or und Seyval blanc) und die rote Sorte Plantet ist letztendlich die Verantwortliche, dass nun keine Weißweincuvée mehr ins Glas fließt, sondern ein hibiskusfarbener Rosé. Der Plan ging auf und der Chardonnay gärte fertig. Nach einem weiteren Jahr im Edeldstahltank wurde der, ich nenne es mal "Rosé-Chardonnay" ohne jegliche Schwefelzugabe gefüllt und erfreut jetzt neugierige Weintrinker aller Nationen. Der Wein ist extrem frisch, hat eine ansprechende Komplexität aus Frucht und Mineralik und vor allem wenn blind verkostet wird entdeckt man mit jedem Schluck neue Facetten. Ob er gebrochene Herzen heilt gilt es zu bezweifeln, aber gelangweilte Zungen heilt er allemal! [LA, 09/2023]

Der Muschelkalk Rosé ist ein erwachsener Rosé mit Charakter, der neben einer charmanten Frucht eine knackige Säure, viel Kräuter und eine Spur Wildheit mitbringt. Die Cuvée aus Pinot Noir, Blaufränkisch und Zweigelt wurde bereits 2019 geerntet, denn auch der Rosé bekommt bei Lichtenberger & Gonzalez seine Zeit im Ausbau und wird erst vor der nächsten Lese gefüllt. Die Farbe ist intensiv leuchtend, beerig und frisch in der Nase mit Ribisel und Walderdbeeren, dazu kühle Noten nach Minze und Zitronenmelisse. Am Gaumen durchaus druckvoll und mit dezenter Struktur vom Muschelkalkboden, ganz feiner Grip und dazu weiche Saftigkeit, dann wieder frische Ribiseln, sehr balanciert bis zum Abgang und dabei stets animierend. Für uns ein traumhafter Rosé für den Sommer, dazu ein Stückerl Fleisch vom Grill und die Terrasse fühlt sich nach Urlaub an! [CB Jg. 2019]

Eine typisch österreichische Cuvée aus 40% Zweigelt und 60% Blaufränkisch im großen neutralen Holzfass ausgebaut. Mittleres Rubingranat, würzige Nase nach Schlehen, Powidl, Pfeffer bzw. Kardomom, Bleistift, daneben ätherische Nuancen, ein Anflug Lorbeerblätter. Am Gaumen zeigt sich ein eleganter Charakter mit einer fast drahtigen Struktur, frische lebendige Säure, dazu ein mürbes Tannin mit einer leicht erdigen Textur, viel rotbeerige Frucht die nach hinten zieht und gut haften bleibt, pfeffrige Würze auch im Abgang. Unbedingt Luft geben! [GB Jg. 2015]

Der Jahrgang 2020 präsentiert sich sehr ähnlich, der elegante Charakter ist geblieben, eventuell sogar einen Ticken ausgeprägter, weil karger und präziser noch als zuvor. In der Nase intensive, nur dezent fruchtige, mehr dunkelherbe Schlehen, ätherische Noten und im Hintergrund Lorbeerblatt. Auch ab dem ersten Schluck: weiterhin sehr zurückhaltende Frucht, dazu nun frische, animierende Säure und mürbe Tannine. Nur genüsslich langsam, mit schwarz-rauchiger Pfeffrigkeit verabschiedet er sich vom Gaumen. Das ist weder zu leicht, noch zu schwer, ein ausbalanciertes Weltergewicht quasi. [AK 11/2023]

»Bambule« [ein afrikanischer Trommeltanz /aus Protest Radau machen /auch ein buntes und ausgelassenes Treiben Jugendlicher] heißen bei Judith Beck alle Naturweine und PetNats die unfiltriert und ungeschwefelt in die Flasche kommen. Der Weißburgunder ist diesem Anspruch gemäß natürlich wild und naturtrüb, in der Nase sehr frisch, zart grünliche Nuancen von der Ganztraubenpressung, Apfel, Ananas und etwas Würziges vom Ausbau in alten Akazienfässern. Am Gaumen eine knackige Textur, zarter Hefetouch, feinziselierte Säure, schöne Aromenkomplexität mit Zitronennoten, guter Grip im Nachhall. [GB 12/2021]

Der Weisse Schiefer hat sich in den letzten Jahren gehörig weiterentwickelt und ist inzwischen ein reinsortiger Welschriesling, ernsthaft und tiefgründig. Bis zu 60-jährige Rebstöcke auf Schiefer- und Quarzitböden, spontan im großen Holzfass vergoren und auf der Vollhefe bis zur Füllung gelagert. In der Nase ein warmer, ätherisch-fruchtiger Beginn, gelber Apfel, grüner Tee, Galiamelone und sonnengetrocknetes Stroh - angenehm fruchtig ohne kitschig zu sein. Am Gaumen saftig und leichtfüßig mit nur 11 %vol. Alkohol und dabei trotzdem vollmundig und druckvoll. Wieder gelber Apfel, etwas Kamille, Zitronenabrieb und blanchierte Mandeln, ein Welschriesling mit viel Charme und Ausgewogenheit. [LA 03/2024]

Spätgelesener Zweigelt in kleinen Barrique Fässern ausgebaut. Rubinrot mit violetter Randaufhellung, in der Nase schmeicheln Süßkirschen, Beerenkonfit, Feigen, Weichsel um die Wette, dazu eine Spur Graphit und dezente Vanillenoten mit zarten Röstaroma. Am Gaumen wieder viel Frucht, sehr reife weiche Textur, Kirschlikör und Schokolade erinnern an Schwarzwälder-Kirschtorte, weiche Säure, mürbes Holz, Rumtopf-Erdbeeren, eher wenig Tannin, sehr stimmig und harmonisch, macht Lust auf mehr! [GB Jg. 2018]