Ich fand es höchste Zeit, endlich mal bei einer Rotwein-Lese dabei zu sein, da ich bisher nur bei reinen Weißwein-Betrieben gearbeitet hatte. Wo es hingehen sollte, war auch sofort klar – zu Franz Weninger nach Horitschon ins beschauliche Mittelburgenland. Franz Weninger hat sich in den letzten Jahren zum Vorzeigebetrieb des Mittelburgenlands entwickelt und erzeugt nicht nur die besten Blaufränker der Region, sondern auch ausgezeichnete Naturweine, die erfreulich massenkompatibel und preiswert sind. Im leider sehr konventionell arbeitenden Mittelburgenland sticht er als Bio-Betrieb und mit seinen filigranen Weinen deutlich heraus und zeigt, was in dieser Region eigentlich möglich ist.
Die Weingärten werden bio-dynamisch bewirtschaftet, es wird nachhaltig, schonend und einfühlsam gearbeitet und die Weine sollen möglichst natürlich in die Flasche gelangen. Der Schlüssel für diese reduzierte Arbeitsweise liegt im Weingarten, denn nur mit gesunden und in sich ausgewogenen Trauben lässt sich ohne technische und chemische Hilfsmittel arbeiten. Die Arbeit im Keller ist bei ihm fast schon gemütlich, außer Rebler und Presse gibt es eigentlich keine Geräte, es gibt also auch viel weniger zu putzen – dem nervigsten Teil der Weinlese. Sind die Trauben erstmal im Fass oder Gärbottich, muss man eventuell mal sanft unterstoßen oder dezent überschwallen, nach ein bis zwei Wochen wird dann ganz vorsichtig gepresst. Da könnte man fast auf die Idee kommen, dass es einfach ist, guten Wein zu machen.
Neben dem Weingarten ist der zweite Schlüssel bei dieser Arbeitsweise die Zeit. Bekommen diese schönen Trauben im Keller Zeit, machen sie alles von alleine und werden zu stabilen Weinen. Es gärt spontan in Weningers Keller und die Weine bleiben ohne Schwefel auf der Hefe bis alle mikrobiologischen Prozesse abgeschlossen sind. So ist es für Franz kein Problem, unfiltriert zu füllen und die Schwefelmengen auf ein Minimum zu reduzieren. Da ist er auch als Naturwein-Winzer pragmatisch, wenn möglich wird auf Schwefel verzichtet, wenn der Wein eine kleine Stütze benötigt gibt es aber etwas Schwefel. Die Produktionsweise ist eigentlich extrem puristisch und minimalistisch, seine Weine sind aber nie zu wild, sondern ein tolles Beispiel für Harmonie und große Komplexität. Es war eine großartige Erfahrung mit so einem genialen Typen und begnadeten Winzer einen Herbst zu verbringen.
Chris Biber