Was es nicht alles gibt? Müller-Thurgau von der Mosel - vergessen Sie alle Vorurteile, was Julien Renard macht schmeckt sowieso anders! Wurzelechte Rebstöcke auf Schiefer, die ganzen Trauben sehr langsam in einer alten Korbpresse gepresst und über ein Jahr auf der Vollhefe ausgebaut.
Schon in der Nase merkt man, dass es sich hier um einen außergewöhnlichen Wein handelt, der Müller-Thurgau von Julien wirkt kraftvoll, reif und reduktiv, ein bisschen Funk und ein Hauch dirty, die Nase ist intensiv und komplex, rauchig, etwas getrocknete Früchte, Kumin und Kreuzkümmel, entwickelt sich genial. Am Gaumen packt trotz der Reife direkt die straffe Säure zu, auch hier mit hohen Intensität, fordernd und komplex, wieder viel Würze, dazu reife Frucht, ein feiner Gerbstoff kommt durch, das ist lebendig und straff, genialer Stoff, sowas hat man aus dieser Sorte noch nicht im Glas gehabt. [CB 02/2024]

Es gibt einen neuen Nu! Nachdem wir den ersten Nu aus dem Jahr 2018 abgefüllt hatten, waren unsere Köpfe bereits mit neuen Ideen gefüllt und Friedrich war motiviert in 2020 direkt das nächste Projekt zu starten. Die Überlegung dabei war, was können wir mit den klassischen Sorten der Region anstellen, um mehr Struktur und Komplexität zu bekommen.

Deshalb haben wir im 2020er Jahr Trauben aus einer kargeren Parzelle der Lage Bassgeige, gewachsen auf Löss und Vulkangestein, gelesen. Eine kurze Standzeit mit ganzen Trauben, genau so wurde gepresst und anschließend ging es mit viel Trub in ein großes gebrauchtes Holzfass für die spontane Gärung. Dann haben wir einfach gar nix mehr gemacht!

Vor allem haben wir das Fass auch nicht mehr aufgefüllt, im Jura sagt man dazu "Non Ouillé", damit sich Florhefe bilden kann und wir durch Oxidation und den Hefekontakt noch mehr Textur in den Wein bekommen und damit gleichzeitig die Primärfrucht reduziert wird. Unten Vollhefe, oben Florhefe, dazwischen früh gelesene Trauben, das macht uns großen Spaß und ist eine ganz andere Aromatik, als man es sonst aus Baden kennt.

In der Nase ist der Flor deutlich zu spüren, der Nu zeigt sich floral und filigran duftend, zuerst Kamille und Heu, kühl und karg, mit Luft macht er auf, es kommt mehr Frucht durch, gelbe Aprikose und eine Spur Ananas, dazu kühler Rauch, verändert sich schnell und wird immer komplexer, etwas grünes und vegetabiles kommt durch. Am Gaumen mit kargem und straffem Beginn, zitrisch und herb, griffige Textur und eine lebendige Säure, wirkt schlank und vibrierend, der Flor bringt eine feine cremige Komponente mit, aber der Nu bleibt durchwegs sehr lebendig. Viel Luft geben, am besten noch ein großes Glas, dann wird es karger und die mineralische Struktur ist noch besser zu spüren.

[CB 09/2022]

Ein neuer Sekt im Sortiment von Griesel und der erste Lagensekt, den Nico Brandner in den Verkauf bringt. Wie der Name schon sagt ist es ein reinsortiger Pinot Noir vom Granitboden und das -F- auf dem Etikett steht für die Auerbacher Lage Fürstenlager. Der Sekt ist aus dem Jahrgang 2016 und wurde 58 Monate auf der Hefe gelagert, bevor er im Juni 2022 degorgiert wurde. 620 Flaschen hat das Sekthaus Griesel vom Pinot Noir Granit F produziert.

Julien Renard zeigt mit seinem Weinen, dass sich an der Mosel was bewegt! Weg von langweiligen restsüßen Rieslingen, hin zu Finesse, Klarheit und Frische. Seine Weine sind knochentrocken, haben niedrigen Alkohol, eine feine Wildheit in der Nase, dazu puristische Säure und karge Struktur, gleichzeitig aber sehr klar und geradlinig. Im Weingarten wird alles per Hand gearbeitet, im Keller darf der Wein dann machen was er will. Spontan in gebrauchten kleinen Fässern vergoren, wobei nicht die geringste Holznote spürbar ist, und bis zu Füllung auf der Vollhefe gelagert, diese geschieht dann ohne Filtration und ohne Schwefelzugabe.

Der 2022er Riesling von Julien zeigt sich rauchig und karg, der Beginn ist würzig, reduktiv und von steinig-wachsigen Noten geprägt, da ist Quitte, getrocknete Aprikose und Bienenwachs, dunkel und etwas verschwommen lädt die Nase zum ewigen hineinriechen an, im Hintergrund eine feine Zitrusfrucht, wirkt in 2022 insgesamt aber eher kompakt und kantig, der Gerbstoff kommt spät durch, gibt ihm dann auch einen etwas ruppigen Touch, stahlig und puristisch bleibt er am Gaumen, wenig Frucht, viel Textur ist hier angesagt. [CB 02/2024]

Im Vergleich zum Kabi dürfen die Trauben für die Spätlese ein paar Tage bzw. Wochen länger reifen und können so mehr Zucker entwickeln. Ob trocken oder restsüß, entscheidet der Winzer dann selbst im Keller. Die Herrenberger Spätlese von Hofgut Falkenstein bringt mit seinen dezenten 8% vol. eine herrliche Süße mit, die aber durch die knackige Säure mehr als ausgeglichen wird. Zunächst ein feiner Duft nach weißen Blüten, grünem Apfel, Zitrone und nassem Stein. Relativ verhalten und dann die Überraschung am Gaumen: Die Säure macht Zisch auf der Zunge, ist expressiv, fast schon aufbrausend. Die Riesling-Frucht zieht nach und zusammen mit der Fruchtsüße hat das Ganze richtig Nachdruck. So viel Power und so wenig Alkohol - herrlich! [AS Jg. 2022]

Die Lage Hundertgulden ist die beste Lage im Portfolio der Familie Knewitz und auch im gesamten nördlichen Teil Rheinhessens. Hartes Kalkgestein im Unterboden und kalkhaltiger Lehm in der Erdauflage machen die Lage Hundertgulden sogar zur kalkreichsten Weinlage Deutschlands.

Das zweite Jahr als Großes Gewächs und wieder zeigt Tobias Knewitz das er zur absoluten Spitze der Region gehört. Der 2022er Hundertgulden beginnt mit filigraner Reduktion, kühl und aufgeräumt, die Frucht ist dezent und zeigt etwas Limette, dazu frische Kräuter, Minze und Salbei, filigran und druckvoll zugleich, die Balance wirkt schon jetzt grandios. Am Gaumen packt der Kalk sofort zu, mürbe und stoffig bleibt er hängen, vibrierend und karg, dazu kommt feine Frucht, eine gewisse Fülle und ein langes salziges Finish. Großer Riesling vom Kalk, der sich direkt hinter Philipp Wittmann einreiht und zu den besten Rieslingen des Jahrgangs gehört. [CB 09/2023]

Wenn man die berühmteste Riesling-Lage für Restsüße Weine schmecken will, dann sollte man dieses Kabinett kaufen. Was die Weine von Egon Müller oft erst nach über 20 Jahren zeigen, ist in 2021 schon früh erkennbar, nämlich die feste und straffe Salzigkeit der Lage Scharzhofberg. Und diese Mineralik ist einfach unverkennbar und an Intensität und druck kaum zu überbieten. [CB Jg. 2021]

Ein Riesling von den kühlsten Parzellen am Weingut Knewitz mit einem extrem karger Boden aus Kalkstein mit Eisenerz, der sich markant von den anderen Lagen des Hauses unterscheidet.

Der Steinacker beginnt noch minimalistischer und karger als der Huntergulden, der will mit der Zunge raufen so puristisch kommt der Kalk durch. Schon die Nase zeigt die Kargheit, kaum Frucht, etwas rauchg, ein Hauch Kräuter und etwas florale Noten, der Rest ist Kalkstaub. Am Gaumen beißt die Struktur zu, das ist harte Mineralik, salzig, straff und vibrierend, Granny Smith und Limette schimmern durch, die Frucht ist aber klar im Hintergrund, Struktur und Mineralik geben den Ton an und krallen sich mürbe am Gaumen fest. Man muss es puristisch mögen, dann ist das genialer Stoff! [CB 09/2023]

Die Lage Braune Kupp ist anders als der Scharzhofberg direkt an der Saar gelegen und bekommt insgesamt etwas mehr Wärme ab. Zum einen wirkt der Fluss Temperaturregulierend und reflektiert die Sonnenstrahlen zusätzlich, außerdem ist die Lage nicht direkt vom Wald umgeben. In 2021 zeigt die Lage bislang ungekannte Finesse und Feinheit, so kühl und straff haben wir die Lage noch nicht erlebt, dieses Kabinett macht jetzt schon so viel Spaß, dass wir die Flasche am Weingut fast komplett ausgetrunken haben. Einen Hauch reifer als das Scharzhofberg Kabinett und etwas mehr Saft, der die feine Mineralik umschließt, die Balance ist grandios und macht es schwer, diesen Weine in den Keller zu legen. [CB Jg. 2021]

Die Spätlese aus der Wiltinger Braunen Kupp ist eigentlich auf dem gleichen Niveau wie das Kabinett, aber der Stil ist ein deutlich anderer. Hier ist mehr Reife und eine sagenhafte Konzentration zu spüren, trotzdem bleibt der Wein, aus dieser warmen Lage, ungewöhnlich kühl und filigran, fast tänzelnd fließt er über den Gaumen, reife Frucht, feine Exotik, fester Körper und eine breite Textur, dabei so extrem saftig das die Zunge nicht mehr ohne diesen herrlichen Nektar sein will. Nach dem schreiben dieser Kostnotiz will man eigentlich keine Flasche mehr in den Verkauf geben. [CB 06/2022]

Carsten Saalwächter will mit seinem Silvaner Grauer Stein ein klares Zeichen setzen: Silvaner kann Weltklasse sein und das gelingt ihm mit diesem Wein auf eindrucksvolle Art und Weise. Um es vorwegzunehmen, der Graue Stein hat nichts mit sonstigen Silvanern aus Deutschland zu tun und lässt die Großen Gewächse aus Franken meilenweit hinter sich, das ist eine ganz andere Dimension. Gewachsen in kleinen Parzellen auf den kalkhaltigen Böden bei Ingelheim, mit alten Rebstöcken, da hier nie eine Flurbereinigung stattfand. Wie bei allen anderen Weißweinen kommen auch beim Silvaner die ganzen Trauben in die Presse und es wird mit hohem Druck, ganz und gar nicht schonend wie Carsten dazu sagt, gepresst. So bekommt er noch mehr Struktur und auch etwas Gerbstoff aus den Trauben. Dann wird spontan im großen, gebrauchten Holzfass vergoren, die Weine bekommen Zeit und werden nach fast zwei Jahren ohne Filtration oder Schönung gefüllt, sie bekommen lediglich eine kleine Menge Schwefel, um die Stabilität zu gewährleisten.

In der Nase beginnt der Silvaner kühl, karg und mit feiner Reduktion, das ist Carstens Stil und trotzdem kommt die Sortentypizität nicht zu kurz, es schwingen grüne Aromen und viel Kräuterwürze mit, feine Frucht nach Williamsbirne, etwas Waldmeister und ein Hauch Limette, etwas Muskat und Zimt, weißer Rauch wirkt puristisch und karg, eine komplexes und filigranes Buket. Am Gaumen packt die Struktur sofort zu, das Tannin greift die Zunge, der Kalk kommt mit salzigen Noten durch und die Säure gibt Saftigkeit und animiert, schon jetzt wie aus einem Guss, Zitronenmelisse, Koriander und etwas erdiges, die Finesse bleibt immer da und die Balance ist grandios, mit federleichtem Umami bleibt der Silvaner Grauer Stein im Mund. Ganz großer Stoff, der zeigt zu was die Sorte fähig ist, sorry Franken, das hier ist die 1. Liga! [CB Jg. 2020]

Die Reben in der Lage Höllenberg sind über 40 Jahre alt und stehen auf grauem Schiefer mit Eiseneinschlüssen, bestes französisches Rebmaterial in einer der renommiertesten Spätburgunder-Lagen Deutschlands. Das Renommée stammt allerdings aus den 20er bis 40er Jahren des letzten Jahrhunderts und ging über die letzten Jahrzehnte fast gänzlich verloren. Das will Carsten Saalwächter ändern und konnte einige aufregende Spätburgunder-Parzellen erstehen, mit denen ihm das durchaus gelingen kann. 24 Monate lässt Carsten den Wein dafür im Fass.

Die Parallelen zum La Premiere sind auch in 2019 deutlich zu erkennen, der Höllenberg zeigt sich aber auch in diesem Jahr als der elegantere und feinere Wein mit mehr Tiefe und Balance. Vielleicht ist hier eine minimale Spur Holz zu erkennen, könnte aber auch die Extraktsüße sein, hier ist definitiv mehr Stoff und gleichzeitig mehr Ruhe im Glas, etwas Brot, Zwetschge und Kaffee, dazu kommt Zimt und Kardamom, auch etwas Pfeffer und Weichsel. Am Gaumen ist das Tannin feiner als beim La Premiere, aber es bleibt engmaschiger und fest auf der Zungenmitte hängen, auch hier etwas Zwetschgenröster, Sauerkirsche und wieder Wacholder und Kardamom, das ist intensiv und filigran zu gleich. Geduld ist gefragt, denn mit etwas Flaschenreife wird das noch größer werden. [CB Jg. 2019]

Dieser Spätburgunder stammt von den steilen, flachgründigen und kargen Kalkverwitterungsböden des Zunzinger Rosenberg mit einer Südwestausrichtung, von verschiedenen deutschen Klonen, wobei die Hälfte der Reben über 60 Jahre alt ist. Bei der Gärung wurden 80% Ganztrauben verwendet, anfänglich für einige Tage in einer Mazeration carbonique vergoren, anschließend mit einer offenen Maischegärung mit wenigen Pigeage trocken vergoren. Der Wein wurde 16 Monate in gebrauchten französischen Eichenfässern ausgebaut.

Der Spätburgunder Möhlin stammt aus dem kargsten und steinigsten Weinberg des Weinguts und ist immer der kühlste und kernigste Vertreter im Sortiment. In 2018 mit 80 % Ganztrauben vergoren, ähnlich wie beim Bellen auch hier mit kurzer Mazeration Carbonique, bevor die Gärung im offenen Holzgärständer vollbracht wurde. Anschließen für 18 Monate in ausschließlich gebrauchten Barriques ausgebaut.
In der Nase merkt man sofort die Kühle und die Straffheit, ein Hauch offene Frucht und Süße von der Mazeration Carbonique ist zu spüren, diese wird aber sofort von Reduktion, Rauchigkeit und feiner Wildheit begleitet. Ein Hauch Röstnoten, etwas Zwetschge, dazu etwas Blut und karge Salzigkeit, das ist extrem Komplex und mit einer Tiefe die unfassbar ist. Am Gaumen zupackend und hart, kernige Säure und engmaschiges Tannin, dabei aromatisch sehr hell und animierend, dann gräbt sich der Kalk in die Zunge und alles andere muss weichen, das bleibt hängen und will nicht mehr loslassen. Großer Stoff aus Staufen! [Jg. 2018 CB 07/2020]

Der Spätburgunder »R« kommt ebenfalls von der Ingelheimer Seite und ist eine Selektion der besten Fässer vom Spätburgunder Alte Reben. Das Ziel von Carsten ist, die filigransten und strukturiertesten Fässer getrennt zu füllen, deshalb ist der »R« der leisere und zartere Wein. Deshalb kommen hier auch ausschließlich gebrauchte Holzfässer zum Einsatz, je besser die Trauben, desto weniger Holz hält er für nötig. 24 Monate gönnt Carsten dem Wein in diesen Fässern. Im Jahr 2021 gibt es von ihm nicht mehr als zwei Barriques.

In der Nase beginnt der Spätburgunder »R« mit femininer Eleganz und einer genialen Zartheit, dezente Süße Frucht, feine Rauchigkeit und dazu Kräuternoten, Himbeere und Walderdbeere, etwas erdiges, Maronen und Baumrinde, wirkt federleicht und animierend, Veilchen, violett anmutend, entwickelt sich grandios mit Luft. Am Gaumen geht die Eleganz genau so weiter, saftig und filigran, Zwetschge und eine Spur Johannisbeere, vibrierend und karg, das Tannin ist zart und engmaschig, die Säure behält immer die Frische bei und wirkt animierend, beerig und ungemein balanciert. Da ist jetzt schon alles am richtigen Fleck! [CB Jg. 2019]

Ein Weißburgunder von jungen Reben auf blauen Devonschiefer im typischen Julien Renard Stil. Langsame Ganztraubenpressung nach kurzer Maischestandzeit und Ausbau auf der Vollhefe erfolgt in gebrauchten Holzfässern, wobei hier auch die jüngeren zum Einsatz kommen. In der Nase wirkt der Weissburgunder filigran und duftig, saftige, reife Frucht, weiße Blüten, etwas Pfirsich, sehr geradlinig und fokussiert, eine kühle Komponente schwingt mit, die wärme des Jahrgangs ist aber dominierend. Am Gaumen mit viel Saftigkeit, wie der Biss in einen perfekte Nektarine, das regt den Speichelfluss ungemein an, dazu ein ganz feiner Gerbstoff und Meersalz, betörend und geradlinig, wirkt fast unschuldig und wie der Saft perfekter Früchte. [CB 02/2024]

Carsten Saalwächter hat mit 2020 einen neuen Wein ins Portfolio aufgenommen, den Weißen Burgunder Hoher Fels. Gewachsen auf kargem Kalkstein im höchst gelegenen Weingarten des Weinguts in Ingelheim. Carsten hat den Wein erstmals separat ausgebaut, um zu sehen wie sich diese spannende Lage im Fass zeigt. Als wir zum verkosten im Keller waren, hat er uns den Wein blind eingeschenkt, um zu sehen, was wir sagen. Keiner von uns dachte auch nur ansatzweise an Weissburgunder, so kernig, filigran und strukturiert ist der Wein. Eine fast schon sehnige Struktur gibt ihm viel Salz und Zug, ein helle und filigrane Nase, kühl und mit feinen floralen Noten, dazu eine Spur Reduktion und deutlich kalkige Noten. Ein genialer Weissburgunder, der zeigt, dass die Sorte durchaus Großes hervorbringen kann. [CB Jg. 2020]