95 Punkte

Die Trauben für den Chardonnay Reserve stammen aus der kühlsten Lage der Knewitz Brüder, dem Steinacker. Eine ausgeprägte Nord-Ost-Ausrichtung sorgt für eine sehr langsame Reifung der Trauben und von Eisenerz durchzogene, karge Kalkböden bringen die Mineralität ins Spiel. Der Rest, das ist dann die Arbeit des Winzers: allen voran wie die beiden mit Säure umgehen ist großartig: man hat den Eindruck, hier wird nicht die Säure ins Holz gelegt, sondern das Holz in die Säure. So vibrierend, frisch und modern trotz den nicht gerade geringen Mengen an Troncaiser Eiche (satte 30% wandern in neue Barriques). Das lange Lager auf der Vollhefe lässt laute Reduktionsaromen von schwarzem Sesam und Graphit zurück. Mit mehr Luft (ohja, dieser Wein verträgt ein großes Glas) kommen dann auch die vielen anderen Aromen zum Vorschein: reifer Apfel, Nussbutter, geröstete Brotwürfel, am Gaumen dann etwas karamelliger, aber immer noch dieses feine Säurespiel und ein laaaaanges Finish - darf auch ruhig noch ein bisschen in der Flasche reifen. [LA 09/2023]

Jens Priewe im Feinschmecker: »Gäbe es Tobias und Björn Knewitz nicht, wäre eine der besten Weinlagen in Deutschland unbekannt geblieben: das Weltzbachtal bei Appenheim. „Rheinhessisches Burgund“ heißt es wegen seiner Kalkböden. Im kühlsten Teil wachsen die Trauben für diese Chardonnay Reserve: ein straffer, sehniger Wein mit nussighefigem Bouquet und großer mineralischer Tiefe – burgundisch und deutsch zugleich. Vornehm, leider auch rar.«

Die hochgelegene Parzelle im Hipping von Kühling-Gillot liegt offen wie ein kleines Amphitheater mit Nord -und Südseite, die unterschiedliche Sonneneinstrahlung und die kühlen Winde ergeben mit dem verwitterten Roten Schiefer ein einzigartiges Terroir.

Der Hipping zeigt sich in 2021 von einer kühlen und zurückhaltenden Seite, die floralen Noten sind zu erkennen, aber die Frucht ist leise und kühle Sesam-Reduktion verleiht ihm eine rauchige Eleganz, Salbei und eine Spur weißer Pfirsich, insgesamt sehr filigran und dezent. Am Gaumen mit straffer Struktur, beginnt zitrisch und karg, Zeste und mürber Apfel, etwas Ananas und feine Struktur, baut durchaus Druck auf und zeigt sich dabei als filigraner Charmeur. [CB 04/2023]

Bereits in den letzten Jahren hat sich der Riesling Pettenthal von Kühling-Gillot immer weiter von klassischen Rieslingen entfernt und der 2021er Jahrgang geht diesen Weg direkt weiter. In 2021 bekommen wir einen expressiven Pettenthal, der von Beginn an mächtig Gas gibt und aromatisch richtig feuert, intensive Frucht mit reifer Honigmelone und süßer Aprikose, dazu kommt Minze und Eukalyptus, einnehmend und fordernd zugleich. Am Gaumen mit harter Salzigkeit, Zitrone und Limette packen sich die Zunge, vibrierend ist noch untertrieben, die mürbe Mineralik schwingt im Hintergrund mit und macht den Pettenthal immer länger. Puristisch und karg zeigt die Lage ihre Größe, gerade noch etwas ungestüm aber, mit riesigem Potenzial. [CB 09/2022]

Der Rothenberg ist der größte und gleichzeitig leiseste Riesling im Sortiment von Kühling-Gillot und zeigt in einem vordernden Jahr wie 2021 seine ganze Klasse. Von Beginn an strahlt die Nase des Rothenberg eine unendliche Tiefe aus, kühl und warm zugleich, mit Frucht und Kräuter, Reduktion und doch auch mit oxidativen Einflüssen, die Balance ist schon jetzt grandios und dabei strahlt der Weine eine wunderbare Ruhe aus. Salzkaramell, Sesam, kandierte Ananas, Zitronengras und tänzelnde florale Noten, man kann hier ewig riechen und wird immer Neues entdecken. Am Gaumen mit puristischem Druck, das ist Meersalz und Zitrone in Reinform, vibrierender Kalk setzt ein und packt die Zunge, dann kommt saftige Frucht, wieder Ananas und dazu Amalfizitrone, das Salz packt noch mal zu und lässt die Zunge nicht mehr los. Das ist ganz großer Stoff, der für mich deutlich über allen anderen Weinen des Jahrgangs schwebt! [CB 03/2023]

Die Beschreibung von Paula Sidore bei Jancis Robinson spricht ebenfalls für sich: In a crowded, candlelit room, there is always one. Senses lock and a shared synthesis of space, geology and time takes place. Smoky, grapefruit and orange blossom, deep-throated spice. Letting go is no longer an option. Serious mineral structure and silken fruit filling, lemon etching and a fine, delicate grip. Complex and commanding. Through it all a stony precision and sultry, unyielding focus. And this is only the beginning.

In 2020 zeigt sich Sebastian Fürst mit seinen Spätburgundern wie fast immer von einer leisen und filigranen Seite. Der Centgrafenberg kommt aber mit etwas mehr Frucht und Druck als etwa der Schlossberg daher, reife Zwetschge und fast etwas Rumtopfartiges, aber ohne das es alkoholische wirkt und dann kommen kühle Noten und Frische hinzu, ist ständig in Bewegung, warme Würze mischt sich rein. Auch am Gaumen zupackend, ein mürberes und breiteres Tannin als etwas der Schlossberg und dazu sehr intensive Frucht, packt zu und bleibt saftig am Gaumen hängen. [CB Jg. 2020]