Sand

Die Nummer 3 des Hidden Treasures Projekt von Roland Velich kommt vom Plattensee. Auf den vulkanischen Böden am nördlichen Ufer wird seit Jahrhunderten Weißwein angebaut. Riesling und Furmint haben in der Region lange Tradition und werden in der Volume 3 zu gleichen Teilen in einer spannenden Cuvée verarbeitet.

Frisch geöffnet kommt vor allem der Riesling schön zur Geltung. Der Duft von Pfirsich und gelbem mürbem Apfel wird von intensiven Kräuternoten und Wacholder unterstützt. Mit Luft gesellt sich eine bienenwachsige und für Furmint typische Aromatik dazu, begleitet von kandierter Papaya. Auf der Zunge dann deutlich kühler, wieder viel Kräuterwürze, etwas Limette und Quitte. Säure und Alkohol liefern sich ein spannendes Duell, bis sich die feste Mineralik einmischt und für Ruhe sorgt. Anspruchsvoller Stoff mit kühler Würze, karg und doch saftig animierend. PLV! [AS Jg. 2020]

Bei Grüner Veltliner aus dem Burgenland vermutet man meist opulente und kraftvolle Weißweine. Bei Wachter-Wiesler ist das nicht ganz der Fall. Der Eisenberg ist bekannt für seine Top-Blaufränker und als Leit-Weißweinsorte gilt der Welschriesling. Weissburgunder und Grüner Veltliner sind doch etwas von der Bildfläche verschwunden. Mit dem Jahrgang 2021 bringt Christoph Wachter-Wiesler einen sehr funky aber komplexen Veltliner in die Flasche. In der Nase leicht animalisch, strohig, durchaus präzise Frucht, gelbe Frucht wie Birne, Quitte. Dezente Würze gepaart mit feiner Hefearomatik - der erste Eindruck wirkt wilder aber mit Zeit und Luft entwickelt sich der Wein an Aromatik sehr spannend und seriöser weiter. Am Gaumen dann, geballte gelbe Frucht, etwas Weißkraut, viel Druck und powervolle Textur. Floral, nicht grün sondern eher getrocknete Blüten wie Kamille. Mineralität und Würze verleihen dem Wein eine notwendige Frische und Spannung. Ohne der markanten Säurestruktur würde der Wein deutlich mächtiger und satter wirken. Langer Abgang, stoffig, kein Wässerchen und alles andere als jung, spritziger Veltliner. Optimaler Speisenbegleiter (siehe Rezeptempfehlung auf unserem Weinblog) [NH 01/2024] 

Die Parzellen von Julien Renard sind in mehreren Lagen rund um Winningen verteilt, an der Spitze der Qualitätspyramide steht der Göttchesberg (Gött'che), rund um den Röttgen - Julien Renards Flaggschiff. Die Böden sind im Vergleich zum Le Ch'ti etwas fetter, die Reben älter (die ältesten Riesling-Reben des Weinguts) und in klassischer Einzelpfahlerziehung bewirtschaftet. Neben Schiefer gibt es in dieser Parzelle auch viel Sand und Kiesel, extrem magere Böden also. Wie der Le Ch'ti wird der Gött'che für 20 Monate in gebrauchten Barriques sowie in Stahltanks auf der Vollhefe ausgebaut, in der Stilistik aber ganz anders.

Nur in der zarten Hefetrübung im Glas ähneln sich die beiden Lagenweine. Und darin, dass beide ohne Filtration und lediglich mit minimaler oder ganz ohne Schwefelgabe abgefüllt werden. Der Gött'che ist viel lauter, expressiver, reduktiver und ätherischer im Glas. Am Gaumen wieder diese Kräutrigkeit und gleichzeitig hat er eine gelbruchtige Exotik, gepaart mit zitrischer Frucht von Orangenschale, Limette, Kumquat und Zitrone, etwas Ingwer, etwas Feuerstein und eine Prise Salz. Irgendwie erinnert das an den Herbst - an Blätter, die sich nach und nach orange verfärben. Eine ganz eigene Stilistik, typisch Renard, zupackend, vibrierend, mit tiefer Kräuterwürze, festem Griff und zarter Phenolik. Wahnsinn, dass das nur 10,5% Alkohol hat. Ein großer Riesling, der an langes Leben vor sich hat. Bitte unbedingt noch in den Keller legen. [AS 10/2023]

Auch wenn sein Lagenwein den Namen Le Ch'ti trägt, ist das nicht der Name der Lage, sondern der einer steilen Parzelle rund um den Uhlen, geprägt von kalkhaltigem grauen Schiefer. Ausgebaut wird er teils in gebrauchten Holzfässern sowie im Stahltank. Eigentlich wie die restlichen Weine von Julien Renard. Der Le Ch'ti reift allerdings 20 Monate auf der Vollhefe, wo er bis kurz vor der Füllung verbleibt. Das verleiht ihm einen ganz besonderen Charakter, die ans Jura erinnert.

2021 war ein recht kaltes Jahr an der Terrassenmosel, perfekt für Riesling und der Le Ch'ti ist der perfekte Ausdruck dieses Jahrs. Kühl, fast schon abweisend präsentiert er sich in der Nase. Frucht findet man kaum, vielleicht etwas Zitrone, Grapefruit und grünen Apfel. Viel dominanter - falls man bei diesem Wein überhaupt von dominant sprechen kann - ist sein beachtlicher Kräuteranteil mit viel Minze und Eukalyptus sowie der leicht florale Einschlag und die Kamillennote. Am Gaumen kristallklar, straight, kernig, engmaschig, super slim und extrem puristisch. Karg und knochentrocken, wie man die Weine von Julien kennt, aber mit zartem Hefetouch und mit schon jetzt wohl integrierter Säure. Er hinterlässt ein mentholfrisches Mundgefühl, dem man minutenlang nachschmecken kann. Noch zeigt er sich recht kompakt, hat aber bereits tiefe Spannung. Spannend werden auch die nächsten Jahre mit diesem Wein, wenn er sich auf die Reise macht. Wir sind gespannt! [AS 10/2023]

Rotedel ist ein Synonym für Traminer und wird von Christoph Wachter benutzt, da der Wein aus dem normalen Traminer Geschmacksbild deutlich ausbricht. Der Rotedel von Wachter-Wiesler wird auf der Maischevergoren und in gebrauchten Holzfässern ausgebaut, die Vinifizierung ist damit fast gleich wie bei seinen Rotweinen. In der Nase sehr würzig, mit viel Rauchigkeit und dunkler Frucht, flambierte Ananas, etwas Kreuzkümmel und Sellerieknolle, dicht und wild, getrocknete Aprikose und etwas Heu, sehr komplex und vielschichtig, dabei aber eher schwer und etwas düster. Am Gaumen mit schöner Frische, eine zarte Säure sorgt für Lebendigkeit, fast exotische Frucht, etwas Birne, Speck und wieder Würze, dann packt das mürbe Tannin zu, intensiv und rauchig, dazu ein mächtiger Körper, stoffig und dicht, wird aber nie fett oder unbalanciert. Ein Powerwein, mit extremer Dichte und eine dunklen Tiefgründigkeit. [CB Jg. 2018]

Der umtriebige Roland Velich hat neben seinem Moric Weingut noch genügend Energie und Ideen gemeinsam mit Partner-Winzern in Ungarn unentdeckte Schätze zu heben. Das Hidden Treasure Project Nr. 2 featuring Kis Tamás aus Nagy-Somló (nördlich vom Balaton) hat uns besonders gut gefallen. Der Somlo 2019 ist eine Cuvée aus Furmint, Welschriesling und Hárslevelü (Lindenblättriger), wächst auf vulkanischem Boden und wird spontan im großen Holz und teilweise im Stahltank vergoren und ausgebaut.

Der 2019er Somlo beginnt mit viel Frucht und einer intensiven floralen Duftigkeit, sehr expressiv, mit Kamille, dazu etwas Heu, gelber Apfel und Zitronengras, die Ausprägung ist sehr gelb und mit einer gewissen Reife, Melone und Quitte kommt dazu, sowie eine feine Kräuterwürze. Am Gaumen sehr saftig und erstaunlich filigran, tänzelt sehr feingliedrig über den Gaumen, wieder mit floralen Anklängen, dazu mehliger Apfel, gelber Pfirsich und wieder Melone, wenn die Frucht da ist, kommt auch ein weicher Schmelz, bleibt mit feinem Brioche am Gaumen, gute Balance und feine Struktur. [CB Jg. 2019]

Jancis Robinson schreibt: "This is a thrilling, truly unique, dry white that embodies the symbiosis of Austria and Hungary – a hark back to the Austro-Hungarian empire perhaps? But before I left, the 2020 vintage of his Riesling/Furmint blend made a huge impression on me and my taste buds. It’s made from a 50:50 blend of two of my favourite grape varieties and was grown in the Hungarian wine region of Balaton, on the shores of the famous lake Balaton."