Jausn

Chris' Favorit des Jahres 2020 Beim letzten Besuch am Weingut Rings haben wir über unterschätzte Rebsorten diskutiert - mein Faible für Underdogs wie Müller-Thurgau, Welschriesling und Co. kennt die Familie Rings bereits. Wenig später hatte ich den Sand & Kalk im Glas, von Andy Rings verdeckt eingeschenkt, und meine Einschätzung zu Wein und Preis war gefragt. Schon mit der ersten Nase war ich begeistert: leichte Wildheit, dunkle und kühle Frucht, dazu noch Leichtigkeit sowie Frische, sanfter Grip und viel Saft, ernsthaft aber auch mit Trinkfreude und Komplexität.
Ich dachte an Cabernet Franc, vielleicht im Zusammenspiel mit anderen internationalen Sorten, der bestimmt über 20 € kosten würde. Also habe ich sofort angefangen, zu meckern, warum sowas nicht aus einheimischen Sorten möglich ist: ein ehrlicher und geradliniger Wein mit bäuerlichem Charme, am besten um die 15 €. Da hat Andy angefangen zu lachen: »Du Eimer, ist 100% Portugieser!«

Dieser ausgefallene Wein stammt von 40-60 Jahre alten Portugieser-Reben, gewachsen auf leichten Sand-und Kiesböden rund um Freinsheims. Spontan vergoren mit 50% ganzen Trauben, danach 18 Monate im großen neutralen Holzfass ausgebaut, nur minimal geschwefelt und unfiltriert abgefüllt. Intensive Nase nach süßen Beeren, Pflaumenmus, Bleistift, leicht Röstnoten, viel Würze: Piment und Kardamom, leichtes Reduktions-Stinkerl und eine staubige Mineralik. Am Gaumen eine fleischig-tintige Textur, "blutig" bei guter Säure, dezent herb, fein-aufgelöstes Tannin, sehr stimmig, von der lebendigen Säure zu guter Länge getragen. [GB Jg. 2020] 

 

 

 

Der Spätburgunder ReServe kommt aus den Spitzenlagen von Salwey mit altem Rebbestand und wird in Barriques ausgebaut (1/3 erste, 1/3 zweite und 1/3 ältere Belegung). In der Nase doch eher typisch deutsch: Erdbeermarmelade, nasses Holz, Moos, etwas frische Petersilie und Nuancen von Zimtrinde und Gewürznelken - ohne dabei überreif oder konzentriert zu wirken. Am Gaumen dann gleich deutlich straffer, unaufdringlicher Gerbstoff von schöner Säure flankiert, wird mit Luft immer kerniger in der Frucht, Schlehen, rauchige Mineralik, puristisch und stimmig im Finale. Braucht sicher noch etwas Zeit! [GB Jg. 2016]

Der Spätburgunder Oberrottweil (früher RS) kommt aus den Spitzenlagen von Salwey mit altem Rebbestand und wird zur Gänze in Barriques ausgebaut (1/3 erste, 1/3 zweite und 1/3 ältere Belegung). In der Nase schon eine kühle Frucht: Blaubeeren, Zwetschge, nasses Holz, Moos, etwas frische Petersilie und Nuancen von Zimtrinde und Gewürznelken. Am Gaumen eine eher straffe Textur mit einer kernigen Fruchtausprägung, Schlehen, flankiert von einem glatten Tannin und schöner Säure, dazu passend eine rauchige Mineralik, wird mit Luft immer präziser - puristisch und stimmig im Finale. [GB 11/2023]