18,0 Punkte

Der Chardonnay Linse stammt aus der Ruppertsberger Lage Linsenbusch, gelegen unterhalb des bekannten Gaisböhl. Der älteste Chardonnay Weingarten der Familie Seckinger wird im Boden vom Buntsandstein dominiert, durchsetzt von Kalkmergel und Löss. Beim Linse verwerdent Jonas ausschließlich gebrauchte Holzfässer, um den Chardonnay etwas wilder und offener und auch oxidativer zu halten.
In der Nase merkt man direkt den puren Stil dieses Chardonnays, keinerlei Holz ist spürbar, Reduktion, offene Frucht und kernige Würze, das ist zupackend und ein bissl grob, dabei fordernd und spannungsgeladen, mit der zarten Oxidation erinnert es sofort ans Jura, kernig und mit bäuerlichem Charme. Am Gaumen mit zupackender Säure, ruppige Textur, etwas herber Apfel und Grapefruit, griffig pflügt es über die Zunge, tut fast weh, aber der Gaumen verlangt sofort nach dem nächsten Schluck. Genialer Stoff mit einer komplett eigenen Chardonnay Stilistik. [CB 02/2022, Jg. 2020]

Ein reinsortiger Chardonnay ist eine Seltenheit in diesem Teil der Champagne, die Familie Josselin war aber schon immer ein großer Fan der Finesse dieser Sorte und hat die Rebfläche daher über die Jahre stetig ausgeweitet. Der 2018er Les Blancs ist ungemein fokussiert, mit fester Textur und einem drahtigen Körper, ein bisschen wie ein vibrierendes Stück Kreide, allerdings mit sehr viel Finesse und feinster Perlage. In der Nase mit filigraner Reduktion, leise und hell, eine Spur gelbe Frucht, ungemein elegant und kompakt, dabei kerniger und fokussierter als es reinsortige Chardonnays aus der Champagne oft sind. Am Gaumen mit kreidigem Punch, engmaschige Textur, wieder minimalistische Aromatik, der Boden dominiert und bringt feine Salzigkeit und tolle Saftigkeit mit, die feine Perlage fügt sich stimmig ein und bringt mit schöner Cremigkeit noch mehr Länge. [CB 08/2023]

Was es nicht alles gibt? Müller-Thurgau von der Mosel - vergessen Sie alle Vorurteile, was Julien Renard macht schmeckt sowieso anders! Wurzelechte Rebstöcke auf Schiefer, die ganzen Trauben sehr langsam in einer alten Korbpresse gepresst und über ein Jahr auf der Vollhefe ausgebaut.
Schon in der Nase merkt man, dass es sich hier um einen außergewöhnlichen Wein handelt, der Müller-Thurgau von Julien wirkt kraftvoll, reif und reduktiv, ein bisschen Funk und ein Hauch dirty, die Nase ist intensiv und komplex, rauchig, etwas getrocknete Früchte, Kumin und Kreuzkümmel, entwickelt sich genial. Am Gaumen packt trotz der Reife direkt die straffe Säure zu, auch hier mit hohen Intensität, fordernd und komplex, wieder viel Würze, dazu reife Frucht, ein feiner Gerbstoff kommt durch, das ist lebendig und straff, genialer Stoff, sowas hat man aus dieser Sorte noch nicht im Glas gehabt. [CB 02/2024]

Ein neuer Sekt im Sortiment von Griesel und der erste Lagensekt, den Nico Brandner in den Verkauf bringt. Wie der Name schon sagt ist es ein reinsortiger Pinot Noir vom Granitboden und das -F- auf dem Etikett steht für die Auerbacher Lage Fürstenlager. Der Sekt ist aus dem Jahrgang 2016 und wurde 58 Monate auf der Hefe gelagert, bevor er im Juni 2022 degorgiert wurde. 620 Flaschen hat das Sekthaus Griesel vom Pinot Noir Granit F produziert.

Die südlich ausgerichtete Lage Berg Roseneck ist von flachgründigen, steinigen Lehmboden mit Schichten von Schiefer und Quarzit geprägt. Nach einem Jahr Reife im großen Holz und anschließender Flaschenreife ist der Jahrgang 2018 der aktuellste und gerade erst frisch erschienene Roseneck (noch vor dem 2017er).

Der elegante, feminin zarte Duft nach reifen Mirabellen und feinwürzigem, weißen Pfeffer verspricht eine direkte Zugänglichkeit, und bereits der erste Schluck löst genau dieses Versprechen ein: druckvolle Präsenz verpackt in ein drahtiges, auf den Millimeter maßgeschneidertes Säurekorsett. Die gelbe Steinfrucht spiegelt sich auch am Gaumen wieder, hinzu kommen noch Nuancen von Johannisbeere und eine herrlich mundwässernde Salzigkeit. Fällt schwer diese Flasche noch lange liegen zu lassen - Rheingau-Riesling at it's best! [LA Jg. 2018]

 

Der Rheingauer Berg Rottland ist eine der berühmten Lagen in Rüdesheim (Berg Roseneck und Schloßberg sind die anderen), nahe dem Ort gelegen, ist teils von tiefgründigen Lößlehm geprägt, sonst steinig mit Schiefer und Sandstein durchzogen.

Der 22er Rottland ist der etwas kühlere, grünfruchtigere Vertreter unter den Breuer Lagenweinen. In der Nase Limette, grüner Apfel und Grüner Tee, filigran, karg und doch irgendwie einnehmend. Mit Luft macht er dann immer mehr auf, bleibt aber stets auf der grünen, zitrisch-herbalen Seite. Am Gaumen dann bereits eine unerwartete Saftigkeit, salzig und engmaschig. Auch wenn es aromatisch mit Birne, Salzzitrone und den leicht rauchigen Nuancen schon etwas kraftvoller wird, so bleibt der Berg Rottland (noch) stets feinst balanciert, ruhig und von nonchalanter Zurückhaltung geprägt. Ein paar Jährchen noch und dieser Riesling wird zeigen, was alles in ihm steckt. [LA 03/24]

Der Riesling Pfaffenwies wächst Rhein-abwärts von Rüdesheim in Lorch auf Schiefer- und Quarzitböden, die Rebstöcke sind teilweise über 50 Jahre und durch die südwestliche Ausrichtung ist der Wein noch etwas kühler und straffer als die anderen Lagen. Wie alle Lagenrieslinge wurde auch der Pfaffenwies im alten Stück- und Halbstück-Fass ausgebaut und 10 Monate auf der Hefe gelagert.

In der Nase beginnt der 2020er Pfaffenwies sehr ausgewogen und elegant, feine Fruchtnoten nach grüner Birne, etwas Litschi, dazu feiner Pfirsichtouch und eine filigrane Kräuternase, saftig und zugänglich, für das Weingut Breuer geradezu charmant. Am Gaumen ist die karge und unverkennbare Stilistik von Breuer aber gleich da, vibrierende Struktur, lebendige Säure und karge Mineralik, Salzzitrone, etwas Quitte, Fenchel und etwas Minze, lebendig und durchwegs fordernd mit toller Länge. [CB Jg. 2020]

Der Riesling Pfaffenwies wächst rheinabwärts von Rüdesheim in Lorch auf Hunsrückschiefer und Taunusquarzit an bis zu 55 Jahre alten Rebstöcken. Durch die südwestliche Ausrichtung bekommen die Trauben zwar intensive Nachmittagssonne ab, die Nächte sind aber etwas länger und kühler und so zeigt sich der Riesling Pfaffenwies immer etwas straffer als die anderen Lagen. Wie alle Lagenrieslinge von Theresa Breuer wurde auch der Pfaffenwies im alten Stück- und Halbstück-Fass ausgebaut und 10 Monate auf der Hefe gelagert.

Eine feine Kräuternase macht den Anfang, zart und elegant, so gar nicht laut, unterstützt von steiniger Mineralik und feiner Frucht, Zitronenzeste, Apfel, etwas Marzipan, ein Hauch Orangenblüten, aber sehr ernsthaft, ohne ins Floral-Kitschige abzudriften. Am Gaumen wieder mit viel Seriosität, die karge, unverkennbare Breuer-Stilistik ist gleich da: vibrierende Struktur, lebendige Säure und salzige Mineralik. Hört sich nach Kante an, ist aber überraschend weich und hinterlässt ein wohlig warmes Mundgefühl, dennoch fordernd mit Nachdruck und toller Länge. Salzzitrone, saurer Apfel und im Nachhall etwas Quitte runden ab. Ein Wein mit großem Potential, unbedingt noch weg legen. [AS 03/2024]

Der Riesling Reserve Perpétuelle ist ein neuer Sekt im Sortiment von Griesel und verdeutlicht, wie langfristig bei der Sektherstellung gedacht werden muss und welch riesigen Aufwand Nico Brandner betreibt, um tiefgründige und komplexe Schaumweine zu erzeugen. In diesem Riesling sind Grundweine aus den Jahrgängen 2013 bis 2017 und im Jahr 2018 wurde der Grundwein in die Flasche gefüllt, um für 42 Monate auf der Hefe zu bleiben.
Der Grundwein aus den verschiedenen Jahrgängen ist dabei in einem Solera-Verfahren entstanden und liegt ohne Schwefel auf der Hefe. Da Nico bei Sekt nicht der größte Riesling-Fan ist, versucht er mit dieser Methode die Frucht der Sorte loszuwerden und gleichzeitig die Tiefe und Komplexität herauszukitzeln. Wir finden seine Interpretation genial und sind begeistert, dass er immer neue Ideen hat, um das Niveau weiter anzuheben.
In der Nase ist der Riesling Perpétuelle von Oxidation und Hefe geprägt, die frische Frucht ist weg, dafür ist tiefgründige Würze da, dann kommt etwas Kühles, fast Balsamisches, rauchig, fast speckig und dazu eine Spur Dörrobst, der Ausbau ist klar zu spüren und gibt diesem Sekt ungemeine Tiefe. Am Gaumen gibt die karge Struktur den Ton an, straffe Säure und ungemeine Spannung, immer wieder blitzen die Einflüsse der Hefe durch und bringt Charme und Saftigkeit. Ein toller Sekt, der seinen oxidativen Vorbildern aus der Champagne schon sehr nahe kommt. [CB 10/2022]

Die Lage Braune Kupp ist anders als der Scharzhofberg direkt an der Saar gelegen und bekommt insgesamt etwas mehr Wärme ab. Zum einen wirkt der Fluss Temperaturregulierend und reflektiert die Sonnenstrahlen zusätzlich, außerdem ist die Lage nicht direkt vom Wald umgeben. In 2021 zeigt die Lage bislang ungekannte Finesse und Feinheit, so kühl und straff haben wir die Lage noch nicht erlebt, dieses Kabinett macht jetzt schon so viel Spaß, dass wir die Flasche am Weingut fast komplett ausgetrunken haben. Einen Hauch reifer als das Scharzhofberg Kabinett und etwas mehr Saft, der die feine Mineralik umschließt, die Balance ist grandios und macht es schwer, diesen Weine in den Keller zu legen. [CB Jg. 2021]