Clay

Beim Welschriesling fällt das anders gestaltete Label sofort auf und das hat auch seinen Sinn, denn dieser Wein ist der einzige bei Bott Frigyes, bei dem ein ausgedehnter Maischekontakt stattfindet. Der Olaszrizling wird mit einem großen Teil Ganztrauben und auch abgebeerten Trauben vergoren, das findet im Stahltank und zu etwa einem Fünftel in Amphoren statt.

In der Nase hat man gleich die würzige Intensität der Maische, es kommt Frucht durch, aber die kühle und ätherische Aromatik der Maische dominiert den Wein, da ist Minze, Fichtennadeln, Anis und eine dezente Rauchigkeit, bei aller Intensität doch auch leichtfüßig und animierend. Am Gaumen mit feiner Würze, saftige gelbe Frucht, charmante Struktur, hinten raus kommt feiner Grip, fester Kern, reife Gelbe Birne und Aprikose, eine Spur Exotik im Abgang, druckvoll und komplex, eine spannende Interpretation des Welschriesling. Auch hier am besten viel Luft geben, am zweiten Tag schmecken die Weine oft besser als am ersten. [CB Jg. 2020]

Der 2021er Jahrgang bleibt aromatisch, sehr nah am 2020er, die ätherisch Aromatik dominiert und er brauch Zeit, um sich zu öffnen. Am Gaumen weiterhin saftig mit gutem Gerbstoff und gelber Frucht. [ND 07/2022]

Eigensinnig wie die Weingutsbesitzer ist auch der Einstiegs-Riesling von Sophie Kumpf und Julien Albertus. Der darf sich im Keller nämlich ganz frei entfalten. Das bedeutet keine Reinzuchthefen und die bei Riesling oft unerwünschte malolaktische Gärung lässt man ihm durchgehen und die sorgt für eine ganz besonders geschmeidige und gut eingebundene Säure. 11 Monate liegt er dann hauptsächlich in Edelstahltanks und ein kleiner Teil in alten Holzfässern. Auf Filtration und die Zugabe von Schwefel vor der Abfüllung wird verzichtet - versteht sich natürlich. Hört sich nicht nach klassischer Riesling-Bereitung an? Ist es auch nicht und dieser Riesling möchte auch gar kein traditioneller Elsässer sein. Die Frucht steht deutlich im Hintergrund, viel mehr geben geröstete Haselnüsse, herbe Kräuter, etwas Liebstöckel den Takt an. Dahinter kommt dann Maracuja und gelber Pfirsich zum Vorschein. Das ist ein Strukturwein mit Grip, mit Zug, mit im Hintergrund wabernder Säure. Kein Mainstream-Riesling, sondern Elsass mal ganz anders. [AS 06/2023]

Wie aus kleinen Missgeschicken große Weine entstehen - denn die Seckinger Brüder haben beim Solera in Paradise ganz einfach vergessen ein Fass Weißburgunder aus der Lage Paradiesgarten aufzufüllen. Es bildeten sich Kahmhefen, die eigentlich absolut schädlich für den Wein sind. Durch das Solera-Verfahren konnten die Jungs den Wein nicht nur retten, sondern auch etwas ganz Besonderes daraus machen. Das Ergebnis ist ein zupackender Pinot Blanc, der als solcher nur schwer zu erkennen ist. Ein Burgunder, der mit seiner fordernder Säurestruktur und seiner zitrischen Frische ein Statement setzt und ganz klar im Kontrast zu vielen braven Weißburgunder steht. [AS 11/2023]