Steiermark Trip nach Gamlitz und Ratsch

Blick vom Steinberg Richtung Welles
Wir haben einen kurzen Abstecher in die Steiermark gemacht und drei Tage verbracht bei  unseren STK -Winzern den neuen Jahrgang zu verkostet. Leider war das Wetter sehr schlecht, viel Regen und Nebel aber dann kam doch auch mal kurz die Sonne raus. Die Klassik-Weine kommen im März in den Verkauf und zeigen sich im 2014er Jahr von einer schlanken, knackigen und mineralischen Seite. Welschriesling und vor allem Muskateller waren in diesem Jahrgang ein bisschen die Sorgenkinder der Winzer, da diese Sorten die größten Probleme mit den Regenschauern im Herbst hatten. Bei Sauvignon Blanc und den Burgundersorten sieht die steirische Weinwelt hingegen sehr sehr gut aus. Auch hier etwas knackiger und grasiger als im Vorjahr, dafür mit einer genialen Mineralik, selbst schon bei dein Einstiegsweinen.

Herrenhof Lamprecht

Angefangen haben wir die Tour bei Gottfried Lamprecht in der Oststeiermark. Die 2014er Fassproben waren wirklich super, noch etwas wild, mit knackiger Säure und feiner Gerbstoffstruktur. Eine sehr eigenständiger Weinstil der sich irgendwo zwischen den klassischen fruchtigen Weinen und den Naturweinen der Steiermark einordnet. Das große Highlight war der 2013er Furmint, ein absolut genialer Wein, der zeigt wie groß Furmint sein kann wenn er richtig gemacht wird.

Weingut Gross

Dann gings zum Weingut Gross nach Ratsch. Auch hier gab es wieder einen sehr guten Furmint, diesmal aber aus Slowenien und vom Stil her straffer und geradliniger. Die Highlights waren hier aber die grandiosen Sauvignons! Puristisch und schlank, mit kerniger Mineralik vom Ersten an. Der Sauvignon Blanc Sulz ist der wärmste der Sauvignons am Weingut Gross und kommt mit etwas mehr Speck und Schmelz als die Klassik ins Glas. Die grandiose Lage Colles, in Slowenien, mit ihrem schiefrigen Ton-Mergel, auch Opok genannt, ist ein terrassierte Steillage die von der Familie Gross vor neun Jahren neu bestockt wurde, der Wein glänzt mit purer Mineralik, salzig-kantig-mega-sauvignon. Herausgestochen hat auch der Morillon Startin mit Druck, Struktur und kalkiger Mineralik, ein perfektes Beispiel für einen geradlinigen Morillon mit Charakter.
Etwas später am Abend und nach einiger Zeit in der Karaffe hat dann der Sauvignon Blanc Ratscher Nussberg 2006 die Lichter ausgeschossen. Frucht war eigentlich kaum da, braucht aber auch niemand, wenn man so ein elegantes, rauchiges Mineralik-Monster im Glas hat – ganz GROSS! Gute Nachricht dabei, der 2013 wird da in eine ähnliche Richtung gehen.

Sattlerhof – Gamlitz

Montag in der Früh ging es dann zum Weingut Sattlerhof, um mit Willi Sattler einmal quer durchs Sortiment zu kosten. Wie bei den anderen Winzern auch tut sich der Welschriesling und der Muskateller im 2014er Jahr etwas schwer, so richtig zu überzeugen. Das konnten die Burgundersorten und der Sauvignon Blanc dafür um so mehr. Die Sattlers sind ja eigentlich jedes Jahr sehr puristisch unterwegs, in diesem Jahr ist die Mineralik trotzdem noch mal intensiver im Glas als sonst.
Die tolle Morillon Serie startet mit einem superfeinen und drahtigem Gamlitzer Morillon, dann kommt ein Neuzugang im Sortiment der Sattlers: Morillon Kapellenweingarten, wächst auf schottrigem Sand und bringt etwas mehr Volumen und exotische Früchte mit. Überstrahlt wird die Serie von einem monumentalen Morillon Pfarrweingarten 2012, der schon noch deutlich vom Holz geprägt ist, jedoch blitzen dahinter Struktur, Mineralik und eine ungemein saftige Säure hindurch, braucht noch ein bisschen Zeit, dann wird das richtig groß.
Die Sauvignon Blancs sind dieses Jahr etwas verhaltener von der Frucht, nicht schreiend Laut, sondern etwas grasiger und ruhiger. Der Gamlitzer Sauvignon Blanc ist wie jedes Jahr eine Bank und bringt neben Kräutern und grünen Früchten auch eine angenehme Cremigkeit und eine zart mürbe Struktur mit. Eine echte Ausnahmeerscheinung ist der Weissburgunder Pfarrweingarten Fassreserve aus dem Topjahr 2007. Sieben Jahre lang im großen Holzfass auf der Hefe gelagert, frisch und knackig wie der aktuelle Jahrgang, dabei aber schon viel harmonischer und komplexer, bringt seine Komponenten in perfekter Form ins Glas.

Weingut Tement

Nach dem Mittagessen mit den Sattlers ging es zu Armin Tement, hoch oben auf die Lage Zieregg. Sehr erfreulich war hier gleich der Beginn, denn der Welschriesling sowie die beiden Muskateller zeigten sich in toller Frühform und sind bisher das Beste, was ich von den beiden Sorten in der Steiermark im Glas hatte. Gerade der reifere und kraftvollere Muskateller aus der Lage Steinbach zeigt eine große Finesse und eine für diese Sorte ungewöhnlich intensive Mineralik.
Auch bei Armin Tement gab es eine herausragende Morillon-Serie zu verkosten, hier sind jedoch alle Weine noch aus 2013. Vom Muschelkalk über den Sulz bis hin zum Zieregg sind alle drei in ihrer Klasse mit das Beste, dass es in ganz Österreich gibt. Morillon nahe an der Perfektion!
Der Sauvignon Blanc Klassik ist in diesem Jahr die ganz typische grasige Klassik mit viel Paprika und Brennnessel, darüber kommt der slowenische Zieregg von der Domaine Ciringa, der etwas reduzierter ist, dafür etwas mehr Rauchigkeit und Mineralik mitbringt. Dann steigert sich die Reife der Frucht und die Kraft der Sauvignons kontinuierlich, vom Berghauser über Grassnitzberg bis hin zum dichten und breiten Sernau. Die Toplage Zieregg wird dann allerdings wieder deutlich eleganter, zarter und feiner als die vorherigen, dabei hat sie aber trotzdem mehr Druck und Mineralik, 2013 wird auch wieder ein großer Zieregg Jahrgang.

Lackner-Tinnacher

Zum Abschluss ging es zu den Tinnachers auf eine ganz besondere Weinprobe. Das Timing hat gepasst und so konnte ich bei einer Grauburgunder Steinbach Vertikale von 2013 bis 1977 mitmachen, die für das Steiermark Wein-Magazin veranstaltet wurde. Fast 30 Jahrgänge des gleichen Weins zu probieren ist absolut faszinierend und in einer vom Wetter so abhängigen Region wie die Steiermark auch extrem unterschiedlich von Jahr zu Jahr. Dazu gibt es in Kürze einen eigenen Artikel, denn die Eindrücke dieser spannenden Probe müssen in aller Ausführlichkeit erzählt werden.
Zu den 2014ern von Katharina Tinnacher kann man sagen, dass Sie das hohe Niveau der Vorjahre wieder einmal bestätigt hat und einen der besten Sauvignon Blanc Klassik des Jahres in die Flasche gebracht hat. Die Lagenweine aus dem 2013er Jahr werden im Mai erscheinen und hier gibt es so einige Kracher! Morillon und Sauvignon Blanc aus der Lage Flamberg schaffen es noch mal eine Steigerung zum letzten Jahrgang hinzulegen und sind mal wieder in der absoluten Spitze der Steiermark.
Weil wir es nicht zum Weingut Neumeister geschafft haben und Christoph Neumeister auch bei den Tinnachers war, gab es zum Schluss der Reise noch eine Flasche Sauvignon Blanc Alte Reben 2011 von Neumeister. Ich liebte diesen Wein vorher schon, und es wurde für mich wieder bestätigt, dass er nicht nur der größte Sauvignon Blanc Österreichs ist, sonder auch einer der Besten weltweit.

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