18,0 Punkte

Der Chardonnay Ephemere ist in diesem Jahr deutlich karger, fester und straffer, das liegt zum einen am kühleren 2021er Jahrgang, aber auch an einem kleinen Fass Savagnin das Jean-Pascal mit dem Ephemere verschnitten hat. Die Komplexität ist grandios und da sind wir auch wieder beim Savagnin, denn das Fass wurde vier Jahre lang unter Flor ausgebaut. In der Nase Wachs und reife Gelbe Frucht, etwas Apfelschale, Mandeln, Quitte und eine filigrane Rauchigkeit, der Wein schwankt zwischen Oxidation und Reduktion, beeindruckende Tiefe, lebendig und animierend. Am Gaumen mit fester Textur, stoffig und dicht, das Salz kommt durch, steinig und mürbe, wieder Apfel, feiner Gerbstoff und eine saftige Säure, die Struktur bleibt ewig hängen und macht den Ephemere zu einem großen Wein. [CB 10/2023]

„Les Trouillots“ ist eine 2,6 ha große Lage an einem nach Süden ausgerichteten Hang nördlich von Poligny. Seit über 40 Jahren gedeihen hier bereits alle fünf Rebsorten des Jura, die beiden weißen, Chardonnay und Savagnin, finden sich vor allem in den oberen Parzellen, die besonders stark vom Kalkstein durchzogen sind. Kraftvoll und mit guter Struktur präsentiert sich der Chardonnay Les Trouillots. In der Nase herbe Kräuteraromatik, Birnenschalen und frisch geschnittene Wiesenblumen. Am Gaumen bringen die Salzigkeit und die an der Zungenspitze ansetzende Säure die unverkennbare Jura-Nuance in diesen geradlinigen Naturwein und sorgen auf diese Art für die richtige Balance aus Power und Trinkfluss. [LA 12/23]

Der Morillon Graf kommt von den ältesten Rebstöcken, die auf den kargsten Stücken rund um das Weingut stehen, allerdings etwas niedriger gelegen als der kühlste Weingarten Sgaminegg. Kurze Maischestandzeit bevor es im gebrauchten Holz vergoren und auf der Vollhefe bis zur Füllung ausgebaut wird.

Der Morillon Graf ist der direkte Gegenentwurf zum sehr offenen Sauvignon und zeigt sich als sehr verschlossener, karger und reduktiver Sturkopf. In der Nase mit kräftigem Reduktions-Stinkerl, das ist wild und springt aus dem Glas, steinig, hart und rauchig, kühl und engmaschig, als würde er sagen wollen das man ihn noch ein paar Jahre in Ruhe lassen soll, mit Luft lässt er sich dann aber schon etwas besänftigen. Am Gaumen mit mehr Charme und Offenheit, hier begrüßt eine weiche, reife Frucht, dann kommt ein fester Kern und eine salzig-steinige Struktur, anspruchsvoll und engmaschig, rauchig, etwas Litschi und saftiger Pfirsich. Zeit geben dann wird der Graf Morillon zur Maschine. [CB Jg. 2019]

Die Lage Kieselberg liegt auf einem Hochplateau oberhalb von Deidesheim und ist im Boden von Buntsandstein und Kieselgeröll geprägt. Die Lage zeigt sonst eigentlich eine reife Charakteristik mit viel Kraft und hochreifen Trauben. Bei Seckingers ist der Kieselberg filigran und zart, an sich der leiseste Riesling der gesamten Kollektion. Das liegt allerdings nicht an Jonas Zauberhändchen, sondern vielmehr an den 60-jährigen wurzelechten Rebstöcken, die gerade Mal 1000 Liter Ertrag pro Hektar erbringen. Ganztraubenpressung und richtig dreckig ins gebrauchte Fass, sowie die Lagerung auf der Vollhefe können der Feinheit des Kieselbergs nichts anhaben.
Auch 2021 hat sich der Kieselberg wieder sein elegantes, feminines Kleid aus zartem, frischen Pfirsichduft und feinstem Kalkstaub gehüllt und bereits Sekunden nach dem Öffnen ist klar: Das ist Haute-Couture, nichts von der Stange. Es ist alles da, was man sich von einem Top-Riesling erwartet: der Weinbergspfirsich, Zitruszeste, grüner Apfel, weißer Tee, lebendige Säure und faszinierender Tiefgang. Man muss die Aromen nicht suchen, sie legen sich sowohl in der Nase als auch am Gaumen unweigerlich auf die Rezeptoren. Aber der Kieselberg umgarnt einen dabei auf eine so nonchalante seidige Art, dass man gar nicht bemerkt wie er einen einnimmt. Und plötzlich ist die Flasche einfach leer... wie ist das nur passiert? [LA 02/2023]

Auch wenn sein Lagenwein den Namen Le Ch'ti trägt, ist das nicht der Name der Lage, sondern der einer steilen Parzelle rund um den Uhlen, geprägt von kalkhaltigem grauen Schiefer. Ausgebaut wird er teils in gebrauchten Holzfässern sowie im Stahltank. Eigentlich wie die restlichen Weine von Julien Renard. Der Le Ch'ti reift allerdings 20 Monate auf der Vollhefe, wo er bis kurz vor der Füllung verbleibt. Das verleiht ihm einen ganz besonderen Charakter, die ans Jura erinnert.

2021 war ein recht kaltes Jahr an der Terrassenmosel, perfekt für Riesling und der Le Ch'ti ist der perfekte Ausdruck dieses Jahrs. Kühl, fast schon abweisend präsentiert er sich in der Nase. Frucht findet man kaum, vielleicht etwas Zitrone, Grapefruit und grünen Apfel. Viel dominanter - falls man bei diesem Wein überhaupt von dominant sprechen kann - ist sein beachtlicher Kräuteranteil mit viel Minze und Eukalyptus sowie der leicht florale Einschlag und die Kamillennote. Am Gaumen kristallklar, straight, kernig, engmaschig, super slim und extrem puristisch. Karg und knochentrocken, wie man die Weine von Julien kennt, aber mit zartem Hefetouch und mit schon jetzt wohl integrierter Säure. Er hinterlässt ein mentholfrisches Mundgefühl, dem man minutenlang nachschmecken kann. Noch zeigt er sich recht kompakt, hat aber bereits tiefe Spannung. Spannend werden auch die nächsten Jahre mit diesem Wein, wenn er sich auf die Reise macht. Wir sind gespannt! [AS 10/2023]

"Sgaminegg" ist eine überlieferte Bezeichnung aus dem Slawischen, die sich vom steinigen Opok-Boden ableitet, auf dem dieser Wein wächst. Alte Reben und die Höhenlage mit kühlen Winden der Koralpe sorgen für die Frische und Kühle in dieser Cuvée aus Sauvignon Blanc und Morillon.

In der Nase mit einer Reduktion die nahe an der Perfektion ist, Sesam und Mohnbrötchen, dazu eine salzige Kühle, die ein Härte und Kargheit mitbringt, wie man es nur selten in der Nase hat. Mit Luft kommt auch Frucht dazu, Speckbirne, etwas Trester, Marille und Zitronengras, am besten ganz viel Zeit lassen und immer wieder den Geruch genießen. Am Gaumen mit fester Struktur, auch hier ist die Kargheit zu spüren, dazu ein festes Tannin und wieder Salz, es kommt aber auch eine weiche Seite dazu, mit saftiger Säure, etwas Holunder, ein Hauch Opulenz und etwas Schmelz, hinten raus dann blättrig, etwas floral und giftig, wirklich beeindruckend, wie komplex der Sgaminegg ist. Dieser Wein ist auf jeden Fall für die Reife gemacht und in fünf Jahren wird hier unfassbares aus der Flasche kommen. [CB Jg. 2018]