Bereits in den letzten Jahren hat sich der Riesling Pettenthal von Kühling-Gillot immer weiter von klassischen Rieslingen entfernt und der 2020er Jahrgang geht diesen Weg direkt weiter. In der ersten Nase könnte das auch ein Montrachet sein: mit zarter Reduktion, Würze und feiner Wildheit. Das Bukett extrem komplex und tiefgründig - aber nicht laut: etwas Brotkruste, getrockneter Apfel, ein winziger Hauch Thymiankraut, dunkel und rauchig. Am Gaumen mit einer feinen Textur, auch hier eine elegante Wildheit, dazu kommt ein mürber und sehr passender Gerbstoff, saftig und schwebend, erst langsam setzt sich die Riesling-typische Säure durch, bleibt dabei immer charmant, mit reifer rötlicher Frucht, vielleicht etwas Himbeere und Speckbirne, viel Druck im Abgang. Der Pettenthal zeigt perfekt was Riesling (alles) kann - mächtig und filigran zugleich. [GB 07/2021]
Nachverkostet im Oktober 2023:
In der Nase sehr offen und zugänglich, saftige dunkle Würze, Tabak, ledriger Apfel, rötliche Williamsbirne, Schwarzbrotrinde mit getrockneten Fenchelsamen. Die ursprüngliche Wildheit ist noch gut zu erkennen, wird jetzt aber begleitet von einer aromatischen Tiefe und Dichte, was ihm sehr viel Seriosität und Größe verleiht. Am Gaumen dominiert neben der offenen reifen Frucht, vor allem diese würzig-herbale Aromatik, die ganz besonders den Weinen vom Roten Hang zu eigen ist: Tabak, blanchierte Mandeln und eine mürbe, steinige Mineralik enden mit einer filigranen Säure in einem langen, von Salzzitronenaroma begleiteten Finish. Beste Chancen auf einen Platz in den Top 3 der "Festtagsweine 2023". [LA 10/2023]