Österreich 2010

Das Weinjahr 2010 ist geprägt von schwierigen Wetterbedingungen und daraus resultierenden kleinen Erntemengen. Dennoch dürfen wir knusprige Weißweine und schlanke Rotweine erwarten.

Der strenge Winter des Jahres 2009 wurde von einem ansprechenden Frühlingsbeginn 2010 abgelöst, dem aber bald nasskalte Perioden folgten. Überhaupt war das Jahr 2010 von hohen Niederschlagsmengen und relativ wenigen Sonnenstunden geprägt. Je nach Rebsorte und Weinbaugegend fiel auch die Hauptblüte der Reben in eine mehr oder minder ungünstige Wetterperiode, was sich unmittelbar auf die Ertragskraft ausgewirkt hat. Das oftmalige Verrieseln der Fruchtansätze zu diesem Zeitpunkt stellte sich als entscheidender Faktor für einen geringen Traubenbehang oder auch eine geringe Anzahl von Beeren pro Traube heraus und führte letztlich zur geringsten österreichischen Erntemenge seit 25 Jahren. Mit nur 1,737 Mio. hl deckt die Erntemenge 2010 nicht einmal den Inlandskonsum ab. So wurden in den steirischen Weingefilden Ernteeinbußen von rund 12% verzeichnet, während anderswo mehr als 40% der Durchschnittsmenge den Wetterkapriolen zum Opfer fielen.

Kein Nachteil ohne Vorteil
Nach der wechselhaften Blüte folgte eine trügerische Hitzephase im Juli, die jedoch von einem kühlen und regnerischen August und einem ebenfalls nicht als Altweibersommer zu benennenden September abgelöst wurde. Ab Oktober gab es aber immer wieder ,,trockene Zeitfenster“, in denen zu einem sorgfältig gewählten Lesezeitpunkt das Traubengut in trockenem und vor allem gesundem Reifezustand eingebracht werden konnte. Begünstigt wurde die Unversehrtheit des Lesegutes durch den mehrfach beschriebenen, lockeren Behang der Trauben, der den Botrytisdruck verringerte und die Winzer guten Gewissens einige Zeit mit der Lese zuwarten konnten. Auch die kühlen Temperaturen, vor allem die nächtliche Abkühlung, haben zum ungewöhnlichen Phänomen ,,feuchtes Jahr, doch gesunde Trauben“ wesentlich beigetragen.

Bevorzugt waren auch Winzer mit starkem Nervenkostüm, denn Extraktgehalt und Fruchtnuancen nahmen bei später Ernte gleichsam Woche für Woche zu und führten zu durchaus zufrieden stellenden Resultaten. Bei mehr als ausreichendem zuckerfreien Extrakt präsentieren sich die Weißweine sehr fruchtbetont und von einer rassigen, aber kaum jemals aggressiven Säure begleitet. Die Sortenmerkmale treten meist klar hervor und die Botrytis bleibt – von wenigen Ausnahmefällen abgesehen – im Hintergrund. Grundsätzlich kommt ein derartiges Weißweinjahr einem frischen und schlanken Weintyp entgegen, so dass vielfach wieder von einem ,,österreichischen“ Jahrgang die Rede ist. Bei entsprechender Geduld konnten jedoch auch durchaus kraftvolle Gewächse mit über 13% Alkoholgehalt, sattem Volumen und gebündelter Struktur geerntet werden.
Knusprige Weiße, schlanke Rote

Kennzeichnend für die Weißweine, etwa aus unserer Paraderebsorte Grüner Veltliner, ist somit ein angenehm animierendes Frucht-Säure-Spiel, ergänzt durch markanten Sortencharakter. Etwas verhaltener präsentieren sich vorerst naturgemäß die Rieslinge, die aber ebenfalls durch hohe Rasse und zum Teil kristallklare Fruchtaromen punkten und damit beispielsweise Jahrgänge wie 2004 und 2008 überflügeln könnten. Auch bei den Burgundersorten gab es zum Teil erhebliche Mengeneinbußen, aber da und dort sehr ausgewogene und runde Qualitäten aus Weißburgunder wie aus Chardonnay, denen eigentlich keine Sortenattribute abgehen. Ähnliches lässt sich für die sehr pointierten, aber keineswegs zu grasigen Sauvignons und Muskateller behaupten, die speziell in der Steiermark, die von günstigeren Witterungsbedingungen profitierte, gelungen sind. Auch die burgenländischen Weißweintypen zeigen die Eigenheiten des Jahrgangs auf und werden durch die etwas kräftigere Säurestruktur sogar für den einen oder anderen Gaumen erfrischender als sonst erscheinen.

Schwieriger gestaltete sich die Situation auf dem roten Sektor, für den letzten Endes der Zweigelt aufgrund einer durchaus befriedigenden Zuckerreife und eines rotbeerigen, fruchtbetonten Charakters die besten Ergebnisse brachte. Auch Pinot Noir sowie St. Laurent, der aber stark unter dem Mengenverlust litt, sind in ihren Hochburgen bei guter Reife ansprechend gelungen. Schwieriger waren die Verhältnisse für spät reifende Rebsorten, wie etwa dem Blaufränkisch, für den eine strenge Selektion quasi verpflichtend war, um auf entsprechende Gradationen zu kommen, oder für die französischen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Syrah, während der Merlot in einigen Fällen doch etwas besser reüssiert hat. Ob aus diesem Jahrgang unsere Rotweinspezialisten jeweils alle bekannten Kategorien erzeugen oder sich auf einige ihrer wichtigsten Marken- oder Lagenweine konzentrieren werden, hängt wohl von ihrer ,,Philosophie“ ab und wird die Zukunft weisen. Gegenwärtig reifen ja noch die hervorragenden 2009er Roten in den Fässern, die durch die Bank Großes erwarten lassen.

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