Loess

Auch in 2022 macht Julien Renard einen Chardonnay aus Trauben die er von seinem Freund Christoph Barth aus Rheinhessen bekommen hat. der ist in Alzey zuhause und hat 20-jährige Chardonnay-Reben die er Julien zur Verfügung gestellt hat. Trotz des warmen Jahres beginnt der Chardonnay kühl und karg, hier ist eine herbe Kräuterwürze am Start, zitrisch und filigran, doch der Chardonnay verändert sich mit Luft sehr schnell und zeigt sich als Paradoxon, frisch geöffnet der verschlossenste, entwickelt er sich am schnellsten mit Luft und bekommt viel Fülle, eine weiche Cremigkeit und viel Würze und reife Frucht, da ist Zimt, Kardamom und getrocknete Aprikose, etwas Melone und Pfeffer, es kommt eine gewisse Oxidation durch und diese macht ihn ungemein komplex. [CB 02/2024]

Der Chardonnay Reserve kommt von kargen Kalkböden, der Knewitz Brüdern ist ein früher Lesezeitpunkt sehr wichtig, um mit einer hohen Säure und niedrigem PH-Wert ins Fass zu kommen. Die Trauben werden im Ganzen gepresst und der Most kommt ungeklärt mit viel Trub ins Fass zur Gärung, anschließend bleibt der Wein auf der Vollhefe liegen, wodurch diese herrliche Reduktion entsteht. In der Nase Brioche und Karamelltöne, Feuerstein, Bratapfel. Am Gaumen eine geschliffene Struktur, das Holz perfekt eingebunden, frische Säure, wieder leichtes Karamell, kandierte Früchte, tolle Mineralik, lang. Ein großer Burgunder! [GB Jg. 2016]

Der Spätburgunder »R« kommt ebenfalls von der Ingelheimer Seite und ist eine Selektion der besten Fässer vom Spätburgunder Alte Reben. Das Ziel von Carsten ist, die filigransten und strukturiertesten Fässer getrennt zu füllen, deshalb ist der »R« der leisere und zartere Wein. Deshalb kommen hier auch ausschließlich gebrauchte Holzfässer zum Einsatz, je besser die Trauben, desto weniger Holz hält er für nötig. 24 Monate gönnt Carsten dem Wein in diesen Fässern. Im Jahr 2021 gibt es von ihm nicht mehr als zwei Barriques.

In der Nase beginnt der Spätburgunder »R« mit femininer Eleganz und einer genialen Zartheit, dezente Süße Frucht, feine Rauchigkeit und dazu Kräuternoten, Himbeere und Walderdbeere, etwas erdiges, Maronen und Baumrinde, wirkt federleicht und animierend, Veilchen, violett anmutend, entwickelt sich grandios mit Luft. Am Gaumen geht die Eleganz genau so weiter, saftig und filigran, Zwetschge und eine Spur Johannisbeere, vibrierend und karg, das Tannin ist zart und engmaschig, die Säure behält immer die Frische bei und wirkt animierend, beerig und ungemein balanciert. Da ist jetzt schon alles am richtigen Fleck! [CB Jg. 2019]

Wie bei allen Weissen Burgunder wird auch beim Möhlin sehr klassisch nach burgundischem Vorbild gearbeitet, Ganztraubenpressung mit einer alten Spindelpresse, Vergärung im kleinen Holzfass und anschließendes Vollhefelager für ein Jahr. Dann wird es etwas moderner und es geht für ein halbes Jahr in den Stahltank, um mit der Feinhefe die Frische und Lebendigkeit zu fördern. Beim Weissburgunder Möhlin ist der Kalkanteil im Boden deutlich höher als beim Einstieg und die meisten Reben sind aus den 50er Jahren, wobei es eigentlich kein reinsortiger Weissburgunder ist, da im Weingarten damals teilweise auch Gutedel und Chardonnay gepflanzt wurden, wie man es von den Französischen Rebschulen halt bekommen hat.
Im 2019er Jahrgang zeigt sich der Möhlin von seiner ganz filigranen Seite, ein leiser und ruhiger Wein mit femininer Duftigkeit, florale Finesse mit Veilchen und dazu ein Hauch Zitrus, betörend und tiefgründig, mit Luft wird es immer komplexer, kühle Minze und Verbene, der Wein braucht Luft und Geduld, dann ist die Entwicklung genial. Am Gaumen macht der Möhlin genauso elegant weiter, mit saftigem Beginn und einer frischen Säure, sehr feingliedrige Struktur, dazu hier eine Spur mehr Frucht, etwas Nektarine und reife Birne, dazu wieder kühle Kräuter, mit Eisenkraut und etwas Salbei, eine feine Weissburgunder-typische Cremigkeit kommt hinzu, sehr balanciert und filigran bis zum Schluss. [CB Jg. 2019]