Was Carsten Saalwächter mit seinem Chardonnay R 2020 wieder auf die Flasche gebracht hat ist schon eine Bank, das kann man nicht anders sagen. Ein voluminöser, dichter Körper, der aber auf so vielen kleinen, filigranen Beinen steht, dass er trotz seiner einnehmenden Erscheinung einen überaus komplexen, agilen und balancierten Eindruck hinterlässt. Es beginnt in der Nase mit der Saalwächter-Signature-Reduktion, diese jedes Jahr aufs Neue erstklassig gelungene Aromatik aus geröstetem Sesam, Schießpulver und Kreidestaub darf man mittlerweile meiner Meinung nach durchaus so nennen. Die Wärme gelber Steinfrüchte gesellt sich hinzu. Die Kühle und Frische von Brennessel und Kalkstein. Die Salinität, die man sonst eigentlich nur von Jura Chardonnay kennt. Und zu guter Letzt ein dunkelwürziger Kern, der diese diversen einzelnen Aromen elegant und kompakt miteinander verbindet und dem Weine eine beachtliche Tiefgründigkeit verleiht. Am Gaumen mehr Würze denn Frucht, etwas Dörrobst, komplex und fordernd. Ein seidiges, weiches Mundgefühl, genau der richtige Grad von Grip und Säure, damit er nicht ins Cremige abrutscht, sondern als spannender Charakter-Chardonnay mit Salzfinish die Kehle hinabfließt. mit großem Potenzial. Dem Wein unbedingt viel Luft geben, dazu ein großes Glas und viel Zeit, er wird es mit genialer Komplexität danken! [LA 05/2023]