Weinland

Eine typisch österreichische Cuvée aus 40% Zweigelt und 60% Blaufränkisch im großen neutralen Holzfass ausgebaut. Mittleres Rubingranat, würzige Nase nach Schlehen, Powidl, Pfeffer bzw. Kardomom, Bleistift, daneben ätherische Nuancen, ein Anflug Lorbeerblätter. Am Gaumen zeigt sich ein eleganter Charakter mit einer fast drahtigen Struktur, frische lebendige Säure, dazu ein mürbes Tannin mit einer leicht erdigen Textur, viel rotbeerige Frucht die nach hinten zieht und gut haften bleibt, pfeffrige Würze auch im Abgang. Unbedingt Luft geben! [GB Jg. 2015]

Der Jahrgang 2020 präsentiert sich sehr ähnlich, der elegante Charakter ist geblieben, eventuell sogar einen Ticken ausgeprägter, weil karger und präziser noch als zuvor. In der Nase intensive, nur dezent fruchtige, mehr dunkelherbe Schlehen, ätherische Noten und im Hintergrund Lorbeerblatt. Auch ab dem ersten Schluck: weiterhin sehr zurückhaltende Frucht, dazu nun frische, animierende Säure und mürbe Tannine. Nur genüsslich langsam, mit schwarz-rauchiger Pfeffrigkeit verabschiedet er sich vom Gaumen. Das ist weder zu leicht, noch zu schwer, ein ausbalanciertes Weltergewicht quasi. [AK 11/2023]

An Orangewein scheiden sich ja grundsätzlich schon die Geister, an Aromarebsorten wie Muskateller ebenso. Ein maischevergorener, reinsortiger Muskat Ottonel ist also sicherlich kein Wein, an dem jeder Gefallen findet - selbst innerhalb des Weinfurore-Teams rufen Weine wie dieser eine wahre Bandbreite an Reaktionen hervor. Die Fans karger, mineralischer Weine fühlen sich bereits von dem intensiven Duft nach Pfingstrosen, Orangenmarmelade und Lindenblüte so überrumpelt, dass sie oft gar nicht mehr zur Geschmacksprobe bereit sind. "Viel zu krass" ist ihnen die überbordende Aromatik. Wer aber so wie ich auch ein gewisses Faible für Bukettrebsorten hat (unter Sommeliers ja nahezu ein guilty pleasure), der hat mit Joisephs Muskat Ottonel wirklich eine spannende und extrem trinkige Entdeckung gemacht.

Spontan auf der Maische vergoren, unfiltriert und in hefetrübem goldgelb mit orangenen Reflexen liegt er im Glas und verströmt neben den bereits genannten Aromen noch eine Wärme von Bratapfel und Hefeteig. Am Gaumen eine feste Textur, und ein knackiger Gerbstoff, der genau den richtigen Druck mitbringt, damit dieser Muskateller niemals klebrig oder süß wirkt. Sauber und ordentlich gemachter Naturwein mit Spaßfaktor. Zum Käse oder einer Tarte Tatin sicher ein Traum, ansonsten sollte man ihn aber lieber als Solokünstler agieren lassen.  [LA 10/2023]